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Ausgabe 99-3/2004

DIE KINDER DES MONSIEUR MATHIEU

LES CHORISTES

Produktion: Galatée Film / Vega Film AG; Frankreich / Schweiz 2004 – Regie und Buch: Christophe Barratier – Kamera: Carlo Varini, Dominique Gentil – Musik: Bruno Coulais – Darsteller: Gérard Jugnot (Clément Mathieu), François Berléand (Rachin), Kad Merad (Chabert), Jean-Paul Bonnaire (Der alte Maxence), Marie Bunel (Violette Morhange), Jean-Baptiste Maunier (Pierre Morhange), Jacques Perrin (Pierre Morhange als Erwachsener) u. a. – Länge: 95 Min. – Farbe – FBW: besonders wertvoll – Verleih: Constantin – Altersempfehlung: ab 10 J.

"Die Bilder, die wir aus unserer Kindheit in uns tragen, sind uns ein Leben lang teuer. Flüchtige Freuden und untröstliche Tränen – alles ging mit der Zeit vorbei, aber nie wirklich verloren. Und wenn sich je ein Ton, ein Lied, ein Chorgesang zufällig in diese längst verklungenen Echos eingewoben hat, dann hat dies mehr Gültigkeit als alles andere. Vielleicht ist es genau das, was mich an Christophe Barratiers Drehbuch so berührt hat." Der Prolog des erfolgreichen Produzenten und Weltbürgers Arthur Cohn drückt schon sehr schön die Stimmung dieses Films aus, den er gemeinsam mit dem Franzosen Jacques Perrin produziert hat. Perrin, renommierter Schauspieler, Regisseur und Produzent, hat in der Eingangssequenz auch selbst einen kleinen Auftritt als Dirigent, der durch den Besuch eines Freundes an seine Zeit im Internat Fond-de-l'Etang und an seinen wegweisenden Musiklehrer Clément Mathieu erinnert wird. Und wir tauchen mit ihm in diese vergangene Zeit um 1949 ein.

Clément Mathieu, ein gutmütiger wie engagierter Musiklehrer ohne Arbeit, bekommt die Stelle eines Hilfslehrers in Fond-de-l'Etang und erlebt schon bald das harte Regiment des mitleidslosen Schulleiters Rachin, dem mehr an Zucht und Ordnung gelegen ist als an umfassender Bildung der anvertrauten Jungen. Mathieu will sich damit nicht abfinden, auch wenn seine Schüler ihm, dem Neuen, erst mal übel mitspielen und sich mit Zerstörungslust über den Inhalt seiner Aktentasche machen – Notenblätter, die er wie einen Schatz hütet. Aber die Musik ist es schließlich, mit der eine schrittweise Veränderung gelingt, denn Mathieu hat die Idee, einen Schulchor mit den verrohten Knaben zu gründen. Nachdem die ersten Gesangsproben zu seiner Zufriedenheit ausfallen, macht er sich mit überbordendem Eifer an die Arbeit, schreibt jede Nacht neue Musikstücke, gewinnt langsam das Vertrauen der Schüler und gibt ihnen ein Stück Selbstvertrauen und Freude in dem tristen Internatsalltag. Auch wenn es immer wieder zu Zusammenstößen mit Direktor Rachin kommt, der sich eine andere Umgangsweise mit den "Schwererziehbaren" als seine unbarmherzige Strenge gar nicht vorstellen kann, hat Monsieur Mathieu am Ende einen kleinen persönlichen Erfolg – er hat das Herz der Kinder gewonnen und verlässt selbst gestärkt den Ort der bitteren, gleichwohl lebensprägenden und wunderbaren Erfahrungen.

Drehbuchautor und Regisseur Christophe Barratier ließ sich zu seinem ersten Spielfilm von bewahrten Gefühlen aus seiner Kindheit, seinen musikalischen Ambitionen (er ist ausgebildeter Gitarrist) und von einem Film aus dem Jahre 1945 ("Der Nachtigallenkäfig"), den er als Kind im Fernsehen gesehen hatte, inspirieren. Mit seinen "Kindern des Monsieur Mathieu" ist ihm das stimmige Porträt einer Nachkriegskindheit gelungen und zugleich eine Hommage an die Kraft der Musik, die in der Lage ist, noch über die trostlosesten Zustände zu triumphieren. Großes Kino mit überzeugend natürlichen Kinderdarstellern.

Christel Strobel

 

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Ausgabe 99-3/2004

 

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