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Ausgabe 120-4/2009

"Der Produzent hat mir vertraut"

Gespräch mit Armands Zvirbulis, Regisseur des Films "Die kleinen Bankräuber"

(Interview zum Film DIE KLEINEN BANKRÄUBER)

KJK: Das ist Ihr erster Kinderfilm – wie kam es dazu?
Armands Zvirbulis: "Der Produzent von Studio F.O.R.M.A., von dem die Idee kam, hat mir vertraut, dass ich einen Kinderfilm machen kann. Er wusste, dass ich zwei Kinder – zwei Mädchen im Alter von drei und sechs Jahren – habe. Beim Filmfestival in Cannes lernte er Fiona Meisel, Produzentin von MINI Film Österreich, kennen, die als Koproduktionspartner einstiegen. Der Film basiert auf einem Originalstoff eines sehr bekannten lettischen Schriftstellers, der viel fürs Kinderfernsehen schrieb. Die genaue Übersetzung des lettischen Titels heißt eigentlich 'Die kleinen Räuber'. Von der Entwicklung bis zur Fertigstellung brauchten wir acht Monate. Der Film lief in Riga zehn Wochen in drei Kinos und soll Mitte November in Österreich starten."

"Die kleinen Bankräuber" – wie der Film hier heißt – handeln ja von einer ganz aktuellen Situation ...
"Als wir anfingen zu drehen, war es nicht so wie heute. Wir konnten auch nicht wissen, dass eine Finanzkrise kommt, aber momentan kann es alle treffen."

Wie hoch waren denn die Produktionskosten?
"Insgesamt 1,1 Mill. Euro; davon kam der größte Teil von Lettland (Entwicklung/Produktion) und die Postproduktion wurde von der österreichischen Seite übernommen. Finanzielle Unterstützung kam auch vom Nationalen Filmzentrum Lettland und vom Staatlichen Kulturkapitalfonds, außerdem vom österreichischen Filmfonds."

Können Sie uns etwas zur Kinderfilmproduktion in Ihrem Land sagen?
"In Lettland wird ein Kinderfilm (Spielfilm) in vier, fünf Jahren produziert, aber Animationsfilme, vor allem Puppentrick, sind stärker, da werden ungefähr 10 Kurzfilme jährlich gemacht. Der letzte lange Kinderfilm, 'Wasserbombe für den fetten Kater' von Varis Brasla (Nordische Filmtage Lübeck 2004), war enorm erfolgreich im Kino in Lettland."

Wie haben Sie die beiden Kinderdarsteller gefunden?
"Das Mädchen, Zane Leimane, hatte schon eine Rolle in dem Film 'Wasserbombe für den fetten Kater', damals war sie vier Jahre (Preis als beste junge Darstellerin auf dem Kinderfilmfestival Kinotavrik in Russland). Jetzt kam sie aufgrund der Werbung von Studio F.O.R.M.A., das Kinder für den Film 'Little Robbers' suchte. Sie tritt auch im Nationaltheater Riga auf. Für die Rolle des Jungen kamen mehr als 200 Bewerbungen. Der Vater des Jungen ist ein bekannter Schauspieler."

Noch eine Frage zum Film: Gibt es so einen idyllischen Bauernhof noch heute?
"So schöne Ambiente findet man noch viele in Lettland!"

Wie sollten Ihrer Meinung nach Kinderfilme sein?
"Die besten Filme waren für mich die Filme nach Büchern von Astrid Lindgren, zum Beispiel die Michel-Filme, so soll ein Kinderfilm sein – über die Erlebnisse eines Kindes. ln der Sowjetzeit gab es für Kinder hauptsächlich Filme aus der sowjetischen Produktion oder Indianerfilme."

Wollten Sie immer schon Filmregisseur werden?
"Ich begann als Schauspieler, dann wechselte ich das Fach und wurde Theaterkritiker; schließlich studierte ich TV-Regie. Seit 19 Jahren arbeite ich für das Fernsehen. Jetzt sind mehrere Filmprojekte in Entwicklung, aber ich bin auf der Suche nach Koproduzenten. Ein neues Projekt wird im Herbst bei Cinekid Amsterdam präsentiert. Das ist ein Film für zehn- bis zwölfjährige Kinder, aber auch für die ganze Familie. Kinder müssen auch mit ihren Eltern ins Kino gehen können."

Mit Armands Zvirbulis sprachen Christel und Hans Strobel nach der Premiere des Films beim KinderFilmfest München 2009

Informationen zum Filmland Lettland
Die heutige staatliche Finanzierung beträgt ca. zwei Millionen Euro jährlich. Das National Film Centre (NFC) und die Cultural Capital Foundation sind die Hauptträger junger Filmproduktionen. Besonderes Gewicht liegt auf Koproduktionen und universalen Themen. Seit 2005 machen sich positive Ergebnisse des Beitritts in die europäischen Unterstützungsprogramme Eurimages und MEDIA Plus bemerkbar. Der Kino und TV-Markt in Lettland (rund 2,3 Mio. Einwohner) ist schmal und es gelingt deshalb noch kaum, mit lettischen Filmen im Inland einen Gewinn zu erzielen, obwohl das Interesse am nationalen Kino hoch ist. In Koproduktion mit Estland in den letzten Jahren entstandene Filme bilden eine Ausnahme, wie der Kinderfilm von Varis Brasla "Wasserbombe für den fetten Kater". Auf internationalen Filmfestivals wird das lettische Kino immer erfolgreicher. – Infos im Internet: www.nfc.lv (National Film Centre of Latvia) und www.kkf.lv (Film Board of Culture Capital Foundation)

 

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Ausgabe 120-4/2009

 

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