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Ausgabe 136-4/2013

Horizon Beautiful

(Kinder-Film-Kritik zum Film HORIZON BEAUTIFUL)

Schweiz / Äthiopien 2013 – Regie: Stefan Jäger – Buch: Oliver Keidel, Mikiyas Efram, Ephrem Alemu, Abiange Tahun – Altersempfehlung: ab 10 J.

Der arme Admassu Amare (Henok Tadele, auch tatsächlich ein Waisenkind) lebt in Äthiopien auf der Straße und hat einen Traum: Fußball. Er will den europäischen Fußballmanager Franz Arnold auf sich aufmerksam machen und mit nach Europa genommen werden. Der entpuppt sich jedoch als unfreundlich und kinderfeindlich. Er will einfach nur seinen Geschäften nachgehen und dann wieder aus Afrika verschwinden. Als er ein Fotoshooting mit afrikanischen Kindern, die Fußball spielen, durchführt, um der Welt seine Wohltätigkeit zu zeigen, versucht Admassu, mit ihm zu sprechen, wird aber von dessen Assistent abgefangen. Seine Chance ist jedoch noch nicht vorbei: Das Fotoshooting wird wiederholt, weil die Kinder beim ersten "nicht arm genug" waren, "fast schon wie weiße". Als Franz sich kurz entfernt, um zu telefonieren, wird er von der "Hammergang" abgepasst, bestochen und schließlich verfolgt. Admassu sieht darin seine Chance: Wenn er Mister Franz hilft, kann der doch gar nicht anders, als das Fußballtalent mit in die Welt des Fußballs zu nehmen, oder?!

Die beiden werden aus Versehen mit dem Laster weggefahren, und Admassu soll dem Herrn den Weg zurück ins Dorf zeigen. Er will, dass Franz Arnold verspricht, dass er ihn mit nach Europa nimmt. Der verspricht es, haut dann aber ab. Admassu holt ihn wieder ein. Als sie im Dorf ankommen, treffen sie eine Verabredung: Ein Fußballspiel mit dem Nachbardorf soll darüber entscheiden, ob Franz Admassu mit nach Europa nimmt und sogar adoptiert. Vor dem Spiel kann Admassu den Schweizer nicht finden. Dann sieht er ihn mit einem Laster wegfahren. Er wirft sich vor den Laster und tut kund, wie sauer er ist, und erfährt, warum Franz sein Versprechen gebrochen hat: Er hat seine Medikamente in Admassus Hosentasche gefunden und glaubt, dass dieser ihn verraten hat. Das sagt er dem Jungen und fährt weg. Admassu ist traurig und beim Fußballspiel nicht bei der Sache. Das ändert sich, als er sieht, dass Franz doch gekommen ist. Er motiviert ihn sogar. Das Spiel wird gewonnen, doch die Freude hält nicht lange an. Denn Franz erleidet einen Herzstillstand und stirbt. Admassu geht wieder ins Waisenhaus, in die Schule. Er schließt einen Pakt mit dem Rektor: Fußballspielen ist in der Schule von nun an erlaubt. Das Letzte, das man hört, ist die Ansage einer WM: Äthiopien ist dieses Mal vertreten, mit dem Trainer Admassu Amare!

Ich finde den Film sehr gut. Zum einen ist er schön gedreht, mit den Landschaften Äthiopiens zum Beispiel. Außerdem  verkörpern die Schauspieler ihre Rollen sehr realistisch und glaubwürdig. Die Handlung gibt einen tollen Einblick in das Leben eines grummeligen, genervten Fußballmanagers und natürlich in das eines armen äthiopischen Jungen, der jedoch eine große Leidenschaft hat. Zudem ist der Film abwechslungsreich, ist traurig und berührend und macht einen nachdenklich, aber auch Humor fehlt der Geschichte nicht. Das merkt man zum Beispiel an der Szene, als Admassu zwischen dem Lastwagenfahrer und Franz alles falsch übersetzt und so eine höchst missverständliche Unterhaltung geführt wird, in der Admassu bestimmt, was wer sagt. So wird man schon manchmal zum Schmunzeln gebracht, und das ist sehr schön.

Am allerbesten an dem Film fand ich allerdings das überraschende Ende. In vielen Filmen hätte die Geschichte ein typisches Happy End genommen: Admassu wird adoptiert, wird in Europa berühmt. So, wie dieser Film es gelöst hat, finde ich es viel besser: Admassu bleibt in seiner Heimat, aber, wie man hört, kommt Äthiopien auch zur WM. Das ist ja auch ein Happy End. Und Admassu bringt sein Land weiter, öffnet Chancen für solche Kinder wie ihn, Fußball zu spielen, berühmt als Fußballer zu werden, richtig ausgebildet zu werden, ohne dass sie nach Europa auswandern müssen. Durch dieses Ende wird sein Traum wahr und er bringt sein Land weiter. Gerade deswegen finde ich den Film "Horizon Beautiful" sehr gelungen. Handlung,  Schauspieler,  Ende – alles passt!

Helene Spieles, 12 Jahre

 

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Ausgabe 136-4/2013

 

Inhalt der Print-Ausgabe 136-4/2013|

Filmbesprechungen

AME & YUKI – DIE WOLFSKINDER| DER BLAUE TIGER| EXIT MARRAKECH| GRÜSSE VON MIKE| HORIZON BEAUTIFUL| DAS KLEINE GESPENST| DER KÖNIG UND DER VOGEL| DIE LEGENDE VOM WEIHNACHTSSTERN| DER MOHNBLUMENBERG| REUBER| SCHERBENPARK| SPUTNIK| TURBO – KLEINE SCHNECKE, GROSSER TRAUM| ZAYTOUN|

Interviews

Jäger, Stefan - "Fast jeder Junge in Äthiopien hat Messi als Vorbild"| Link, Caroline - "Ich möchte gerne Filme machen, die gesehen werden und im Kino Erfolg haben"| Ranisch, Axel - "Ich wollte mal etwas für Kinder machen, weil ich von Kindern umgeben bin"|

Hintergrundartikel

"Bekas"| Ideen für die pädagogische Arbeit: "Sputnik"|

Kinder-Film-Kritiken

Horizon Beautiful| Kopfüber| Eine Kurzfilm-Auswahl vom 36. Int. Kinderfilmfestival LUCAS| Das Pferd auf dem Balkon|


KJK-Ausgabe 136/2013

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