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Ausgabe 84-4/2000

"Ich habe nichts gegen das Wort Kinderfilm"

Gespräch mit Richard Claus, Produzent des Films "Der kleine Vampir"

(Interview zum Film DER KLEINE VAMPIR)

KJK: Vor zwanzig Jahren "Bananen-Paul" (Drehbuch und Regie), jetzt "Der kleine Vampir", wieder ein Kinderfilm, oder haben Sie etwas gegen diesen Begriff?
Richard Claus: "Nein, überhaupt nicht, Kinderfilm – das ist in Ordnung. Es ist ja ein Film für Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren."

Wie sind Sie zum kleinen Vampir gekommen?
"Jeder Produzent sucht nach Material, das sich in anderen Medien bereits bewährt hat, und die Bücher von Angela Sommer-Bodenburg sind weltweit über zwölf Millionen Mal verkauft. Als ich erfuhr, dass die Filmrechte zur Verfügung standen, habe ich zugegriffen."

Gab es noch andere Interessenten?
"Als ich vor etwa sieben Jahren anfing, mich dafür zu interessieren, war der Stoff bereits weg. Nach ungefähr fünf Jahren fand ich heraus, dass die amerikanische Firma, die die Rechte kaufte, den Glauben an die Realisation verloren hatte. Ich suchte mir ein paar Partner, kaufte alles, was schon da war. Es existierten schon einige Drehbuchfassungen. Wir haben ja wirklich großartige Autoren."

Wie dem Presseheft zu entnehmen ist: für die Ausarbeitung des Drehbuchs stehen Larry Wilson (u. a. "Addams Family") und Karey Kirkpatrick ("Chicken Run"). Die Kostüme schuf der dreifache Oscar-Preisträger Jim Acheson ("Der letzte Kaiser", "Gefährliche Liebschaften", "Zeit der Sinnlichkeit"). John Grower steht für visuelle Effekte, ein früher Trickexperte ("Tron"), der auch bei "Star Treck" mitarbeitete. Große Namen – auch ein großer Etat?
"23 Millionen Dollar hat 'Der kleine Vampir' gekostet."

Der Film ist international besetzt, gedreht wurde in Schottland, der klassischen Kulisse für Vampire.
"Es war von Anfang an klar, dass man einen so großen Film nur produzieren kann, wenn er international läuft. Es ist zwar ein in Deutschland entwickelter Stoff. Die Bücher sind besonders bei uns populär, aber es ist kein 'deutscher' Film."

"Nur" ein deutscher Produzent und ein deutscher Regisseur. Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Uli Edel?
"Es ist nicht so, dass es einen Grund gab zu sagen, Uli Edel ist die logische Wahl. Wir wollten einen europäischen Regisseur, es musste kein deutscher sein. Uli, der seit Jahren in Amerika fürs Fernsehen arbeitet, fand die Geschichte so toll, wollte den Film unbedingt machen, nicht zuletzt, weil er selbst zwei Jungen hat. Und wir haben ihm das zugetraut."

Die Hauptrolle ist mit Jonathan Lipnicki besetzt, der bereits 1996 in Amerika einen Preis als bester Kinderdarsteller (im Film "Jerry Maguire") gewann. Aktuell ist er in "Stuart Little" zu sehen. Ist er ein kleiner Star?
"Nein, er hat zwar viel gespielt, aber er ist absolut kein routinierter Schauspieler. Das merkt man auch. Das macht es beim Arbeiten nicht einfacher, aber er bleibt echt."

Haben Sie bei dem Projekt auch an Ihr eigenes Kind gedacht?
"Nein, mein Sohn ist ja erst dreieinhalb. Ich habe mich aber mit und ohne Kinder schon immer für Kinderfilm interessiert und für alles, was sich auf der märchenhaften Ebene abspielt. Das hat etwas mit meinem Leben zu tun. Ich finde es einfach eine sehr schöne Sache, etwas für Kinder zu machen, weil man da sehr direkte Antworten bekommt. Wenn ich einen Film für Erwachsene produziere, habe ich mit so vielen unterschiedlichen Kriterien zu tun. Ein Film für Kinder ist eine relativ einfache Angelegenheit. Man muss eine Geschichte nur so erzählen, dass sie Kindern gefällt, und es macht wahnsinnig Spaß, das Drehbuch zu entwickeln unter dem Aspekt, was geht in den Kindern vor, für die der Film gemacht ist."

Interview: Gudrun Lukasz-Aden

 

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