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Ausgabe 81-1/2000

TOY STORY 2

Produktion: Walt Disney Pictures / Pixar; USA 1999 – Regie und Story: John Lasseter – Buch: Andrew Stanton, Rita Hsiao, Doug Chamberlin & Chris Webb – Kamera: Sharon Calahan – Animation (Ltg.): Glenn McQuelen – Schnitt: Edie Bleiman, David Ian Salter, Lee Unkrich – Musik: Randy Newman; deutsche Liedtexte: Klaus Lage und Collin McMahon – Länge: 90 Min. – Farbe – FSK: ab 6 – Verleih: Buena Vista – Altersempfehlung: ab 8 J.

Als Andy zu einem Ferienaufenthalt in einem Cowboy-Camp aufbricht, landet seine Lieblingspuppe Woody versehentlich auf einem Familienflohmarkt im Vorgarten. Dort erkennt der besessene Spielzeugsammler Al sofort den Wert des Cowboys und entführt ihn. In Al's Appartement wird Woody bewusst, dass er zu einer Gruppe von Merchandising-Figuren gehört, die für die legendäre TV-Serie "Woody's Round-up" aus den 50er-Jahren entwickelt wurde. Al möchte die endlich komplettierte Sammlung an ein kapitalstarkes Museum in Japan verkaufen. Doch der Astronaut Buzz Lightyear und einige andere Kameraden aus Andys Spielzeugbestand sind bereits aufgebrochen, um Woody vor einem öden Leben in kalten Vitrinen zu bewahren. Allerdings genießt der smarte Cowboy inzwischen die Aufmerksamkeit, die ihm seine neuen Freunde, das Cowgirl Jesse, das Pferd Bullseye und der Goldgräber Stinky Pete, widmen. So ausgiebig sonnt sich Woody in seinem neu erworbenen Starruhm, dass er den Rettern zunächst die kalte Schulter zeigt, als diese sich nach etlichen Abenteuern endlich zu ihm vorgekämpft haben. Natürlich sind Woodys Freunde von der Arroganz ihres bisherigen Anführers erstmal enttäuscht und kehren unverrichteter Dinge um. Am Ende schafft es aber Buzz Lightyear, der ja seine Identitätskrise schon im ersten Toy-Story-Abenteuer bewältigen musste, Woody auf den Boden der Realität zurückzuholen.

In den USA bescherte "Toy Story 2" mit einem Einspiel von über 80 Millionen Dollar Buena Vista das bisher erfolgreichste verlängerte Thanksgiving-Wochenende. Die Chancen stehen gut, dass die Marken des Erstlings von 190 Millionen Dollar Einnahmen an den US-Kinos und 360 Millionen Dollar weltweit erreicht, wenn nicht übertroffen werden. Dem Pixar-Studio unter Leitung von John Lasseter ist mit "Toy Story 2" auch künstlerisch ein seltenes Kunststück gelungen: Die Fortsetzung eines Publikumserfolgs übertrifft das Original. Dramaturgisch wie ästhetisch wirken die neuen Abenteuer von Cowboy Woody und Captain Lightyear reifer, stimmiger und natürlicher als im ersten komplett computeranimierten Trickfilm der Filmgeschichte aus dem Jahr 1995. Nicht nur leistungsfähigere Computerprogramme, auch eine dramatischere Geschichte mit stärkeren Emotionen schaffen ein Kinoerlebnis, das einem Live-Action-Drama in Spannung und Drive kaum mehr nachsteht.

Wie schon in "Toy Story" und "A Bug's Life" steuert Randy Newman zu Lasseters drittem langen Film erneut einen ansprechenden Soundtrack bei, darunter zwei exklusive Songs. In der Originalfassung lieferten Stars wie Tom Hanks und Tim Allen wieder die Dialoge für Woody und Buzz, während für die deutschsprachige Version erneut Peer Augustinski und Walter von Hauff als Sprecher gewonnen werden konnten.

Erfolgreich sind die 250 Animatoren und Techniker den Hauptschwächen der ersten "Toy Story" zu Leibe gerückt: steril wirkenden Räumen, unnatürlich aussehenden Menschen und der begrenzten Psychologie der Kunstfiguren. Der technische Fortschritt der Software ermöglichte vier Jahre nach dem Original nicht nur mehr, sondern auch flüssigere Kamera- und Figurenbewegungen, erlaubte einen realistischeren Schattenwurf und lässt vor allem organische Oberflächen wie menschliche Haut oder tierisches Fell fast lebensecht aussehen. Zusätzliche Charaktere wie etwa das quirlige Cowgirl Jesse und der resolute Goldsucher Stinky Pete bereichern das Figurenarsenal und bescheren Woody eine Identitätskrise, als ihm seine einstige Berühmtheit zu Kopf steigt. Die entscheidenden Pluspunkte der neuen Inszenierung liegen jedoch in der Vertiefung der menschlichen Gefühle der Spielzeugfiguren, so etwa wenn sie vor ihrem schlimmsten Schicksal, dem Ausrangiertwerden, in Panik geraten, und in der Verfeinerung des Plots, in dem die Action-Szenen jetzt überzeugender motiviert sind. Lasseter betont denn auch folgerichtig: "Für mich ist es die Story, die das Publikum packt, nicht die Technologie und nicht der Look des Films. In 'Toy Story 2' haben wir uns daher darauf konzentriert, eine gute Story zu erschaffen."

Allerdings verwendete das im Kern gleiche kreative Team wie bei der ersten "Toy Story" auch viel Mühe auf die Verfeinerung des Looks. Die Production Designer schufen 18 verschiedene Schauplätze mit 1.200 Modellpaketen wie Gebäuden, Requisiten oder Kostümen. Für Woodys TV-Show aus den Fünfzigern wurde eine eigene Merchandising-Serie aufgelegt, und Al's Appartement wurde komplett im Art Deco-Stil der 30er-Jahre eingerichtet. Die Integration der Puppen in die räumliche Umgebung wirkt jetzt realistischer, ihre Gesichtsausdrücke wurden differenzierter, was insgesamt mehr Großaufnahmen ermöglichte.

Insgesamt nähern sich in dem Animationsfilm elementare filmische Gestaltungsmittel wie Ausstattung, Beleuchtung, Tiefenschärfe und Kameraführung immer mehr einem Live-Action-Film an. Man darf gespannt sein, zu welchen Ergebnissen dieser Prozess bei "Monsters, Inc.", der nächsten Koproduktion von Pixar und Disney, die 1997 einen exklusiven Vertrag über fünf Filme schlossen, führen wird.

Reinhard Kleber

 

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