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Ausgabe 84-4/2000

DER WEG NACH EL DORADO

THE ROAD TO EL DORADO

Produktion: DreamWorks; USA 1999/2000 – Regie: Eric "Bibo" Bergeron, Don Paul – Buch: Ted Elliott, Terry Rossio – Schnitt: Vicki Hiatt – Musik: Hans Zimmer, John Powell, Elton John / Tim Rice (Songs) – Länge: 90 Min. – Farbe – FSK: ab 6, ffr. – Verleih: UIP (35 mm) – Alterseignung: ab 10 J.

Die beiden spanischen Trickbetrüger Tulio und Miguel landen auf der Flucht vor einer verärgerten Menschenmenge zufällig auf dem Schiff des Kapitäns Cortez. Dieser setzt gerade die Segel zu einer Reise nach Amerika, so dass die beiden Gauner als blinde Passagiere mitfahren müssen. Unterwegs fliehen sie zusammen mit dem eigenwilligen Pferd Altivo und landen glücklich an einer sagenhaften amerikanischen Küste. Ausgestattet mit einer Karte, die eine Wegbeschreibung zu einer legendären Goldstadt enthält, machen sie sich auf den Weg in den Dschungel. In der geheimnisvollen Stadt angekommen, werden sie als Götter begrüßt und in einen Machtkampf zwischen dem Hohepriester und dem Häuptling verwickelt. Während sich Tulio in die hübsche Tempeldienerin Chel verliebt, folgt der erbarmungslose Cortez den Spuren des Duos und steht bald vor den Toren der Stadt.

Nach seinem ersten Zeichentrickfilm "Der Prinz von Ägypten" wechselte Steven Spielbergs DreamWorks-Studio für sein neues Animationsabenteuer den Kontinent: Der farbenprächtige Buddy-Film "Der Weg nach El Dorado" über zwei liebenswerte Gauner auf Goldsuche spielt in der sogenannten Neuen Welt. Für die musikalische Begleitung kam das Dream-Team aus Disneys "Der König der Löwen" wieder zusammen: Hans Zimmer komponierte die Musik, Elton John und Tim Rice steuerten sechs neue Songs bei. In Story und Inszenierung orientieren sich die Regisseure Eric Bergeron und Don Paul einerseits an den klassischen Buddy-Filmen mit Bob Hope und Bing Crosby, andererseits an den Standards der Disney-Zeichentrickfilme. Handwerklich solide hergestellt, aber längst nicht so ambitioniert angelegt wie das Einstandsprojekt "Der Prinz von Ägypten", kombiniert das kurzweilige Abenteuerspektakel in überzeugender Weise klassische Zeichentrickverfahren und moderne Digitaltechnik.

So erreicht die exzellent choreografierte Szene um den exotischen Ballspielwettkampf, die unübersehbar auf den amerikanischen Nationalsport Baseball verweist, vor allem in puncto Rasanz sogar die furiosen Action-Szenen in Disneys "Tarzan". Und das quicklebendige Gürteltier, das sich in der Szene als getarnter Ball betätigt und dadurch den beiden Helden aus der Klemme hilft, hält allemal mit den frechen "Tarzan"-Affen mit.

Während Bergeron und Paul die historischen Gräueltaten der spanischen Eroberer an den indianischen Ureinwohnern lediglich in der Schlussphase andeuten, ansonsten aber geflissentlich aussparen, zeigen sie bei der Gestaltung der erotischen Annäherung zwischen Tullio und Chel mehr Mut, ja für einen Kinder- und Familienfilm überraschende Offenherzigkeit. Hier und bei einer Nacktbadeszene scheinen sich nun endlich die prüden Standards der US-Studios zu ändern. Ohne die Beiträge eines Gürteltiers, das als witziger Sidekick fungiert und vor allem die Herzen der jungen Zuschauer höher schlagen lässt, wäre der Humor in der eher spannungsorientierten Story allerdings fast ein wenig zu kurz gekommen. Dass sich "El Dorado" nicht so sehr an die ganz Kleinen richtet, zeigen auch das Fehlen kindlicher Helden sowie die gefälligen Pop-Songs, die zwar wie bei "Tarzan" die Handlung kommentieren, aber wirklich eingängige Melodien vermissen lassen.

Reinhard Kleber

 

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