Produktion: Rothkirch Cartoon Film / Munich Animation / Bioskop Film / Stupid Studio / Warner Bros; Deutschland / Belgien 1999 – Regie: Piet de Rycker, Thilo Graf Rothkirch – Buch: Bert Schrickel, Thilo Graf Rothkirch, Piet de Rycker – Musik: Nikolaus Glowna, Siggi Mueller – Länge: 72 Min. – Farbe – FSK: o. A. – Verleih: Warner (35mm) – Altersempfehlung: ab 6 J.
Nach der recht zufriedenstellenden Akzeptanz, die das Zeichentrickabenteuer "Die furchtlosen Vier" vor zwei Jahren fand, hat sich die Firma Warner Bros. erneut an der Produktion eines einheimischen Zeichentrickfilms beteiligt und bringt jetzt mit "Tobias Totz und sein Löwe" das erste Breitwandabenteuer eines Freundespaars auf die Leinwand, das den Zuschauern des ARD-"Sandmännchens" bereits seit 1988 ein Begriff ist.
Ähnlich wie weiland den kleinen Eisbären Lars, verschlägt es auch Zoowärter Tobias' besten Freund, den Löwen, nach Afrika. Denn genau zu dem Zeitpunkt, in dem ein von Wilderern geraubtes, aber unterwegs entkommenes Zebramädchen im Zoo landet, wo es sich vor Sehnsucht nach seinem Zebrafreund die Augen ausweint, beginnt der Löwe sich zu fragen, ob es wohl auch für ihn möglich sei, vor lauter Liebe auf Wolken zu schweben. Gerührt von der Einsamkeit seines Freundes, beschließt Tobias nach Afrika zu reisen, wo er die kleine Löwin Lea überreden will, ihn in den Zoo zu begleiten. Doch auch die Wilderer sind wieder unterwegs, und so bleibt den gehetzten Tieren keine andere Wahl, als dem verdatterten Tobias ihr größtes Geheimnis zu offenbaren: Wenn ihnen kein anderer Ausweg bleibt, dann flüchten sie sich über eine Wolkenbrücke ins Paradies – wo inzwischen auch der Löwe gelandet ist, der seinem Herrchen im Ballon folgte, um ihn zu beschützen. Wer jetzt aber meint, das Abenteuer sei vorbei, der hat nicht mit der Hartnäckigkeit der Gauner gerechnet, die draußen immer noch auf der Lauer liegen, und bevor der Löwe gemeinsam mit Lea auf Wolken schweben kann, hat er noch eine abenteuerliche Rückreise vor sich.
Wie so oft bei Filmen für die Kinogänger im Kindergarten- und frühen Grundschulalter wurde auch hier viel Liebe ins Detail investiert. "Tobias Totz und sein Löwe" ist in einem ganz individuellen Kinderbuchstil gezeichnet und entführt sein Publikum in eine unverwechselbare Märchenwelt, in der sich urige Figuren mit sehr sympathischen Schrullen tummeln (synchronisiert von einem gutgelaunten Westfalenquartett: Jürgen von der Lippe aus Bad Salzuflen verleiht Tobias den richtigen Schuss liebenswerte Naivität; Hape Kerkeling aus Recklinghausen gibt einen unwiderstehlichen, stotternden Currywurstverkäufer Paul Pommes; Ingolf Lück verleugnet als wildernder Gauner Luigi erfolgreich seine Bielefelder Herkunft, und die "Löwin" Nena aus Hagen hat den Zugang zu Deutschlands Kinderherzen durch ihre Kinderlieder-CDs sowieso längst gefunden). Doch so ausgefeilt die Kleinigkeiten sind, so sehr ist die Handlung selbst an den Haaren herbeigezogen und bemüht. Damit bleibt "Tobias Totz und sein Löwe" harmlose Kinderkinokost, die zwar für das Auge eine Freude ist, aber die Fantasie des Zuschauers strapaziert, anstatt sie zu beflügeln.
Bärbel Schnell
Zu diesem Film siehe auch:
KJK 137-4/2014 - Interview - "Das Marketing für deutsche Animationsfilme müsste stark gefördert werden"
KJK 81-4/2000 - Interview - "Wir haben über die Jahre eine eigene Welt aufgebaut"
TOBIAS TOTZ UND SEIN LÖWE im Katalog der BJF-Clubfilmothek unseres Online-Partners Bundesverband Jugend und Film e.V.
Filmbesprechungen
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