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Ausgabe 128-4/2011

LAURAS STERN UND DIE TRAUMMONSTER

LAURAS STERN UND DIE TRAUMMONSTER

Produktion: Comet Film Produktion GmbH (Bottrop), MaBo Filmproduktion (München), Rothkirch Cartoon Film (Berlin; Deutschland 2011 – Regie: Thilo Graf Rothkirch, Ute von Münchow-Pohl – Buch: Ute von Münchow-Pohl, Sabine Mädel, Rolf Giesen, Klaus Baumgart, Thilo Graf Rothkirch, nach den Büchern von Klaus Baumgart – Musik: Henning Lohner – Stimmen: Oliver Kalkofe (Chef), Désirée Nick (Tentakel), Ralf Schmitz (Lichtfänger), Bernhard Hoëcker (Stielauge), Markus Maria Profitlich (Fresso), Maddin Schneider (Beule), Annabel Wolf (Laura), Sandro Iannota (Tommy) u. a. – Länge: 65 Min. – Farbe – FSK: o. A. – FBW: besonders wertvoll – Verleih: Warner Bros. Pictures GmbH – Altersempfehlung: ab 6 J.

Dritte Kinorunde für Laura und ihren Bruder Tommy: Nach dem erfolgreichen ersten Trickfilm "Lauras Stern" (2003/2004) und dem dagegen eher mager besuchten China-Ausflug "Lauras Stern und der geheimnisvolle Drache Nian" (2009) knüpft der neue Film mit Stil, Farbgebung und den Bewegungen der Charaktere stärker an den ersten an und ist wieder eine "local production": Es beginnt mit einem Fußballspiel. Ein paar Nachbarskinder fordern Laura und ihren Bruder Tommy heraus, aber ohne seinen geliebten Beschütz-mich-Hund traut sich Tommy nicht so recht. Also muss der Hund dabei sein, doch nach einem verpatzten Schuss landet der im dunklen Keller. Tommy hat Angst vor der Dunkelheit und traut sich nicht in den Keller, um nach seinem Hund zu suchen. Laura nimmt all ihren Mut zusammen, aber die Schatten machen auch ihr Angst. Im Keller lauern nämlich die Traummonster – nur wenn der Beschütz-mich-Hund dabei ist, können sie Tommy nichts tun.

Die Traummonster leben von der Angst; wenn die Kinder ängstlich sind, geht es ihnen gut und sie werden immer größer. In letzter Zeit leiden die Traummonster allerdings daran, dass Tommy und Laura statt gruseliger Albträume fast nur noch von schönen Begebenheiten träumen. Ohne die Angst der Kinder schrumpfen die Traummonster und müssen um ihre Existenz bangen. Die Monster Tentakel, Stielauge, Fresso und Beule hecken deshalb einen Plan aus: In der Nacht entführen sie Tommys Beschütz-mich-Hund ins Land der Träume und locken die Kinder, begleitet von Lauras Stern und den durch Sternenstaub lebendig gewordenen Stofftieren Minihase und Bär, in das unterirdische Traumlabyrinth, wo sich hinter jeder Tür ein Kindertraum verbirgt. Natürlich fühlt sich Laura sicher, denn ihr Stern und sein Sternenstaub werden ihr wieder helfen. Zunächst klappt auch alles hervorragend. Die Traummonster fürchten sich besonders vor hellem Licht und deshalb muss ihr Kumpel Lichtfänger mit einer Art fliegendem Staubsauger Jagd auf alle Lichtquellen machen – wenn es dunkel wird, hat der Sternenstaub allerdings keine Chance mehr. Auch Lauras funkelnder Stern gerät ins Visier des Lichtfängers.

Der fantasievolle Animationsfilm behandelt das Thema der kindlichen Angst, da können Dunkelheit und Schatten bedrohlicher wirken, als sie es in der Realität sind. Gemeinsam lässt sich die Angst überwinden: Laura und Tommy retten den Beschütz-mich-Hund aus den Klauen der Traummonster, doch ihren Kampf gegen die Angst gewinnen sie auch ohne Hundeunterstützung – sie haben Vertrauen zueinander, das lässt die Monster schrumpfen. Und wenn die so klein sind, muss man auch keine Angst mehr vor ihnen haben – didaktisch wertvolle Erkenntnisse. Obwohl manche Szenen für Kinder im Vorschulalter bisweilen ein wenig unheimlich wirken, löst der Film selbst solche Schreckmomente äußerst geschickt auf, denn die Traummonster sind bei genauem Hinsehen gar keine richtigen Monster: Fresso ist schlicht ein verfressener Bursche, der immerfort was zu knabbern benötigt; Beule eckt ständig irgendwo an und holt sich so stets neue Blessuren; Stielauge reckt vergeblich seine Augen in die Höhe, um größer und unheimlicher zu wirken; und Lichtfänger ist von seiner Aufgabe so begeistert, dass er sogar mit Tommy Freundschaft schließt und darüber das Einflößen von Angst völlig vergisst.

Mit dem vereinten Ruf "Haut ab" schlagen Laura und Tommy die Monster in die Flucht, sie drehen den Spieß einfach um, jetzt haben die Monster Angst vor ihnen. Zu den hübschen Einfällen rund um märchenhafte Träume, die jenseits der kindgerechten Geschichte auch für Erwachsene interessant sind, gehört die Idee, dass Laura und Tommy einen gemeinsamen Traum haben – eine Anspielung auf das Phänomen der "shared dreams", und wenn sie in die Traumwelt entschweben, scheint es eine Astralreise zu sein. Erstmals kommt Lauras Stern in 3D heraus – zwar gibt die weiterentwickelte stereoskopische Bildtechnik den Traumwelten eine ungewöhnliche räumliche Tiefe, etwa wenn der Sternenstaub "förmlich" auf die Betrachter zufliegt, doch insgesamt werden die möglichen Effekte nur sparsam eingesetzt, da fürchteten die Produzenten wohl eine Überforderung ihrer kindlichen Zielgruppe.

Manfred Hobsch

 

Bundesverband Jugend und Film e.V.LAURAS STERN UND DIE TRAUMMONSTER im Katalog der BJF-Clubfilmothek unseres Online-Partners Bundesverband Jugend und Film e.V.

 

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Ausgabe 128-4/2011

 

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Interviews

de Cloe, Mark - "Aber wir müssen eben auch an das Kind denken!"| de Jonge, Dick und Bea Appels - "Heute ist keine Zeit für Idealismus"| Niehage, Dagmar - "Pommes Essen" – Eine starke David gegen Goliath-Geschichte|

Hintergrundartikel

GEKIDNAPPT| AUF LEISEN PFOTEN|

Kinder-Film-Kritiken

"Gute Reise"| "Als Dolly Parton meine Mutter war"|


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