Produktion: Boje Buck Produktion; Deutschland 2009 – Regie: Detlev Buck – Buch: Ruth Toma, nach dem Buch "Wohin du auch gehst" von Benjamin Prüfer – Kamera: Jana Marsik – Schnitt: Dirk Grau – Musik: Konstantin Gropper – Darsteller: David Kross (Ben), Apinya Sakuljaroensuk (Sreykeo), Stefan Konarske (Ed), Jens Harzer (Henry, Bens Bruder), Wanda Badwal (Lilli) u. a. – Länge: 100 Min. – Farbe – FSK: ab 12 – FBW: besonders wertvoll – Verleih: Delphi – Altersempfehlung: ab l4 J.
Nur weg aus Deutschland, wo alles aufgeräumt, sauber und geregelt ist, wo sich Erlebnisse und Erfahrungen in Grenzen halten, wo einem nichts Unvorhergesehenes widerfahren kann. Kambodscha ist das Ziel, ein Land, das heute für Jugendliche aus der westlichen Welt vielleicht die gleiche Anziehungskraft und Magie hat wie vor vierzig Jahren Afghanistan. Der Journalist und Autor Benjamin Prüfer, auf dessen Tatsachenroman der Film basiert, sagt: "Wenn man die Grenze nach Kambodscha überschreitet, akzeptiert man Dinge, die man vorher nie für möglich gehalten hätte. Und ein einziger Moment hat hier die Kraft, dein ganzes Leben für immer zu verändern."
Der angehende Journalist Ben, gespielt von David Kross, der mit jeder Rolle sein Profil verfeinert, an jeder Aufgabe wächst, erlebt diesen Moment in der Hauptstadt Phnom Penh im Club "Heart of Darkness", wo er Sreykeo begegnet, einem jungen Bargirl, das er mit in sein Guest House nimmt. Hier treffen sich Jugendliche aus aller Welt, um in der ruhelosen Stadt 24 Stunden Party zu feiern, die Freiheit und das Abenteuer zu kosten, inklusive Sex and Drugs. Sreykeo erwartet am nächsten Morgen Bares und Ben erfährt, dass Prostitution für sie und all die anderen Schönen der Nacht die einzige Möglichkeit ist, Geld zu verdienen. Ben lässt seinen Rückflug sausen, hat sich längst in Sreykeo verliebt. Seine Naivität ist hinreißend, als er ihr erklärt, dass sie nun, wo er da ist, keine anderen Männer mehr braucht. Er zieht zu Sreykeo in einen verslumten Wohnblock, wo es eng ist und stinkt, lernt ihre Mutter und die Schwestern kennen, die von Sreykeo ernährt werden. Je widriger die Umstände, desto stärker sein Gefühl der Verantwortung. Ben möchte Sreykeo glücklich machen. Und schenkt ihr als Zeichen seiner Verbundenheit einen Ring. Als sein Geld zu Ende geht, fliegt Ben zurück nach Hamburg. Sein Bruder, etablierter Redakteur einer Hamburger Zeitschrift, verschafft Ben einen gut bezahlten Job und ermuntert ihn, über seine Erfahrungen in Kambodscha eine Reportage zu machen. Ben arbeitet sich ein, engagiert sich – und legt jeden Cent zurück für seine Liebe in Kambodscha. Mit Sreykeo bleibt er über Skype in Kontakt und erfährt von ihr in einem zu Herzen gehenden Gespräch, dass sie HIV-positiv ist. Ben ist umso mehr entschlossen, zu ihr zurückzukehren, obwohl alle ihm davon abraten. Doch er ist längst selbst infiziert – von der Liebe. Er reist zu Sreykeo, findet außerhalb des Landes eine wirksame Therapie für sie und übernimmt die volle Verantwortung für ihr Leben.
Der abgeklärte große Bruder versucht, Ben von der Ausweglosigkeit der Liebe zu einer aidskranken Prostituierten zu überzeugen. Dann ist es Lilli, merkwürdige Freundin des Bruders, die Ben – und uns Zuschauern – erklärt, was in Sreykeo vorgeht und was Bens Versprechen, wiederzukommen für sie konkret bedeutet, nämlich nichts. Sie lebt jetzt und nicht in der Zukunft. Ben steigt ein in das Jetzt, fährt mit Sreykeo ins Heimatdorf, ist mit unerfüllbaren Erwartungen der Großfamilie konfrontiert – eine Zeit voller Missverständnisse und Zweifel. Aber die Liebe siegt, um es einmal ganz pathetisch zu sagen. Ben und Sreykeo heiraten. Sreykeo bringt ein gesundes Kind zur Welt. Das ist das vorläufige Ende dieser wahren Geschichte. Benjamin Prüfer und seine Frau leben heute in Hamburg und Kambodscha. Sein Buch "Wohin du auch gehst" ist zum Bestseller avanciert.
Regisseur Detlev Buck, der schon in mehreren Filmen sein Einfühlungsvermögen für Jugendliche bewiesen hat (nur ein Beispiel: "Knallhart"), begleitet Ben durch den Dschungel des Erwachsenwerdens, stellt Fragen nach dem Sinn des Lebens, nach dem Wert des Glücks. Warum soll Ben nicht all sein Geld in Kambodscha lassen? Wofür soll er es bewahren? Für ein gut ausgestattetes Leben in Hamburg mit vorhersehbarer Zukunft? Der Film vermittelt einen ungeschönten Blick auf das Leben in Kambodscha, einem der ärmsten und korruptesten Länder Asiens. Die wahre Geschichte gibt dem Film eine zusätzliche Dimension von Glaubwürdigkeit. Er ist ein Plädoyer zur Überwindung von Grenzen und Hindernissen, der Mut macht, auch in scheinbar ausweglosen Situationen gegen alle Konventionen seinem Herzen zu folgen. Regisseur Detlev Buck wollte schon seit der Filmhochschule einen Film machen, "der nicht nur, wie so oft, ein bisschen Liebe beinhaltet, sondern nichts außer Liebe thematisiert". Das ist ihm mit "Same Same But Different" hundertprozentig gelungen.
Gudrun Lukasz-Aden
Inhalt der Print-Ausgabe 122-2/2010
Filmbesprechungen
13 SEMESTER ALICE IM WUNDERLAND BRAN NUE DAE DAS CHAMÄLEON SCHLÄGT ZURÜCK DOOMAN RIVER ECHO DES REGENBOGENS FRIEDENSSCHLAG – DAS JAHR DER ENTSCHEIDUNG FRIENDSHIP IEP! KNORZEL DIE LETZTE IHRER FAMILIE MIN DÎT – DIE KINDER VON DIYARKABIR PORTRAITS IN A SEA OF LIES SAME SAME BUT DIFFERENT SEBBE SON OF BABYLON TANZTRÄUME – JUGENDLICHE TANZEN "KONTAKTHOF" VON PINA BAUSCH TEUFELSKICKER UNSERE OZEANE
Interviews
Bezar, Miraz - Kindheit in Diyarbakir heißt auch, mit Gewalt konfrontiert zu sein Linsel, Anne und Rainer Hoffmann - Die Jugendlichen wussten, dass sie sich auf uns verlassen konnten Lu, Zhang - Man kann den ganzen Film auch als Traum von Chang-ho sehen Ziegenbalg, Oliver - Ich möchte, dass die Menschen so miteinander umgehen wie in meinen Filmen
Filme in der Diskussion