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Ausgabe 50-2/1992

ELEFANT IM KRANKENHAUS

Produktion: DEFA Studio Babelsberg GmbH, Bundesrepublik Deutschland 1991 – Regie: Karola Hattop – Buch: Gabriele Herzog – Dramaturgie: Gerd Gericke – Kamera: Günter Jaeuthe – Schnitt: Barbara Simon – Musik: Stefan Kling – Darsteller: Andrej Jautze (Robert), Anna Marr (Tilly), Andrea Solter (Josefine, die Mutter), Hermann Beyer (Tierparkdirektor), Günter Schubert (Kuchenkarl) u. a. – Laufzeit: 92 Min. – Farbe – Altersempfehlung: ab 6 J.

Der "Elefant im Krankenhaus" präsentiert sich als durchaus ungewöhnliche Geschichte. Die achtjährige Tilly soll Taufpatin werden; das Patenkind ist ein gerade geborenes Elefantenbaby des Tierparks Berlin. Bei einem Preisausschreiben für einen passenden Elefantennamen ist Tilly als Siegerin hervorgegangen. Ihr Vorschlag war ihr eigener Name. Doch als sie im Schwimmbad unglücklich stürzt, droht ihre Patenschaft zu platzen: Sie muss länger im Krankenhaus bleiben und wird an der Taufe nicht teilnehmen können. Ihrem älteren Bruder gelingt es, das Tier ins Krankenhaus zu lotsen und seiner Schwester zum ersehnten Glück zu verhelfen.

Mit der Story endet die Ungewöhnlichkeit des Films allerdings auch schon. Meist setzt sich der "Elefant im Krankenhaus" bieder und gestelzt in Szene. Fällt es der Mutter der beiden Kinder einigermaßen schwer, in ihr Schauspiel Natürlichkeit zu mischen, so überzeugt die manierierte Rolle der Tilly überhaupt nicht. Die Trauer von Tilly über ihr Unglück, nicht bei der Taufe anwesend zu sein, ist in ihrer dumpfen Heftigkeit nicht nachzuvollziehen, die unaufhörliche, beleidigte Sturheit des Mädchens wirkt zu überzogen und führt dazu, Tilly fast unsympathisch erscheinen zu lassen – was sicher nicht in der Absicht der Regisseurin lag.

Einzig dem Bruder Robert gelingt es, die Steifheit des Films aufzurütteln. Gekonnt vollbringt er einen respektablen Behördenmarathon. Er verzagt nicht vor der unwilligen Front von Tierpflegern und Vorschriften. Nacheinander gelingt es ihm, den Tierparkdirektor, einen Straßenbahnschaffner und den Krankenhausarzt für sein eigentlich unmögliches Vorhaben zu gewinnen. Unverkrampft funktionieren die Dialoge zwischen Robert und den Menschen, die ihn lieber übersehen würden, die er aber hartnäckig dazu zwingt, ihm zuzuhören. Gerade dieser Part des Films ist durchaus dazu geeignet, Kinder zu mehr Selbstbewusstsein gegenüber Erwachsenen zu ermutigen.

Ansonsten hat die Berliner Regisseurin Karola Hattop die Möglichkeiten eines Spielfilms wenig genutzt, denn ihrem Film haftet eher der Charakter einer Folge aus einer in die Jahre gekommenen Kinderserie an. Das mag am altmodischen Sujet liegen, das zwar nicht alltäglich, jedoch auch nicht Kino füllend ist.

Zu kritisieren ist auf jeden Fall, dass sich der Film "Elefant im Krankenhaus" überhaupt nicht mit der Problematik Zoo auseinander setzt. Dass gerade die schweren Dickhäuter in der Enge eines Tierparks großen Qualen ausgesetzt sind, wird nicht angesprochen. Eine solche Institution mag zwar zur Artenerhaltung beitragen, doch muss man Kinder darauf aufmerksam machen, was ein Käfigdasein für jedes einzelne Tier bedeutet. Der Film versucht sicher, Sympathie für Tiere aufzubauen, doch aus einer (heutzutage) sehr problematischen Perspektive, die dem Film nicht hilft, sich aus seiner Harmlosigkeit zu retten.

Katja Nele Bode

Zu diesem Film siehe auch:
KJK 50-2/1992 - Interview - "Der Elefant ist ja ein Symbol"

 

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Ausgabe 50-2/1992

 

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