Produktion: Walt Disney; USA 2003 – Regie: Francis Glebas – Buch: Brian Hohlfeld, nach Motiven aus dem Roman "Puuh der Bär" von A. A. Milne – Schnitt: Ivan Bilancio – Musik: Carl John, Carly Simon (Songs), Richard M. Sherman (Titelsong "Winnie the Pooh") – Länge: 75 Min. – Farbe – FSK: o. A. – Verleih: Buena Vista – Altersempfehlung: ab 5 J.
Exakt nach dem Strickmuster von "Tiggers großes Abenteuer", der es im Sommer vor drei Jahren hierzulande immerhin auf 1,25 Millionen Besucher brachte, funktioniert nun auch Francis Glebas' Nachfolgefilm "Ferkels großes Abenteuer". Lediglich die Hauptfigur wurde ausgetauscht. Nun darf Winnie Puuhs Kumpel Ferkel ein paar lehrreiche Episoden erleben und erkennen, dass man auch als Kleiner Großes vollbringen kann. Das klassisch animierte, eine positive Grundstimmung verbreitende Zeichentrickwerk aus dem Hause Disney wird fraglos vielen Kindergartenkindern und Erstklässlern die nächsten Sommerferien versüßen.
Aus dem reichen Fundus von A. A. Milnes Winnie Puuh-Figuren hat Drehbuchautor Brian Hohlfeld nun das kleine rosa Schweinchen namens Ferkel, das im US-Original Piglet heißt, ins Zentrum seiner mit 75 Minuten Länge leicht überschaubaren Geschichte gerückt: Ferkel fühlt sich ziemlich zurückgesetzt, weil seine Kumpels Winnie Puuh, Tigger sowie der Esel, der Hase und die Kängurus ständig Dinge unternehmen, ohne ihn dabei mit einzubinden. Sehr traurig verschwindet er deshalb im Hundert-Morgen-Wald. Doch seine Freunde merken schnell, dass Ferkel verschwunden ist. Sofort begeben sie sich auf die Suche und lassen mit Hilfe seines Tagebuchs so nebenbei diverse "kleine" Heldentaten des Schweinchens Revue passieren. Dabei merkt die Clique, dass sie ihren etwas zurückhaltenden Kumpanen in letzter Zeit ein wenig unterschätzt hat und gelobt Besserung.
"Ferkels großes Abenteuer" ist eine durch eine Rahmenhandlung lose zusammengehaltene Aneinanderreihung von kurzen Episoden, die Ferkel etwa bei dem Bau eines Hauses für den Esel oder anderen nützlichen Dingen zeigen. Dabei wird mit sanften pädagogischen Mitteln vor Augen geführt, dass nicht nur die Großen auch Großes vollbringen, sondern die kleinen Details es sind, die das Endergebnis erst möglich machen. Regisseur Francis Glebas auf dessen Konto das "Pomp & Circumstance"-Segment von "Fantasia/2000" geht, begnügt sich bei seinem niedlichen Ausflug in den Hundert-Morgen-Wald mit der klassischen, in Handarbeit ausgeführten Zeichentricktechnik und zeigt seine Figuren ganz in der Tradition der Original-Buchillustrationen von E. H. Shepard, die immerhin schon aus den 20er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts stammen.
Dass Milnes alltägliche Geschichten um Freundschaft, Selbstvertrauen, Mut und Gemeinschaftsgefühl, die inzwischen weltweit 50 Millionen Mal verkauft und in 31 Sprachen übersetzt wurden, immer noch Gültigkeit besitzen, beweist auch der höchst gelungene Soundtrack, zu dem Carly Simon acht wunderschöne Rockballaden mit entsprechend ans Herz gehenden Texten beigesteuert hat. Die sympathische Folksängerin ist am Ende in einem Musikvideo leibhaftig zu sehen, wo sie einen ihrer Songs zum Besten gibt. Es lohnt sich also auch für die Eltern, bis zum Abspann sitzen zu bleiben.
Obwohl "Ferkels großes Abenteuer" wie zuletzt auch die Sequels zu "Peter Pan" und "Das Dschungelbuch" lediglich als TV-Projekt mit entsprechend niedrigem Budget von Disney produziert wurde und der große Reibach sicher erst mit den Video/DVD-Veröffentlichungen gemacht werden wird, steht einer erfolgreichen Kinoauswertung wohl nichts im Wege.
Thomas Lassonczyk
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