Produktion: Sony Pic. Animation / ImageMovers / Amblin; USA 2006 – Regie: Gil Kenan – Buch: Pamela Pettler, Rob Schrab, Dan Harmon – Kamera: Xavier Pérez Grobet – Schnitt: Fabienne Rawley – Musik: Douglas Pipes – Darsteller: Mitchell Musso, Sam Lerner, Spencer Locke, Steve Buscemi, Maggie Gyllenhaal, Kathleen Turner u. a. – Länge: 98 Min. – Farbe – FSK: ab 6 – Verleih: Sony – Alterseignung: ab 10 J.
Spukhäuser, die Angst und Schrecken verbreiten, gibt es in Horrorfilmen für Erwachsene dutzendweise. Nun hat das Hollywood-Studio Sony das Muster mit den Mitteln des modernen Animationsfilms aufgegriffen und für ein Kinderpublikum modifiziert. Der Regiedebütant Gil Kenan schickt mit Hilfe eines speziellen digitalen Trickverfahrens drei neugierige Kids auf einen gruseligen Erkundungs- und Abenteuertrip in ein marodes Haus, in dem eine bösartige Macht zu hausen scheint.
Der zwölfjährige DJ ist sich sicher, dass mit dem alten Haus des seltsamen Nachbarn Herrn Nebbercracker auf der gegenüber liegenden Straßenseite etwas nicht stimmt. Immer wieder verschwinden auf dem Grundstück vor dem baufällig wirkenden Haus auf mysteriöse Weise Bälle, Dreiräder, Spielzeug und sogar Haustiere. Außerdem vertreibt der verbitterte Besitzer sofort jeden, der es wagt, den Rasen zu betreten. Als am Tag vor Halloween DJs Eltern verreisen und die Babysitterin Zee vor allem mit ihrem Freund Bones beschäftigt ist, will DJ endlich etwas unternehmen. Doch zwei Ortspolizisten schenken den Mutmaßungen des Jungen keinen Glauben und wollen nicht helfen. So bleibt DJ nichts anderes übrig, als sich mit seinem pummeligen Kumpel Chowder und der neuen neunmalklugen Kameradin Jenny an das Haus heranzupirschen, um dessen Geheimnis zu ergründen. Doch das Gebäude wird plötzlich sehr viel lebendiger, als ihnen lieb ist.
Nachdem das Studio Warner Bros. vor zwei Jahren das Abenteuermärchen "Der Polarexpress" in Motion-Capture-Technik herausgebracht hat, zeigt "Monster House" nun, was das von Sony Pictures Imageworks entwickelte Animationsverfahren "Performance Capture" leisten kann. Dabei werden Szenen, die von realen Schauspielern gespielt werden, auf digitale Figuren und in eine digital belebte Welt übertragen. Ein Vorteil dieser Tricktechnik ist, dass sie Effekte ermöglicht, die in realen Bildern nicht oder nur schwer zu realisieren sind. So kann das von Robert Zemeckis und Steven Spielberg mitproduzierte "Monster House" sich in seinen Dimensionen stark verzerren, eine riesige 'Raubzunge' ausfahren und sogar eine Verfolgungsjagd aufnehmen. Ein zentraler Nachteil liegt darin, dass menschliche Gesichter und Körperteile recht steril und unnatürlich glatt poliert aussehen, so dass es zuweilen schwer fällt, die digitalen Plastikfiguren und ihre menschlichen Stimmen unter einen Hut zu bringen.
Während die atmosphärisch dichte erste Hälfte an die skurrilen Geschichten eines Roald Dahl oder die Suspense-Kniffe eines Stephen King erinnert und mit leichtem Humor die Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens thematisiert, steigern sich in der zweiten Hälfte die gruseligen Erlebnisse des Trios dank fieser Fallen und böser Überraschungen zu einem Horrortrip, der die Belastungsschübe eines leicht verdaulichen Grusel-Fun-Rides überschreitet.
Die bösartigen Attacken des Haus-Monsters und der Einsatz von Sprengstoff durch ein Kind zur Gegenwehr lassen erhebliche Bedenken an der Zumutbarkeit des Films für Vorschulkinder aufkommen. Die Schreckmomente und einige Anspielungen in den Dialogen sollten allerdings reichen, um auch erwachsene Begleitpersonen gruselfreudiger Kids im Kino bei der Stange halten. Bedauerlich ist, dass der Jungregisseur Gil Kenan, ein Absolvent der renommierten UCLA-Filmschule in Los Angeles, die drei jungen Helden und meist auch die Erwachsenen fast unaufhörlich quasseln lässt. Eine weniger geschwätzige Inszenierung hätte wahrscheinlich zu einem glaubwürdigeren Ambiente beigetragen.
Reinhard Kleber
Inhalt der Print-Ausgabe 108-4/2006
Filmbesprechungen
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