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Ausgabe 113-1/2008

BLINDSIGHT

Produktion: Robson Entertainment; Großbritannien 2006 – Regie: Lucy Walker – Kamera: Michael Brown, Petr Cikhart, Keith Partridge, Mahyad Toursi, Lucy Walker – Schnitt: Sebastian Duthy – Musik: David Christophere, Nitin Sawhney – Mitwirkende: Sabriye Tenberken, Erik Weihenmayer u. a. – Länge: 107 Min. – Farbe – FSK: ab 6 – Verleih: TAO Cinemathek – Altersempfehlung: ab 12 J.

Dieser Dokumentarfilm erzählt die Geschichte einer ungewöhnlichen Bergtour und der Titel erklärt bereits, was die Bergsteiger so besonders macht: "Blindsight" heißt "Sicht der Blinden" und die phonetische Ähnlichkeit von "Blindsight" zu "blind sided" soll außerdem die schwierige Situation der blinden tibetischen Kinder im gesellschaftlichen Abseits beschreiben.

Eine willensstarke und mutige Gruppe von sechs blinden Kindern begibt sich gemeinsam mit der blinden Sabriye Tenberken und dem blinden Bergführer Erik Weihenmayer auf eine Tour zur Spitze des 7.000 Meter hohen Lhakpa Ri im Himalaja-Gebirge. In Tibet blind zu sein, erklärt Sabriye Tenberken, Gründerin der ersten Blindenschule in Tibet, kann bedeuten, dass man von seiner Familie verstoßen wird, weil es einen Aberglauben gibt, der hinter der Blindheit einen Dämon oder ein in der Vergangenheit begangenes Verbrechen vermutet. Trotz ihrer Probleme in der tibetischen Gesellschaft sind die 14- bis 19-jährigen blinden Bergsteiger Sonam Bhumtso, Gyenshen, Dachung, Kyila, Tenzin und Tashi voller Energie und Lebensmut. Sie zeigen, wie wichtig der Halt in der Gruppe und die Unterstützung der schwächsten Mitglieder sind.

Kurz vor dem Gipfel müssen einige Kinder den Aufstieg aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Der daraus entstehende Konflikt, ob man zusammen umkehrt oder nur ein Teil der Gruppe, wird zur essenziellen Frage des Films: Ist das Ziel der Weg oder das Erreichen des Gipfels? Gemeinsam entscheiden sie sich, die Gruppe nicht zu teilen und so kommt es 1.000 Meter vor der Spitze des Lhakpa Ri zum Abstieg. Was sich anfangs noch wie ein Scheitern anfühlt, wird zu der kollektiven Erfahrung, auch in einer schwierigen Situation zusammenzubleiben und Rücksicht auf das schwächste Glied der Gruppe zu nehmen.

Schon ganz zu Beginn erklärt Sabriye Tenberken den Kindern, dass es nicht der Gipfel ist, der zählt, sondern das gemeinsame Erlebnis in der Gruppe, der Zusammenhalt und das Zusammenspiel untereinander. Das macht auch das Bergsteigen zu einer wichtigen Erfahrung. Wer blind ist, muss auf seine Umwelt, seine Mitmenschen vertrauen können und darauf bestehen. Diese "Sicht der Blinden" lässt sich auf die Sehenden übertragen.

"Blindsight" führt in die Welt von blinden Menschen, gibt aber in besonderer Weise einen Einblick in das Leben von blinden Kindern in Tibet. Auch wenn vor allem aus der Sicht der Erwachsenen erzählt wird, sind es die Kinder, die bis zum Schluss die Richtung vorgeben und schließlich auch den gemeinsamen Abstieg begründen und verlangen. Ein eindringlicher Film über junge Menschen, die trotz körperlicher Beeinträchtigung mit voller Energie ihr Leben selbst in die Hand nehmen.

Julia Gebefügi

 

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Ausgabe 113-1/2008

 

Inhalt der Print-Ausgabe 113-1/2008|

Filmbesprechungen

BLINDSIGHT| COMRADES IN DREAMS – LEINWANDFIEBER| DER FUCHS UND DAS MÄDCHEN| DER GOLDENE KOMPASS| DER GROSSE MARKT| HERR FIGO UND DAS GEHEIMNIS DER PERLENFABRIK| HINTER DEN WOLKEN| HOLUNDERBLÜTE| KLEINER DODO| MAN IN THE CHAIR| MONDKALB| PERSEPOLIS| DIE ROTE ZORA| VERWÜNSCHT|

Interviews

Barnsteiner, Eduard - "Nur selten finde ich einen Film, den ich ins Kino bringen will"| Dillmann, Claudia - "Wir wollen nicht nur Geschichte vermitteln"| Enders, Sylke - "Die Zuschauer sollen sich in den Film verlieben"| Koepp, volker - "Wir mussten uns mit der Kamera niemals verstecken"| Næss, Petter - "Damit kann sich jedes Kind identifizieren"| Rothkirch, Thilo Graf - "Wir können stringenter produzieren, wenn alles in einer Hand bleibt"| Wolpert, Bernd - "Kinder und Jugendliche sind unser wichtigste Zielgruppe"|


KJK-Ausgabe 113/2008

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