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Ausgabe 99-3/2004

MISSION: POSSIBLE – DIESE KIDS SIND NICHT ZU FASSEN

CATCH THAT KID

Produktion: Catch That Girl / Mad Chance / Twentieth Century Fox / Fox 2000 Pictures / Splendid; USA 2003 – Regie: Bart Freundlich – Buch: Michael Brandt, Derek Haas, nach dem Drehbuch "Kletter Ida" von Nicolai Arcel, Hans Fabian Wullenweber, Erlend Loe – Kamera: Julio Macat – Schnitt: Stuart Levy – Musik: George S. Clinton – Darsteller: Kristen Stewart (Maddy), Corbin Bleu (Austin), Max Thieriot (Gus), Jennifer Beals (Molly), Sam Robards (Tom) u. a. – Länge: 92 Min. – Farbe – FSK: ab 6 – Verleih: Twentieth Century Fox – Alterseignung: ab 8 J.

Vor anderthalb Jahren lief in den deutschen Kinos der dänisch-schwedisch-norwegische Kinderkrimi "Kletter-Ida", der schon auf dem Kinderfilmfest der Berlinale 2002 für Furore sorgte und in Dänemark mit mehr als 250.000 Besuchern sogar den ersten "Harry Potter"-Film überholte. Der dänische Regisseur Hans Fabian Wullenweber hatte schließlich den wohl ersten Action-Krimi für Kinder gedreht und damit Maßstäbe in Sachen Spannung und Tempo gesetzt. Angesichts der tollen Idee, drei Kinder für einen guten Zweck eine Bank ausrauben zu lassen, und der packenden Inszenierung war es nur eine Frage der Zeit, bis Hollywood ein Remake drehen würde. Bart Freundlich ("World Traveler") hat den Auftrag bekommen und ihn routiniert, aber uninspiriert ausgeführt. Gegenüber der fesselnden Inszenierung und den unbekümmerten Jungdarstellern des Originals wirkt die Kopie wie ein fader Abklatsch. Dabei wurde die Story durchweg beibehalten und lediglich von Dänemark in eine US-Provinzstadt verlegt.

Die zwölfjährige Maddy liebt das Klettern wie ihr Vater Tom, ein passionierter Bergsteiger, der seit einem schweren Unfall eine Gokart-Bahn betreibt. Gegen den Willen ihrer Eltern erprobt die mutige Ida ihre Freeclimbing-Künste an einem hohen Wasserturm. Damit beeindruckt sie auch ihre Freunde Gus und Austin, die beide in sie verknallt sind. Eines Tages stellt sich heraus, dass sich Maddys Vater einer schwierigen Operation unterziehen muss, die jedoch sehr teuer und nur in Dänemark (!) möglich ist. Leider reicht das Geld der Familie dafür nicht und Maddys Mutter Molly bekommt trotz ihrer Arbeit als freiberufliche Sicherheitsberaterin für eine High-Tech-Bank auch keinen größeren Kredit. Um ihren Vater zu retten, beschließt Maddy, diese Bank um das nötige Geld für die Operation zu erleichtern. Für den riskanten Plan gewinnt sie sogar die Hilfe von Gus, der ein exzellenter Gokart-Fahrer ist, und Austin, der sich mit Computern sehr gut auskennt. Mit vereinten Kräften dringt das Trio während der Eröffnungsparty in den Bankneubau ein. Um an den Tresor zu gelangen, der in einer Höhe von 30 Metern hängt, müssen die drei jedoch scharfe Wachhunde, Hochsicherheitssysteme und einen fiesen Sicherheits-Beauftragten austricksen.

Mit Julie Zangenberg hatte Wullenweber eine sehr talentierte, ausdrucksstarke und erfrischend burschikose Hauptdarstellerin, der man sofort abnahm, dass sie mit ihrem Charme zwei Jungs den Kopf verdreht, sich dann aber nicht zwischen ihnen entscheiden mochte. Die etwas älter wirkende Amerikanerin Kristen Stewart ("Panic Room") verfällt dagegen im Bestreben, möglichst tough zu erscheinen, immer wieder ins Over-Acting. Die beiden amerikanischen Jungdarsteller bleiben im Vergleich zu ihr eher farblos. Jennifer Beals als tapfere Mutter und Sam Robards als kranker Vater kommen über den Status von dramaturgischen Stichwortgebern nicht hinaus.

Als modischer Action-Abenteuerfilm legt das US-Remake bei Tempo und Schnittrhythmus einen Zahn zu, wobei sich das Styling deutlich an Teenie-Agenten-Komödien à la "Spy Kids" und partiell sogar an aufgepeppte Raserfilme wie "The Fast and the Furious" anlehnt. In der deutschen Synchronfassung passt dazu der reißerische Titel, der nicht nur den schiefen Vergleich mit dem millionenschweren Action-Spektakel "Mission Impossible" mit Tom Cruise nahe legt, sondern mit der Unterzeile auch noch völlig in die Irre führt. Denn selbstverständlich werden die Kids bei dem schon so gut wie geglückten Coup am Ende doch noch von der Polizei gefasst, auch wenn hier abermals das allzu gefällige Happy Ending keineswegs ausbleibt. Einige witzige Einfälle wie das Code-Wort "Deniro" oder die passagenweise fetzige Musik können für die flachen Bilder dieses überflüssigen Remakes nicht entschädigen, das in keinem Belang an das Original herankommt.

Reinhard Kleber

 

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Ausgabe 99-3/2004

 

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