Zum Inhalt springen

Ausgabe 136-4/2013

AME & YUKI – DIE WOLFSKINDER

Bild: AME & YUKI – DIE WOLFSKINDER
© Kazé AV

OKAMI KODOMO NO AME TO YUKI

Produktion: Studio Chizu, Madhouse u. a.; Japan 2012 – Regie: Mamoru Hosoda – Buch: Satoko Okudera – Charakter Design: Yoshiyuki Sadamoto – Art Director: Hiroshi Ohno – Musik: Masakatsu Takagi. – Länge: 117 Min. – Farbe – FSK: ab 6 – DVD: KAZÉ Anime – Altersempfehlung: ab 12 J.

Der seltsame Mann im Hörsaal weckt sofort das Interesse der Studentin Hana. So ruhig wirkt er, so anders als alle anderen – und sehr geheimnisvoll. Kurze Zeit später erkennt Hana, dass ihr Gefühl sie nicht getäuscht hat. Denn der junge Mann ist ein Wolfsmensch aus einer alten japanischen Sippe, der sich fließend von einem Menschen in einen Wolf verwandeln kann. Aber Hana lässt sich davon nicht abschrecken. Bald schon werden die beiden ein Paar und Eltern zweier Kinder, die sie nach dem Wetter ihrer Geburt benennen: Ihre Tochter Yuki kommt an einem verschneiten Wintertag zur Welt, ihr Sohn Ame an einem Regentag. Doch das Familienglück währt nicht lange. Eines Nachts verunglückt der Wolfsmann tödlich. Da Ame und Yuki die Gabe ihres Vaters geerbt haben, beschließt Hana, aus der Stadt aufs Land zu ziehen. Denn noch wissen die Kinder nicht, wie ihre spontanen Gestaltwechsel auf andere Menschen wirken. In einem abgeschiedenen Landhaus fühlt sie sich viel sicherer. Während Hana im Laufe der folgenden Jahre lernen muss, wie ein Feld bestellt wird, schlagen Ame und Yuki unterschiedliche Wege ein. Yuki will nicht länger eine Außenseiterin sein und sucht gezielt die Nähe zu anderen Kindern – und vor allem zu einem Klassenkameraden, in den sie sich verliebt hat. Ame unterdessen meidet die Menschen. Er findet in einem alten Wolf, dessen Sprache er versteht, einen Lehrmeister, und fühlt sich in der freien Natur viel wohler als in der Zivilisation.

Nach dem Teenager-Zeitreisefilm "Das Mädchen, das durch die Zeit sprang" und der futuristischen Familiengeschichte "Summer Wars" schlägt Mamoru Hosoda mit "Ame & Yuki" nun noch einmal eine andere Richtung ein und vermischt in seinem neuen Anime Märchen, Familiengeschichte und Coming-of-Age-Film. Trotz aller fantastischen Elemente wirkt "Ame & Yuki" dabei niemals lebensfern. Im Gegenteil: Der Regisseur Mamoru Hosoda versteht es meisterlich, die Gefühle, Bedürfnisse und Nöte seiner drei Protagonisten in den Mittelpunkt zu stellen und eine sehr berührende, bisweilen auch sehr poetische Geschichte zu erzählen.

Steht in der ersten Hälfte des Films noch die Erwachsene Hana im Vordergrund, die lernen muss, mit dem Verlust ihres Mannes umzugehen und die sich liebevoll um ihre Kinder kümmert, so wechselt allmählich die Perspektive zu Ame und Yuki. Gerade deren Gegensätzlichkeit macht dabei den Reiz aus – und es ist schön, dass der Film keinen der Lebenswege als richtig oder falsch bewertet. So erzählt er vor allem auch von der Schwierigkeit, seinen Platz im Leben zu finden sowie einen eigenen Weg zu gehen, und bietet durch die Perspektive der Kinder auch für ein Publikum ab 12 Jahren gute Identifikationsmöglichkeiten. Spätestens mit "Ame & Yuki" hat Mamoru Hosoda seinen Ruf als einer der derzeit wichtigsten Anime-Regisseure neben Hayao Miyazaki gefestigt, der wie dieser typisch japanische Themen mit universellen Fragen und fantastischen Abenteuergeschichten verknüpft sowie ungemein atmosphärische Zeichentrickwelten entwirft. Man darf gespannt sein, wie sich sein Stil weiterentwickeln wird.

Stefan Stiletto

 

Permalink für Verlinkungen zu dieser Seite Dauerhafter, direkter Link zu diesem Beitrag


Ausgabe 136-4/2013

 

Inhalt der Print-Ausgabe 136-4/2013|

Filmbesprechungen

AME & YUKI – DIE WOLFSKINDER| DER BLAUE TIGER| EXIT MARRAKECH| GRÜSSE VON MIKE| HORIZON BEAUTIFUL| DAS KLEINE GESPENST| DER KÖNIG UND DER VOGEL| DIE LEGENDE VOM WEIHNACHTSSTERN| DER MOHNBLUMENBERG| REUBER| SCHERBENPARK| SPUTNIK| TURBO – KLEINE SCHNECKE, GROSSER TRAUM| ZAYTOUN|

Interviews

Jäger, Stefan - "Fast jeder Junge in Äthiopien hat Messi als Vorbild"| Link, Caroline - "Ich möchte gerne Filme machen, die gesehen werden und im Kino Erfolg haben"| Ranisch, Axel - "Ich wollte mal etwas für Kinder machen, weil ich von Kindern umgeben bin"|

Hintergrundartikel

"Bekas"| Ideen für die pädagogische Arbeit: "Sputnik"|

Kinder-Film-Kritiken

Horizon Beautiful| Kopfüber| Eine Kurzfilm-Auswahl vom 36. Int. Kinderfilmfestival LUCAS| Das Pferd auf dem Balkon|


KJK-Ausgabe 136/2013

PDF-Download Originalausgabe (PDF)

 

Anzeigen:

Einzelne Ausgaben:

Filmtitel nach Alphabet:

Zusatzmaterialien:

Volltext-Suche:

 

 


Sonderausgaben bestellen!