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Ausgabe 105-1/2006

DREIZEHN

THIRTEEN

Produktion: Michael London Productions & Working Title mit Antidote Films; USA / Großbritannien 2003 – Regie: Catherine Hardwicke – Buch: Catherine Hardwicke, Nikki Reed – Kamera: Elliot Davis – Schnitt: Nancy Richardson – Musik: Mark Mothersbaugh – Darsteller: Evan Rachel Wood (Tracy), Nikki Reed (Evie), Holly Hunter (Tracys Mutter), Brady Corbet (Tracys Bruder), Jeremy Sisto (Freund der Mutter) u. a. – Länge: 100 Min. – Farbe – FSK: ab 12 J., ffr. – FBW: besonders wertvoll – Verleih: Twentieth Century Fox of Germany – Altersempfehlung: ab 14 J.

Die 13-jährige Tracy lebt mit ihrem Bruder Mason bei ihrer alleinerziehenden Mutter in Los Angeles. Zu Schuljahresbeginn muss sie feststellen, dass sie bei ihren Klassenkameraden abgemeldet ist – jetzt zieht die gleichaltrige, sexy gestylte Evie alle Aufmerksamkeit auf sich. Doch mittels eines Geldbörsendiebstahls verschafft sich Tracy Beachtung bei dem "coolsten" Mädchen ihrer Junior Highschool. Evie und deren Freundin kommen so in den Genuss einer kostenlosen Shopping-Tour. Sie erkauft sich im wahrsten Sinne die Freundschaft und die Zugehörigkeit zu Evies Clique. Dort kommt sie nicht nur mit Jungen, sondern auch mit Alkohol und Drogen in Kontakt.

Tracy macht fortan eine tief greifende Veränderung durch. Dies manifestiert sich zum einen äußerlich z. B. in Piercings, zum anderen macht es sich als Nachlassen und Fehlen in der Schule bemerkbar. Tracys Achterbahn der Gefühle spitzt sich in Selbstverletzungspraktiken zu. Sie ritzt sich mehrmals mit einer Schere in den Unterarm, um psychische Schmerzen zu betäuben, die teils aus der Bekanntschaft mit Evie, teils aus ihren Ängsten als Scheidungskind herrühren. Tracys Mutter Mel findet keinen rechten Zugang mehr zu ihrer Tochter. Die Mutter hält ihre Familie gerade so mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Der Ex-Mann zahlt weder seinen Unterhalt regelmäßig, noch leistet er, als er von Mel auf Tracys Probleme aufmerksam gemacht wird, emotionale Unterstützung. Nur Mels Lebenspartner Brady wirkt in den familiären Auseinandersetzungen wie ein Ruhepol. Doch Tracy lehnt ihn ab; einerseits weil er die Vaterrolle einnehmen könnte, andererseits, weil sie ihn früher einmal beim Konsum harter Drogen beobachtet hat und ihm – der gerade wieder vom Entzug zurück ist – nicht recht traut.

Evie, die eigentlich bei einem Vormund lebt, schläft immer häufiger bei Tracy. Da sie Mels mütterliche Fürsorge schätzt, arbeitet sie darauf hin, von ihr adoptiert zu werden. Diese lehnt das jedoch ab, als sie Evies negativen Einfluss auf ihre Tochter erkennt. Evie rächt sich, indem sie ihre in Tracys Zimmer versteckten Drogen als Tracys Bestände ausgibt. Schließlich wirft Mel Evie aus dem Haus und versöhnt sich mit ihrer Tochter.

Die Regisseurin Catherine Hardwicke schrieb zusammen mit der damals 13-jährigen Nikki Reed das Drehbuch. Der Film basiert auf Erlebnissen der jugendlichen Co-Autorin und Schauspielerin, die die Rolle der Evie spielt, aber in Wirklichkeit Tracys Geschichte erlebt hat. "Dreizehn" widmet sich ernsthaft, jedoch ohne erhobenen Zeigefinger den Problemen der Jugendlichen. Eindrücklich und glaubhaft schildert er die Schwierigkeiten der Identitätsfindung und die realen Gefahren des Erwachsenwerdens. Mit verkanteten Bildern und einer außergewöhnlichen Farbdramaturgie wird die Welt, die durch Drogen oder Selbstverstümmelung aus dem Lot gerät, anschaulich visualisiert. Die Rollen sind mit Evan Rachel Wood (Tracy), Nikki Reed (Evie) und Holly Hunter (Mel), die 1993 für ihre Rolle in "Das Piano" den Oscar bekam, hervorragend besetzt. Der Film und die Darstellerin Holly Hunter wurden zu Recht auf mehreren Festivals ausgezeichnet (u. a. Sundance Film Festival 2003). Ansprechend und packend wird die schwierige Identitätsfindung von Teenagern gezeigt. Sicher ist "Dreizehn" nicht nur für Jugendliche, sondern auch für Erwachsene sehenswert.

Marianne Falck

 

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Ausgabe 105-1/2006

 

Inhalt der Print-Ausgabe 105-1/2006|

Filmbesprechungen

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Interviews

Claus, Richard - "Ich habe kein Problem mit dem Wort Kinderfilm ..."| Hailer, Thomas - "Den Begriff Kinderfilm nicht als Gefängnis für Produkte sehen"| Malberti, Juan Carlos Cremata - "Ich kann keine Lösung eines Problems anbieten, das nicht zu lösen ist"| Munzi, Francesco - "Es gibt leider nicht viele Saimirs"| Overweg, Calle und Volker Ullrich - Unterhalten mit Welthaltigkeit|


KJK-Ausgabe 105/2006

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