Produktion: Walt Disney Pic. / Tim Burton Prod. / The Zanuck Co. / Roth Films / Team Todd; USA 2010 – Regie: Tim Burton – Buch: Linda Woolverton, nach den Romanen "Alice im Wunderland" und "Alice hinter den Spiegeln" von Lewis Carroll – Kamera: Dariusz Wolski – Schnitt: Chris Lebenzon – Musik: Danny Elfman – Darsteller: Mia Wasikowska (Alice Kingsley), Johnny Depp (verrückter Hutmacher), Helena Bonham Carter (Herzkönigin), Crispin Clover (Herzbube), Anne Hathaway (Mirana, Weiße Königin) u. a. – Länge: 108 Min. – Farbe – FSK: ab 12 – Verleih: Walt Disney – Altersempfehlung: ab 14 J.
Wer kennt ihn nicht, Lewis Carrolls magischen Kinderbuchklassiker "Alice im Wunderland", der im Jahre 1865 erstmals veröffentlicht wurde und vor allem in den USA unglaubliche Popularität besitzt. Jetzt hat sich Hollywoods Regie-Genie Tim Burton, der uns schon solche Meisterwerke wie "Batman" oder "Sleepy Hollow" bescherte, dieses zeitlosen Stoffes angenommen. In der Hauptrolle: Mia Wasikowska, der neue Stern am Himmel der Traumfabrik. Sie spielt die titelgebende Alice, eine junge, recht eigensinnige Frau, die auf der Flucht vor der Vermählung mit einem adeligen Langweiler in ein nicht ganz alltägliches Kaninchenloch fällt und sich nach einem nicht enden wollenden Sturz in einem Wunderland namens Unterland wiederfindet. Dort hat Alice die schwierige Aufgabe, die Schreckensherrschaft der bösartigen Herzkönigin (großartig zynisch: Burtons Ehefrau Helena Bonham Carter) zu beenden und dafür Sorge zu tragen, dass Mirana, die ungleich sanftere und gerechtere Weiße Königin, auf Unterlands Thron kommt.
Doch man spürt schon bald: Die eher konventionelle Geschichte von Gut gegen Böse ist eigentlich Nebensache. Viel wichtiger sind die (handwerklich perfekten) 3D-Effekte, die pompösen Kulissen und die wunderbar schrägen Charaktere, die das "Wunderland" bevölkern, darunter etwa der fürchterliche Bandersnatch, mit dem Alice eine ziemlich schmerzhafte Begegnung hat, vor allem aber der verrückte Hutmacher, der mit ständig wechselndem Make-up und Kostüm seine jeweilige Stimmungslage zum Ausdruck bringen kann. Eine Paraderolle für Ausnahmeakteur Johnny Depp, der hier übrigens schon zum siebten Mal mit Tim Burton zusammenarbeitet. Neben dem gigantischen Produktionsdesign gehört Johnny Depps Performance sicherlich zu den absoluten Highlights dieser erstaunlich frischen und sehr eigenwilligen Interpretation der berühmten Romanvorlage. Besonders stark ist der Film auch in seinen kleinen makabren Details. So werden etwa kleine Äffchen als lebendige Kerzenhalter missbraucht oder ein bedauernswertes Ferkel muss als Fußstütze für die böse Königin herhalten. Fazit: Wer einmal den Alltag vergessen und in eine andere, eine fremde und auch durchaus ein bisschen verrückte Welt entfliehen will, der sollte ein Ticket für "Alice im Wunderland" lösen. Und am besten ein 3D-Kino auswählen – dann hat man noch mehr von Figuren wie dem Dodo, der Haselmaus, Diedeldum, Diedeldei und dem Weißen Kaninchen.
Thomas Lassonczyk
Inhalt der Print-Ausgabe 122-2/2010
Filmbesprechungen
13 SEMESTER ALICE IM WUNDERLAND BRAN NUE DAE DAS CHAMÄLEON SCHLÄGT ZURÜCK DOOMAN RIVER ECHO DES REGENBOGENS FRIEDENSSCHLAG – DAS JAHR DER ENTSCHEIDUNG FRIENDSHIP IEP! KNORZEL DIE LETZTE IHRER FAMILIE MIN DÎT – DIE KINDER VON DIYARKABIR PORTRAITS IN A SEA OF LIES SAME SAME BUT DIFFERENT SEBBE SON OF BABYLON TANZTRÄUME – JUGENDLICHE TANZEN "KONTAKTHOF" VON PINA BAUSCH TEUFELSKICKER UNSERE OZEANE
Interviews
Bezar, Miraz - Kindheit in Diyarbakir heißt auch, mit Gewalt konfrontiert zu sein Linsel, Anne und Rainer Hoffmann - Die Jugendlichen wussten, dass sie sich auf uns verlassen konnten Lu, Zhang - Man kann den ganzen Film auch als Traum von Chang-ho sehen Ziegenbalg, Oliver - Ich möchte, dass die Menschen so miteinander umgehen wie in meinen Filmen
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