Produktion: Folimage Valence Production; Frankreich 2003 – Regie: Jacques-Rémy Girerd – Buch: Jacques-Rémy Girerd, Antoine Lanciaux, Iouri Tcherenkov – Kamera: Benolt Rázy – Schnitt: Hervé Guichard – Hauptzeichner: Iouri Tcherenkov – Production Design: Jean-Loup Felicioli – Musik: Serge Besset – Stimmen (Originalfassung): Michel Piccoli, Anouk Grinberg, Laurentine Milebo, Annie Girardot u. a. – Länge: 90 Min. – Farbe – 35mm – Weltvertrieb: Studio Canal, e-Mail: webmaster@studiocanal.com – Altersempfehlung: ab 8 J.
"Wer von euch ist sechs Jahre alt", fragte Jacques-Rémy Girerd, als sein Animationsfilm "Die Prophezeiung der Frösche" (der Film kam später unter dem deutschen Verleihtitel "Das Geheimnis der Frösche" ins Kino, Anm. d. Hrsg.) im Zoo-Palast zur Festivalpremiere kam. Sofort sprangen einige Kinder auf. Ihnen erzählte der Regisseur, dass – als sie geboren wurden – er an seinem Film begonnen hat zu arbeiten. Spontan klatschten die Sechsjährigen in die Hände. Außerdem erklärte er stolz, dass die "Prophezeiung der Frösche" die erste Animationsfilmproduktion seit über zwanzig Jahren ist, die ausschließlich in Frankreich hergestellt wurde. Diesmal gab es Applaus von den Erwachsenen.
Produktionen des französischen Trickfilmstudios Folimage waren schon öfters beim Kinderfilmfest der Berlinale zu sehen, so zum Beispiel "Der Mönch und der Fisch" (Le Moine et le Poisson) von Michael Dudok de Wit 1996 oder ein Jahr später "Die große Reise" (La Grande Migration). Regisseur Iuori Tcherenkov, der bei der "Prophezeiung der Frösche" als Hauptzeichner und Mitautor fungierte, erhielt damals für seinen Kurzfilm den Gläsernen Bären. In diesem Jahr nun überraschte uns Folimage gleich mit zwei Filmen, mit der "Prophezeiung der Frösche" und dem sehr witzig gestalteten Kurzfilm "Rauf und runter" (Circuit Marine) von Isabelle Favez. Beide wurden mit einer lobenden Erwähnung der Kinderjury bedacht.
Folimage Valence Production wurde 1984 von Jacques-Rémy Girerd gegründet und hat in diesen zwanzig Jahren mit seinen Produktionen mehr als 200 internationale Preise gewonnen. Mit der Video-Serie "Le Bonheur de la Vie" und seinem Film "Der Junge, der vom Himmel fiel" (L'Enfant au Grelot) gelang dem Studio auch der große finanzielle Durchbruch, der ihm gestattet, lange Animationsfilme zu produzieren. "Die Prophezeiung der Frösche" ist nun der erste 90-minütige Animationsfilm von Folimage. Eine Million Zeichnungen wurden dafür angefertigt, am Tag konnten durchschnittlich acht bis zehn Sekunden Film produziert werden. Ein immenser Aufwand, der sich aber gelohnt hat.
Aufgegriffen wird hier das Arche-Noah-Motiv. Die Frösche haben es prophezeit: Es wird Regen geben, einen furchtbaren Regen! Doch niemand hört auf sie. Zum Glück haben Bauer Ferdinand, seine Frau sowie die Kinder Tom und Lili gerade einen Riesenautoreifen aufgeblasen. Als der Sturm beginnt und mit ihm ein Regen, der vierzig Tage und vierzig Nächte dauert, können sie den Reifen um die Scheune legen und so diese zu einem Schiff umfunktionieren. An Bord kommen auch noch die Tiere aus dem Zoo und eine schwer verletzte Schildkröte. So schippert die Gesellschaft – recht zusammengezwängt – tagein, tagaus durch die Welt, die sich in ein Meer verwandelt hat.
Doch dann kommt Verdruss auf. Das einzige Lebensmittel an Bord sind Kartoffeln, so dass besonders die Fleischfresser unter den Tieren immer mürrischer werden. Diese Stimmung nutzt die Schildkröte aus. Sie entpuppt sich als ein böses, verschlagenes Wesen, das sich an den Menschen rächen will, weil die mit ihrer Vorliebe für Schildkrötensuppe einen Großteil dieser Tiere ausgerottet haben. Sie hetzt die Tiere gegeneinander auf und sät Zwietracht, die dazu führt, dass die Fleischfresser wie Bär, Wolf und Tiger die Macht auf der Arche übernehmen. Nun wird es ernst für die letzten Bewohner der Erde, ein Kampf um Leben und Tod beginnt. Natürlich geht alles gut aus und am Ende ist im doppelten Sinne "Land in Sicht"!
"Die Prophezeiung der Frösche" handelt von den Schwierigkeiten beim Zusammenleben unterschiedlicher Mentalitäten, von Toleranz und davon, wie schnell Gewalt eskalieren und Krieg ausbrechen kann. Auf eine sehr kindgemäße Weise setzt sich Regisseur Jacques-Rémy Girerd mit dieser nicht einfachen Problematik auseinander. Das schließt nicht aus, dass er dabei wunderbar unterhält, sein junges Publikum zum Lachen, zum Staunen, zum Weinen und ganz nebenbei zum Nachdenken bringt. Neben der Geschichte bestechen vor allem die einfallsreichen Zeichnungen. Schon allein wenn man nur an die Figur des Ferdinand mit seinem kugelrunden Bauch, dem langen Bart und der Glatze denkt, an das Elefantenehepaar, das aus Platzgründen die Rüssel zum Fenster hinaus hängen muss, oder die Schweine, die sich in den Pommes frites suhlen. Aufwändig und liebevoll gestaltet sind auch die Hintergründe, sehr natürlich ist die Animation und warm die Farbgebung.
Das alles wird komplettiert mit der schönen Musik von Serge Besset und den großartigen Stimmen solch hervorragender Schauspieler wie z. B. Michel Piccoli, Anouk Grinberg oder Annie Girardot. Zu begrüßen ist, dass "Die Prophezeiung der Frösche" in unsere Kinos kommt, wobei zu wünschen bleibt, dass dieser Film dann mit solcher Sensibilität, die dem Original gerecht wird, synchronisiert ist.
Barbara Felsmann
Zu diesem Film siehe auch:
KJK 123-2/2010 - Hintergrund - "Die Prophezeiung der Frösche"
KJK 100-2/2004 - Hintergrund - "Das Geheimnis der Frösche"
KJK 100-2/2004 - Kinder-Film-Kritik - Die Prophezeiung der Frösche
KJK 99-2/2004 - Interview - "Ich möchte Filme machen, die den Kindern helfen, erwachsen zu werden"
DIE PROPHEZEIUNG DER FRÖSCHE / DAS GEHEIMNIS DER FRÖSCHE im Katalog der BJF-Clubfilmothek unseres Online-Partners Bundesverband Jugend und Film e.V.
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