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Ausgabe 50-2/1992

STAR TREK VI – DAS UNENTDECKTE LAND

STAR TREK VI – THE UNDISCOVERED COUNTRY

Produktion: Paramount Pictures, USA 1991 – Regie: Nicholas Meyer – Buch: Nicholas Meyer, Denny Martin Flinn – Kamera: Hiro Narita – Schnitt: Ronald Roose – Special Effects: Scott Farrar – Musik: Cliff Eidelman – Darsteller: William Shatner (Captain Kirk), Leonard Nimoy (Spock), DeForest Kelly (McCoy), James Doohan (Scotty), Nichelle Nichols (Uhura) u. a. -Laufzeit: 113 Min. – Farbe – FSK: ab 12, ffr. – Verleih: UIP (35mm)

Da fliegt es hin, das Raumschiff "Enterprise", zum sechsten Mal durch die unermesslichen Weiten der Galaxis. "Star Trek VI – Das unentdeckte Land" ist der Film zum Jubiläum: 25 Jahre lang sauste die Besatzung mit ihrem Gefährt durch das Universum, immer auf der Suche nach neuen Welten, neuen Abenteuern und vor allem neuen Rekordumsätzen. Und wieder haben es Captain Kirk und Mister Spock geschafft – 110 Millionen Dollar hat der sechste Kinofilm in den USA eingespielt und ist damit der erfolgreichste der Serie. Obwohl längst technisch veraltet und in Ehren ergraut, halten die Fans dem Sternenkreuzer und seiner Crew die Treue, seit die Serie in Amerika 1966 erstmals auf den Bildschirmen lief. Wer mag da ernstlich hoffen, dass in der Zukunft, dem unentdeckten Land, nicht neue interstellare Konflikte auf die Mannschaft der "Enterprise" warten? Totgesagte leben länger, auch wenn sie ihre Abenteuer womöglich bald mit Krücken und Hörgerät erleben müssen.

Produzent und Co-Autor Leonard Nimoy hat die Jubiläumsgeschichte geklaut, und zwar aus der Wirklichkeit: Im 23. Jahrhundert stehen die bösen Klingonen plötzlich ohne Licht da. Der Energiegenerator ist explodiert, weil sich das dumme Volk nur um den Bau neuer Waffen gekümmert und alles andere vernachlässigt hat. So kommt es zu einer Friedenskonferenz zwischen den schleimigen Gestalten und der Föderation, dem guten Rest der Welt. Captain Kirk soll mit der "Enterprise" Gorkon, den Herrscher der Klingonen, sicher zur Erde geleiten. Aber nicht nur er muss seinen Hass und sein Misstrauen überwinden, auch von den kalten Kriegern auf der klingonischen Seite droht Gefahr. Sie wollen um jeden Preis einen Zwischenfall provozieren, um den Frieden zu verhindern.

Um es vorwegzunehmen: Der Klingonenherrscher Gorkon hat keinen Fleck auf der Glatze. Ansonsten ist die Geschichte tatsächlich aus dem Leben gegriffen, aus der Weltgeschichte wurde ein Welterfolg gemacht. William Shatner, Darsteller von Captain Kirk: "Für die Story braucht man bloß in die Tageszeitung zu schauen."

Wie ein Fähnchen drehten sich die Produzenten nach dem warmen Wind, der den kalten Krieg vorläufig beendet hat, wandelten ein Klischee in das nächste um und klopfen sich jetzt dafür stolz auf die Schultern. Dabei änderte sich nur zwangsläufig mit der herrschenden Meinung auch das gängige Schema der Kinofilme. Aber der Wechsel geht keinen Schritt weiter als nötig: Die Klingonen werden nicht etwa als Wesen wie du und ich erkannt. Sie bleiben anders und schlechter, nur nicht mehr ganz so schlimm. Gerade so gut, dass man ihnen mit der Geste des Siegers aus dem Schlamm einer grundfalschen Ordnung helfen kann. Captain Kirk erkennt, dass doch nicht alle Klingonen grobschlächtige Holzköpfe sind und sieht ein, dass man ihnen helfen muss, weil sie sonst andere mit in den Untergang reißen könnten. So wird die Story zum aufschlussreichen Lehrstück des amerikanischen Selbstverständnisses, zu einem Stück echter Zeitgeschichte.

Die Handlung selbst ist einfach gestrickt, und Nostalgie und Selbstironie legen sich wie dünne Schleier über die ganze Geschichte. Das Kommende ist entweder absehbar oder unlogisch, aber im All gelten schließlich andere Gesetze als bei uns auf der Erde. "Star Trek VI" ähnelt einem kosmischen Kasperltheater, teils amüsant, mit eindrucksvollen Tricks und gegen Ende ziemlich spannend. Der Film bietet Unterhaltung, die im gewohnt einfallslosen Rahmen bleibt, diesen aber immerhin recht gut ausfüllt. Wer bloße Unterhaltung wünscht und für zwei Stunden auf hohes Niveau verzichten kann, ist mit diesem Geburtstagskind ganz gut bedient.

Thomas Röscher

 

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