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Ausgabe 59-3/1994

MADITA

DU ÄR INTE KLOK, MADICKEN

MADITA

Produktion: Svensk Filmindustrie/Artfilm, Schweden 1979 – Regie: Göran Graffman – Buch: Astrid Lindgren, nach ihrem Kinderbuch – Kamera: Rune Ericson – Schnitt: Jan Persson – Musik: Bengt Hallberg – Darsteller: Jonna Liljendahl (Madita), Liv Alsterlund (Lisabet), Kerstin Hansson (Mia), Monica Nordquist (Mutter), Björn Granath (Vater) u. a. – Länge: 95 Min. – Farbe – Verleih: wild utopia (35mm) – Altersempfehlung: ab 6 J.

"Du verlaustes Gör!" beschimpft die kleine Madita schon mal ganz ungeniert eine Schulkameradin, wenn sie sich besonders geärgert hat. Auch sonst ist Madita, die eigentlich Margarethe heißt, ziemlich ausgelassen, oder, wie ihre Schwester Lisabet so schön sagt, "manchmal ganz schön verdreht". Ständig ist sie zu Streichen aufgelegt, und ihren Eltern gehorcht sie auch nicht oft. So geht sie zum Beispiel trotz eines Verbots der Mutter mit ihren nagelneuen roten Schuhen zum Maifeuer-Fest, wo sie prompt im Matsch der Wiese einsinkt.

In der Schule zankt sich Madita fast regelmäßig mit ihrer eigenwilligen Mitschülerin Mia, die aus armen Verhältnissen stammt. Als Mia sie Feigling nennt, erklärt sich Madita zu einer waghalsigen Mutprobe bereit. Wie von Mia gefordert, balanciert sie über das Dach der Schule. Ihre Herausforderin dagegen klettert nur aufs Dach, traut sich aber nicht, über den First zu balancieren. Damit hat Mia die Wette verloren. Zu einer Versöhnung kommt es erst, als Mia nach einem Fehltritt von Mitschülerinnen verprügelt wird und Madita einschreitet. Ihre Freundschaft festigt sich, als Madita feststellt, dass sie Läuse hat, die sie sich wahrscheinlich von Mia geholt hat. Nun müssen sich die beiden vom Kindermädchen Alva mit Essig entlausen lassen. Die ganze Aktion wirkt auf die kleine Lisabet so spannend, dass sie sich ihr ebenfalls unterzieht, obwohl sie gar keine Läuse hat.

Mit ihrem Freund Abbe hat Madita zwar weniger Schwierigkeiten, aber dafür größere Sorgen. Als ihr Vater sie auf einen Rundflug mitnehmen will, schenkt sie den Flug Abbe. Der ist zwar überglücklich, erkrankt jedoch an einer schweren Lungenentzündung. Obwohl sie ihn jeden Tag besucht und auch für ihn betet, tut sich lange nichts. Als Madita die Hoffnung schon fast aufgegeben hat, wird Abbe doch noch gesund. Lange warten müssen Madita und ihre Schwester noch einmal kurz vor Weihnachten. Ihre Mutter bekommt nämlich ein weiteres Kind. Erst am Weihnachtsabend hören sie endlich Babygeschrei aus dem Wohnzimmer.

Der schwedische Film aus dem Jahr 1979 beruht auf dem 1960 erschienenen Kinderbuch "Madicken" (deutscher Titel: Madita) von Astrid Lindgren. Zum ersten Mal führte nicht mehr Olle Hellbom Regie, sondern der Stockholmer Theaterregisseur Göran Graffman. Ein Jahr später drehte er seinen zweiten Kinofilm "Madita und Pim", der nun voraussichtlich Ende 1994 in den deutschen Kinos starten wird. Schärfer als in anderen Spielfilmen nach Lindgren-Vorlagen werden in "Madita" die sozialen Konflikte herausgearbeitet, die die ländliche Idylle des Jahres 1915 überschatten. Besonders deutlich wird dies im hochmütigen Verhalten der eitlen Bürgermeisterfrau gegenüber dem Dienstmädchen Alva. Bei einem Wohltätigkeitsball ordnet sie an, dass keiner der anwesenden Herren Alva zum Tanzen auffordert. Durch einen glücklichen Zufall sorgt Madita aber noch für die Genugtuung Alvas und eine süße Rache an der Intrigantin.

Der inzwischen 15 Jahre alte Film wirkt gerade im Vergleich zu jüngeren Lindgren-Adaptionen ein wenig altmodisch-betulich. So sind die vielen kleinen Episoden zwar hübsch erzählt und brav aneinandergereiht, insgesamt fehlt es jedoch gelegentlich an Spannung und Lebendigkeit. Bezaubernd allerdings ist die junge Hauptdarstellerin Jonna Liljendahl: Wenn sie mal wieder etwas anstellt oder ein unschickliches Schimpfwort gebraucht, kann man nur bewundernd sagen: "Ein charmantes Gör!"

Reinhard Kleber

 

Bundesverband Jugend und Film e.V.MADITA im Katalog der BJF-Clubfilmothek unseres Online-Partners Bundesverband Jugend und Film e.V.

 

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