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Ausgabe 99-3/2004

"Zwei kleine Helden"

(Hintergrund zum Film KLEINE HELDEN / MARCELLO & FATIMA)

Vorschläge zur Vor- und Nachbereitung im Kinderkino

Integration und kulturelle Vielfalt, kulturelle Identität im Migrationsprozess von Kindern, multi-kulturelle Sozialisierung, interkulturelle Pädagogik – derzeitige Schlagworte auf Konferenzen und Seminaren, in Vorträgen und Statements. Filmgeschichten für Kinder reflektieren authentisch die aktuelle gesellschaftliche Situation, in der Migration erlebt wird. Es entstehen Fragen nach der eigentlichen Identität, geprägt durch die Herkunftskultur, durch Musik, Mode und Sport.

Ulf Malmros' dritter Spielfilm (u. a. "Ein toller Sommer") ist eine gelungene, sehr fröhliche und hoffnungsvolle Geschichte. Sie erzählt den jungen Zuschauern von Alltagskonflikten, die sie auch kennen, ohne dass sie gleich mit der Besonderheit der Migration konfrontiert sind:

Die Eltern haben bestimmte Vorstellungen von der Zukunft ihrer Kinder und versuchen,
- sie den Kindern aufzudrücken
- von den Eltern so akzeptiert zu werden, wie man ist
- Vater und Mutter ehrlich und liebevoll zu erleben
- der Umgang mit Geschwistern
- in der Schule anerkannt zu werden
- etwas Besonderes zu können
- Freunde zu haben, die einen nie im Stich lassen.

"Zwei kleine Helden" ist unterhaltsam und heiter erzählt. In den ersten zehn Minuten lernen die Zuschauer Marcello und seine intakte Familie kennen. Marcello kann nähen. Er ist ein guter Schüler, vor allem in Mathematik. Er ist nicht auf den Mund gefallen. Doch wenn ihn seine Albträume einholen, fühlt er sich oft einsam, lässt sich von seinem Mitschüler Oscar drangsalieren und meint, in allem der Schlechteste zu sein – der nutzloseste Mensch auf Erden. Er sucht noch, aber eines weiß er ganz genau: Er braucht dringend einen Freund, mit dem er seine Sorgen und Wünsche teilen kann.

Fatimas Familie wird in wesentlich kürzeren Szenen vorgestellt. Wir erfahren von ihrem Schicksal durch die Gespräche zwischen Marcello und Fatima. Sie ist selbstbewusst und eigenständig. Sie will sich schnell assimilieren, kann perfekt Schwedisch. Sinnlich und einfühlsam sind die ersten Begegnungen zwischen Fatima und Marcello inszeniert. Marcello beobachtet den Einzug von Fatimas Familie. Seine Blicke treffen sich mit denen des Mädchens; erstes Interesse aneinander keimt auf. Am nächsten Tag in der Schule wird der Blickkontakt fortgesetzt und auf dem Nachhauseweg beginnt ein nonverbales Zwiegespräch zwischen den beiden, jeder auf einer Straßenseite, das in einem spaßigen Gag für die Filmzuschauer endet. Die beiden verstehen sich ohne Worte, finden für ihre Freundschaft trotz Widrigkeiten immer wieder eine Lösung und haben Spaß.

Der Film ist besonders für Kinder von 8 bis 10 Jahren geeignet.

Hier zwei Vorschläge zur Vor- und Nachbereitung, die auch im Kino machbar sind:

WHERE IS WHERE? (ab 8 Jahre)
Auf einer Weltkarte werden die Heimatländer (Wo liegt Deutschland?) aller anwesenden Kinder gesucht und gefunden. Kinder bringen Bilder und Souvenirs aus ihrer Heimat mit, erzählen Episoden von ihrer Familie. Wo liegt Schweden? Wo liegt der Libanon? Aus diesen Ländern stellen die Veranstalter Fotos, Bücher und Gegenstände zum Betrachten zur Verfügung. Eine kleine kulinarische Überraschung (Tee, Gebäck) rundet das Angebot ab – eine visuelle und sinnliche Einstimmung auf das Thema. In der Einführung werden auch Persönlichkeiten (Papst, Jesus, Maradona, Arafat), die im Film eine Rolle spielen, mit Bildern und Büchern vorgestellt.

TYPISCH! (ab 9 Jahre)
Was ist eigentlich typisch Junge – typisch Mädchen? Auf Packpapier legen sich jeweils ein Junge und ein Mädchen in Seitenlage (Beine in Bewegungshaltung) hin. Eine Kontur wird gezogen und die Silhouette ausgeschnitten. In diese Figur werden charakteristische Merkmale für Junge bzw. Mädchen geschrieben. Können schon national unterschiedliche Vorstellungen ausgemacht werden? Die Papierfiguren werden je an eine Seite des Raumes geklebt. Bei vielen Kindern im Kino können natürlich mehrere "Geschlechterfiguren" entstehen.

BILDER ERZÄHLEN VON DER FREUNDSCHAFT (ab 8 Jahre)
Die 24 Filmbilder auf der Homepage www.2kleinehelden.de werden abgespeichert und für ein Bildspiel verwandt. Entsprechend der Kinderanzahl muss Bildmaterial vorhanden sein und folgende Aufgabe gestellt:
Stellt euch die Fotos so zusammen, dass ihr von den Freunden Fatima und Marcello erzählen könnt. Es müssen mindestens drei Bilder in eurer Geschichte vorkommen, die ihr für wichtig haltet! Überlegt bei jedem Foto, in welcher Situation ist es aufgenommen worden? Was und wer ist zu sehen? Was passiert davor und danach? Gebt eurer Bildgeschichte eine Überschrift!
Das Spiel gibt die Möglichkeit, auf Kameraperspektiven und Bildeinstellungen hinzuweisen.

DU SOLLST MEIN FILMHELD SEIN ... (ab 10)
Auf je einem großen A2-Zeichenblatt steht jeweils in der Mitte FATIMA, MARCELLO und OSCAR.
Alle Charakterzüge werden zusammengetragen und auf die Blätter geschrieben, die die drei "Kinderhelden" (Held – Antiheld) auszeichnen. Fünf Eigenschaften werden bei jeder Filmfigur nach gemeinsamer Beratung unterstrichen. Diskutiert wird: Wem möchte ich als Filmheld begegnen? Wie reagiere ich bei einem Treff mit meinem Filmheld? (Problematik Action – Held / Was ist für mich ein Held in Wirklichkeit?).

Mehr Informationen und Ideen zum Film gibt es in der Arbeitshilfe des Bundesverbands Jugend und Film, die auf der Homepage www.BJF.info unter BJF-Clubfilmothek zu finden ist.

Regine Jabin

 

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Ausgabe 99-3/2004

 

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Hintergrundartikel

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