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Produktion: ostlicht filmproduktion GmbH / Hamster Film GmbH, in Koproduktion mit A Private View und negativ filmproductions; Deutschland / Belgien / Tschechische Republik 2013 – Regie und Buch: Markus Dietrich – Kamera: Philipp Kirsamer – Schnitt: Sebastian Thümler, Andreas Baltschun – Darsteller: Flora Li Thiemann (Friederike Bode), Finn Fiebig (Fabian Schwartze), Luca Johannsen (Jonathan Rheinhardt), Emil von Schönfels (Oliver Krischewski), Devid Striesow (ABV Mauder), Yvonne Catterfeld (Katharina Bode), Andreas Schmidt (Herr Karl) u. a. – Länge: 82 Min. – Farbe – FSK: o. A. – FBW: besonders wertvoll – Verleih: MFA+ Filmdistribution – Altersempfehlung: ab 8 J.
Geschichtsunterricht muss nicht langweilig und dröge sein. Diesen Beweis tritt der Kinderkurzfilm- und Serien-Regisseur Markus Dietrich ("Schloss Einstein") mit seinem Langfilmdebüt an, das allen Ansprüchen gerecht wird, die man heutzutage an ein Kino mit Herz und Hirn stellt. "Sputnik" – der nostalgische Titel lässt es schon erahnen – dreht sich um die zehnjährige Friederike, die davon träumt, eines Tages als Kosmonautin das Universum zu erobern. Diese hochtrabenden Pläne erhalten aber einen Dämpfer, als ihr über alles geliebter Onkel Mike, ein ebenso großer Weltraumfan wie sie, im Oktober 1989 in die BRD rübermacht. Und während in der Folge Friederike gemeinsam mit ihren kleinen Freunden versucht, den Onkel mit Hilfe einer selbstgebastelten Maschine in den Osten zurück zu beamen (abgeguckt aus dem im Westfernsehen gezeigten "Raumschiff Enterprise"), zeichnet Dietrich ein authentisches, aber immer auch augenzwinkerndes Bild des Auslaufmodells DDR. Dabei erweist er sich nicht nur als detailverliebter Regisseur, der in puncto Ausstattung und Kostümbild nichts dem Zufall überlässt, sondern auch als Meister der Schauspielführung, der sowohl seine talentierten Kinderdarsteller als auch gestandene Akteure auf spielerische Art und Weise zu Bestleistungen veranlasst. Wenn man überhaupt jemanden aus dem exzellenten Ensemble herausnehmen darf, dann sind dies die Berliner Naturgewalt Flora Li Thiemann als um keinen kessen Spruch verlegene Pippi-Langstrumpf-Revoluzzerin Friederike und Devid Striesow als ständig herumspionierender "Abschnittsbevollmächtigter" Mauder, der wie kein anderer die negative Seite des DDR-Systems verkörpert und am Ende der Lächerlichkeit (gibt es eine schlimmere Strafe?) preisgegeben wird. Dennoch ist "Sputnik" alles andere als ein politischer Film, denn er will in erster Linie unterhalten ("Dem Sozialismus seinen Lauf, hält weder Schaf noch Esel auf"), Spaß bereiten und in Staunen versetzen, was er auch auf allen Ebenen tut. Dass uns Dietrich mit seiner durch und durch erwachsenenkompatiblen Kinderfilmkomödie auch noch eine satirische Lehrstunde in deutsch-deutscher Geschichte erteilt, darf als äußerst angenehmer Nebeneffekt bezeichnet werden.
Thomas Lassonczyk
Zu diesem Film siehe auch:
KJK 136-4/2013 - Hintergrund - Ideen für die pädagogische Arbeit: "Sputnik"
Inhalt der Print-Ausgabe 136-4/2013
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