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Ausgabe 80-4/1999

NACH DEM ENDE DER WELT

SLED KRAJA NA SVETA

Produktion: META BM-4 Sofia / Profit Film Athen / Saxonia Media Leipzig; Bulgarien / Griechenland / Deutschland 1998 – Regie: Ivan Nitschev – Buch: Angel Wagenstein – Kamera: Georgi Nikolov – Schnitt: Krassimira Velitschkova – Musik: Stepan Dimitrov – Darsteller: Katerina Didaskalo (Araksi), Stefan Danajlov (Albert Cohen), Wassil Michailov (Avram), Georgi Kalojantschev (Priester Isai), Georgi Rusev (Rabbi Ben David), Nikola Rudarov (Mullah Ibrahim Hodscha) u. a. – Länge: 112 Min. – Farbe – Vertrieb: META BM-4, I. Karavelovstr.8, BL-1000 Sofia, Fax 00359-2-873626 – Altersempfehlung: ab 14 J.

Der Film hat einen persönlichen Hintergrund: Erzählt werden die Erinnerungen des Autoren Angel Wagenstein; meisterhaft dargestellt im Blickpunkt der Vergangenheit – Lager und Gefängnisse, die Jahre des Sozialismus – aber auch der Gegenwart, wo sich auf drastische Art eine Mafia von Gaunern durchschlägt. Es ist eine zugleich traurige wie lustige Geschichte. Der komische Schein der Rahmenhandlung birgt die Geheimnisse des Lebens im Armenviertel von Plovdiv.

In dieser einmaligen kleinen Ecke Europas haben seit jeher mit gegenseitigem Respekt Bulgaren, Armenier, Türken, Juden, Zigeuner und Griechen gelebt. Der Pope Isai, der Rabi Ben David und Ibrahim Hodscha sind die Vertreter dreier Religionen. Daneben der Atheist Awram. Im Scherz und in den kleinen Auseinandersetzungen des alltäglichen Lebens entwickelt sich die Liebe zwischen dem jüdischen Jungen Berto, dem Enkelkind von Awram, und dem armenischen Mädchen Araksi. Die ungetrübte Atmosphäre dieses stillen Ortes und die Idylle werden jedoch durch die Stagnation des kommunistischen Regimes zerstört. Es kommt zur dramatischen Trennung der Kinder. Die eine Familie wird in ein Lager im Gebirge, die andere mit dem Schiff nach Israel geschickt. Nach vielen Jahren kommt es im Batchkovsko-Kloster zu einer zufälligen Begegnung zwischen dem israelischen in Plovdiv geborenen Professor Albert Cohen und Araksi Vartanian. Es entflammt eine ungewöhnliche Liebe – ein verzweifelter Versuch, die Scherben des in der Kindheit zerschlagenen Spiegels wieder zusammenzusetzen. Inzwischen naht die Demokratie. Zugleich tauchen aber auch dunkle Typen wie der Rechtsanwalt Karalambow auf, die die Ungebrochenen bedrohen. Das Haus des alten Griechen brennt völlig aus, es bleibt nur die Asche. Schatten und Symbole schweben über Plovdiv. Das ist nach Meinung der Autoren das Ende der Welt. Gleichwohl ist der Film mit Finesse und psychologischer Differenzierung der Figuren gestaltet. Die Akteure bauen mühsam ihre Kontakte mit der Umgebung und der jeweiligen Wirklichkeit auf. "Nach dem Ende der Welt" lief bei der Berlinale 1999 in der Reihe "Panorama art & essai" und fand große Resonanz.

Maria Ratschewa

 

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Ausgabe 80-4/1999

 

Filmbesprechungen

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Medienpädagogische Vorschläge zum Film "Der König der Masken"|


KJK-Ausgabe 80/1999

 

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