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Ausgabe 133-1/2013

RUBINROT

Bild: RUBINROT
© Concorde

Produktion: Lieblingsfilm / mem-film / Geißendörfer Film- und Fernsehproduktion / Tele München; Deutschland 2013 – Regie: Felix Fuchssteiner – Buch: Katharina Schöde, nach dem Roman von Kerstin Gier – Kamera: Sonja Rom – Schnitt: Wolfgang Weigl – Musik: Philipp F. Kölmel – Darsteller: Maria Ehrich (Gwendolyn Shepherd), Jannis Niewöhner (Gideon de Villiers), Veronica Ferres (Grace Shepherd), Uwe Kokisch (Falk de Villiers), Katharina Thalbach (Großtante Maddy) u.v.a. – Länge: 122 Min. – Farbe – Verleih: Concorde – FSK: ab 12 – Altersempfehlung: ab 14 J.

Lucy und Paul fliehen, verfolgt von finsteren Kapuzenmännern, die ihnen etwas abjagen wollen, was offensichtlich von hohem Wert und großer Bedeutung ist. Doch plötzlich sind sie nicht mehr da, aufgelöst, einfach so. Eine Szene aus vergangenen Zeiten, die in die Londoner Gegenwart hineinreicht. Gwendolyn Shepherd, eine kluge Sechzehnjährige, ahnt noch nicht, dass sie bald Hauptperson in einem Mysterienspiel sein wird. Erstmal dreht sich alles um ihre Cousine Charlotte, die ganz offensichtlich zu Höherem berufen ist, trägt sie doch das höchst seltene Zeitreise-Familien-Gen in sich. Die Gesellschaft um sie herum tut alles, um sie und den ziemlich eingebildeten Gideon de Villiers auf eine Reise in die Vergangenheit vorzubereiten. Zurück in eine Zeit, in der Ladys ausladende Roben trugen, sich zu benehmen wussten, und Gentlemen fechten, reiten und noch manch andere Tollkühnheit beherrschten. Gwendolyn findet all das höchst albern, ist heilfroh, nicht mit diesem Gen ausgestattet zu sein. Aber eines Tages passiert ihr das, wonach sich Charlotte vergeblich sehnt: Ihr wird schwummerig, wutsch, und weg ist sie. Findet sich im quirligen Markttreiben Londons um die Jahrhundertwende wieder. Es lässt sich nicht mehr verbergen: Gwendolyn hat das Gen! Die schwarz gewandeten Herren der Geheimloge sind alarmiert, bereiten sie nun an der Seite von Gideon auf eine geheime Mission vor. Gideon lernt fleißig seine Lektionen, fragt nicht nach dem Warum. Ganz im Gegensatz zu Gwendolyn, die die Geheimniskrämerei satt hat, wissen will, worum es geht. Sie vermutet, dass sie manipuliert werden sollen. Gwendolyn spurt nicht, weder in der Gegenwart, noch in der Vergangenheit, in der sie schließlich in einer tollkühnen Aktion Gideon das Leben rettet. Man ahnt schon den Beginn einer Liebesgeschichte.

Der Jugend-Fantasy-Roman "Rubinrot" von Kerstin Gier liegt diesem phantastischen Film zu Grunde. Es ist der erste Band einer in 28 Ländern erschienenen Romantrilogie mit Millionen verkauften Büchern. Der Filmhochschulabsolvent Felix Fuchssteiner hat diese unglaubliche Geschichte zwischen Phantasie und Wirklichkeit, Gegenwart und Vergangenheit nach dem Drehbuch von Katharina Schöde mitreißend inszeniert, mit üppigen Kostümen, Spezialeffekten und Stunts, an Drehorten, die very british aussehen. Gwendolyn verkörpert eine Schülerin von erfrischender Normalität, die den überheblichen Mädchenschwarm Gideon erstmal voll abblitzen lässt. Der reift im Laufe der turbulenten Geschichte an ihrer Seite, gewinnt an Charisma und Verstand. Kann ihr langsam das Wasser reichen. "Rubinrot" ist opulentes Kino mit namhaften Schauspielern und der jungen Hauptdarstellerin Maria Ehrich, die eigentlich für die Rolle der Leslie, Gwendolyns Freundin, angefragt war. Sie kam, sah und siegte, ganz wie im Film. Ein modernes Märchen über ein Mädchen, dass nicht wartet, bis man ihm sagt, was zu tun ist, sondern die ihr Schicksal selbst in die Hand nimmt, sich nicht einschüchtern lässt und mutig für ihre Ziele kämpft. Die Geschichte ist ganz aus Gwendolyns Sicht erzählt, und so geraten zum Beispiel die finsteren Männer der Loge zu ziemlich lächerlichen Figuren, Szenen voller unfreiwilliger Komik. Das Mädchen könnte Kultstatus erringen. Twylight war, jetzt kommt "Rubinrot" – alles in allem ein gelungener Fantasy-Film, der offen endet. Klar, denn zwei weitere Verfilmungen werden folgen: "Saphirblau" und "Smaragdgrün".

Gudrun Lukasz-Aden

Zu diesem Film siehe auch:
KJK 140-1/2014 - Interview - Stoffe entwickeln, Regisseure wählen, bei der Besetzung mitreden und Geld einsammeln

 

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Ausgabe 133-1/2013

 

Inhalt der Print-Ausgabe 133-1/2013|

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Interviews

Börnsen, Wolfgang - "Stärkung des originären deutschen Kinderfilms"| Dill-Riaz, Saheen - "Fremde Kinder: Der Vorführer"| Imboden, Markus - "Dieser Junge sollte eine Zukunft haben"| Sahling, Bernd - "Wie viel Ratlosigkeit können wir Kindern in einem Film zumuten?"| Shortland, Cate - "Die Kinder von Mördern sind keine Mörder"| Zeitlin, Benh - "Poesie und Lyrik einer außergewöhnlichen Kindheit"|

Hintergrundartikel

Preisträgerfilm der "Großen Klappe" 2012|

Kinder-Film-Kritiken

"Clara und das Geheimnis der Bären"| "Fremde Kinder: Der Vorführer"|


KJK-Ausgabe 133/2013

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