(Kinder-Film-Kritik zum Film KOPFÃœBER)
Deutschland 2012 – Regie: Bernd Sahling – Buch: Bernd Sahling, Anja Tuckermann – Verleih: Alpha Medienkontor – Altersempfehlung: ab 10 J. – Kinostart: 7. November 2013
In dem Film "Kopfüber" geht es um den zehnjährigen Jungen Sascha. Er ist glücklich, vor allem, wenn er mit seiner besten Freundin Elli draußen rumtobt und Geräusche aufnimmt, etwa an der Baustelle im Tunnel. Aber er ist ein Problemkind: Er raucht, klaut und gerät öfters mit der Polizei in Konflikte. Außerdem kann er nicht richtig lesen und schreiben. Als er wieder einmal aufs Revier muss, holt sich die Mutter Unterstützung beim Jugendamt: Ein "Bodyguard", Frank, wird Sascha an die Seite gestellt. Anfangs mag Sascha seinen Erziehungsbeistand nicht. Der gibt sich große Mühe, geht mit Sascha paddeln oder Eis essen. Irgendwann akzeptiert Sascha seinen Helfer für Alltag und Schule. Aber lesen und schreiben kann er trotzdem noch nicht. So besucht Frank mit Sascha und seiner Mutter eine Ärztin, die ADHS diagnostiziert. Ihr Vorschlag: Einmal im Monat eine Sitzung mit ihr, Extraunterricht wegen des fehlenden Lese- und Schreibvermögens und zu guter Letzt soll Sascha immer, wenn seine Armbanduhr, die er eigens dafür bekommt, einen Ton von sich gibt, Medikamente schlucken. Franks Hilfe wird nun nicht mehr gebraucht.
Gesagt, getan. Sascha wird ein fleißiger Schüler, der sich in der Schule stark verbessert. Er lernt Lesen und Schreiben und hat keinen Kontakt mehr mit der Polizei. Doch die Veränderung hat auch schlechte Seiten: Plötzlich hat Sascha gar keine Zeit und Lust mehr, etwas mit Elli zu unternehmen: Immer ist er müde und ruhig und lacht nie, was auch Elli bemerkt, die das gar nicht gut findet. In dieser Zeit sucht Sascha einmal Frank auf. Als er diesen aber mit einem neuen Jungen im Eiscafé sitzen sieht, rastet er aus und wirft Franks Abschiedsgeschenk in die Scheibe des Cafés. Das Ende ist dann, dass Sascha die Medikamente nicht mehr nimmt. Er und Elli machen wieder viel zusammen und sein Charakter ist wie früher.
Ich fand den Film insgesamt schön. Das Thema als solches ist gut gewählt und interessant, und auch die Geschichte gut dargestellt: die Höhe- und Tiefpunkte in dem Leben des unter ADHS leidenden Jungen. Wie er in der Schule zurechtkommt und mit seiner Familie. Das alles wurde glaubhaft umgesetzt. Auch toll fand ich die Annäherung von Sascha und Frank. Am Anfang gar nicht bereit, Frank zuzuhören, ist Sascha am Ende jedoch traurig, dass sein Helfer geht. Ein weiteres Lob geht an den Schauspieler von Sascha, Marcel Hoffmann, der seine Rolle sehr realistisch spielt. Kameraführung und Musik waren auch passend. Schön fand ich auch, wie die Szene mit der Aufnahme gedreht wurde: Man hört die Aufnahme und sieht abwechselnd, wie Elli ihr lauscht und wie Sascha aufs Band spricht. Ein weiteres Bild, das in dem Film gut vermittelt wird, ist Saschas schwierige Entscheidung, ob er die Medikamente weiterhin nimmt oder nicht. Diese Entscheidung ist die Wahl zwischen einem Leben, in dem er sozusagen stillgehalten wird, weniger Probleme hat und viel ruhiger und braver ist, und einem Leben, in dem er so ist, wie er ist.
Eine Sache hat mir bei dem Film gefehlt, und das war der Höhepunkt. Es gab ein gutes Ende, und natürlich eine Handlung, aber keine richtige Haupthandlung mit Höhepunkt. Das fand ich schade, denn sonst hat mir der Film gut gefallen. Abgesehen davon ein sehr gelungener Film!
Helene Spieles, 12 J.
Inhalt der Print-Ausgabe 136-4/2013
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