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Ausgabe 84-4/2000

WIE KATER ZORBAS DER KLEINEN MÖWE DAS FLIEGEN BEIBRACHTE

LA GABBIONELLA E IL GATTO

Produktion: La Lanterna Magica / CGG Tiger Cinematografica; Italien 1999 – Regie: Enzo d'Alò – Buch: Enzo d'Alò, Umberto Marino, nach dem gleichnamigen Roman von Luis Sepùlveda – Animationsregie: Silvio Pautasso – Schnitt: Rita Rossi – Musik: David Rhodes – Länge: 77 Min. – Farbe – FSK: o. A., ffr. – Verleih: MFA (35 mm) – Altersempfehlung: ab 5 J.

Am Hamburger Hafen geht's rund – die Ratten-Gang wühlt in der Unterwelt, um endlich die Oberhand zu gewinnen, was den Katzen, einer Gruppe liebenswerter Individualisten, einige Sorge macht. Durch die Ereignisse draußen am Meer wird vor allem Kater Zorbas jedoch bald ganz andere Sorgen haben: Ein Tanker ist verunglückt und in die schwarze Ölschicht gerät eine Möwe, die sich mit anderen auf dem Rückflug befindet. Nur mit Mühe kann sie sich gerade noch aufs Land retten, direkt vor Kater Zorbas' Pfoten, und dort ihr Ei legen. Sie selbst kann es nicht mehr ausbrüten. Deshalb nimmt sie Zorbas das Versprechen ab, dieses Ei nicht zu verspeisen, sondern es zu hüten, bis das Junge ausschlüpft, sich darum zu kümmern und ihm das Fliegen zu lehren. Kater Zorbas nimmt sein Versprechen ernst, holt sich Rat bei seinem Freund, dem Katzenprofessor, und in Tierbüchern der Bibliothek. Seine Umsicht hat schließlich Erfolg – eines Tages schlüpft eine kleine Möwe aus dem Ei, reißt den Schnabel auf und verlangt von ihrer "Mama" gefüttert zu werden. Ein neues Problem für Zorbas. Natürlich schafft der Kater nach einigen missglückten Versuchen auch das. Wen wundert's, dass schließlich die kleine Möwe in dieser Umgebung glaubt, selbst auch eine Katze zu sein. Die Ratten ruhen derweil nicht, haben sie doch inzwischen den kleinen Leckerbissen erspäht. In höchster Gefahr ist die Katzen-Gang mit Kater Zorbas zur Stelle. Das Schwierigste, der ängstlichen Möwe ihren eigenen Fähigkeiten auf die Sprünge zu helfen, damit sie endlich ihre Flügel zum Fliegen gebraucht, steht ihnen aber noch bevor ...

Enzo d'Alò ist bei uns vor allem durch die – liebevoll als Zeichentrickfilm gestaltete – italienische Weihnachtslegende "Der blaue Pfeil" bekannt. Diesmal hat er zusammen mit seinem Team aus einer literarischen Vorlage – das mehrfach übersetzte und auch als Theaterstück bearbeitete Buch des chilenischen Autors Luis Sepùlveda, der nach dem Militärputsch aus Chile emigrierte und u. a. in Hamburg gelebt hat – einen Animationsfilm geschaffen, der sich vom gängigen Zeichentrick abhebt. Die Tiere sind mit Witz und Kreativität entworfen und in Bewegung gebracht. Die Musik – für die Ratten harter Rock, für die Katzen melodische Songs (in der deutschen Übersetzung manchmal allerdings an der Grenze zum Gefühlskitsch) – bildet eine eigenständige Ebene. Und das Ruhe stiftende Möwenballett in der Mitte der Filmerzählung zeigt die künstlerischen Intentionen der Filmemacher. Natürlich bezieht die Geschichte zweier so ungleicher Gefährten so manche Situationskomik schon allein aus dieser Konstellation, wenn sich z. B. der rundliche Kater bemüht, das Ei auszubrüten, ohne es zu zerdrücken oder die vierbeinigen Freunde einen exakten Flug-Lehrplan für die Boden-Möwe aufstellen. Dass die verschiedenartigen Tiere lernen einander zu vertrauen und ihre eigenen Fähigkeiten zu entdecken, macht die Geschichte von Kater Zorbas und der kleinen Möwe darüber hinaus sympathisch.

Christel Strobel

 

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Ausgabe 84-4/2000

 

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