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Ausgabe 130-2/2012

YOKO

Produktion: BlueEyes Fiction / Deutsche Columbia / Dor Film / Fido Film; Deutschland / Österreich / Schweden 2011 – Regie: Franziska Buch – Buch: Gerrit Hermans, Claudia Boysen, Knister, nach einer Kinderbuchreihe von Knister – Kamera: Jan Fehse – Schnitt: Paul Sedlacek – Darsteller: Jami Bick (Pia), Lilly Reulein (Marcella), Jessica Schwarz (Katja), Tobias Moretti (Thor van Sneider), Justus von Dohnányi (Zoodirektor Kellermann) u. a. – Länge: 103 Min. – Farbe – FSK: ohne Altersbeschränkung – Verleih: Sony – Altersempfehlung: ab 8 J.

Das schier unerschöpfliche Ouevre des fleißigen Kindergeschichtenerzählers Knister hat bereits zwei Filme über die von ihm erfundene Figur "Hexe Lilli" hervorgebracht. Jetzt folgt das dritte, erneut von Corinna Mehner produzierte Abenteuer, das wie seine Vorgänger eine kleinkindgerechte Melange aus Fantasy, Action und Komödie bietet. Anstelle des dicken Drachen Hektor ist nun ein putziges Himalaya-Wesen mit flauschigem weißem Fell, stets freundlichem Gesichtsausdruck und feuchten, dunkelbraunen Äuglein getreten, das wie eine Kreuzung aus E.T. und dem weisen Yoda aus der "Star Wars"-Reihe daherkommt. Während allein dieser Anblick schon ausreicht, die blutjunge weibliche Zielgruppe in Verzückung zu bringen, müht sich Regisseurin Franziska Buch, die ihre Expertise in diesem Genre bereits durch kommerzielle Schlager wie "Emil und die Detektive" und "Bibi Blocksberg und das Geheimnis der blauen Eulen" ausreichend unter Beweis gestellt hat, redlich, auch eine Geschichte um den süßen kleinen Yeti herum zu erzählen. Dabei hält sie sich weitgehend an Spielbergs bereits erwähnten "E.T.", wobei der von Jamie Bick (könnte Nora Tschirners kleine Schwester sein) gespielten Pia die Rolle der Drew Barrymore zukommt.

Den Handlungsstrang um diese Pia, die ein fremdartiges Wesen bei sich zu Hause versteckt, um es vor Menschen, die ihm Böses wollen, zu beschützen, garniert Regisseurin Buch mit einer Vielzahl witziger Einschübe, die mal auf Dialogebene, mal als klassischer Slapstick passieren. Für ersteres ist vornehmlich Pias kleinere, frühreife und sehr vorlaute Schwester Marcella zuständig, für zweites der von Tobias Moretti sehr überzeugend gespielte Tierfänger van Sneijder, der von den Kindern in bester "Kevin – Allein zu Haus"-Manier mit allerlei Obst beworfen, mit Wasser übergossen und schließlich tiefgefroren wird. Für schauspielerisches Niveau sorgt außerdem Justus von Dohnányi als Zoodirektor mit diabolischen Zügen, dessen Charakter zum Finale gar eine Läuterung erfährt, während Jessica Schwarz nach "Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel" auf den Spuren von Parademutter Anja Kling wandelt. Alles in allem ist "Yoko" ein Konglomerat von Filmzitaten ohne erkennbare eigene Handschrift. Das wird dem Zielpublikum aber herzlich egal sein, da es die meisten Vorlagen sowieso nicht kennt und sich sicher von der positiven Grundstimmung des Films, die sich auch im hiphopigen Titelsong "Was geht ab – Yoko" von Banana Fishbones-Mitglied Sebastian Horn offenbart, mitreißen lässt.

Thomas Lassonczyk

 

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Ausgabe 130-2/2012

 

Inhalt der Print-Ausgabe 130-2/2012|

Filmbesprechungen

GROUPIES BLEIBEN NICHT ZUM FRÜHSTÜCK| GUTE CHANCEN| HANNI & NANNI 2| DAS HAUS DER KROKODILE| HUGO CABRET| JANOSCH – KOMM, WIR FINDEN EINEN SCHATZ| KADDISCH FÜR EINEN FREUND| KAUWBOY| DIE KINDER VOM NAPF| KING OF DEVIL’S ISLAND| LAL GECE| LIEDER DER WELT| DIE PIRATEN! EIN HAUFEN MERKWÜRDIGER TYPEN| RUSSENDISKO| DER SIEBENTE RABE| DIE THOMANER| UN MUNDO SECRETO| VIERZEHN| WOLFSBRÜDER| YOKO|

Interviews

Çelik, Reis - "Weil so viele Menschen unter der Zwangsverheiratung leiden"| Francken, Sander - Gemeinsamkeiten in den Kulturen entdecken| Genz, Sabine - Medienkonsum braucht Kompetenz – Filmbildung durch die SchulKinoWochen| Herrmann , Jörg - "Krabat" in Silhouetten-Tricktechnik mit einem Bezug zur Lausitz| Koole, Boudewijn - "Ich konnte und kann das immer noch nicht glauben"| Schmid , Alice - "Keine Erklärungen, kein Kommentar"| van Kilsdonk, Nicole - "Ganz dicht an die Hauptfigur heran"|

Hintergrundartikel

DIE KINDER VOM NAPF|


KJK-Ausgabe 130/2012

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