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Ausgabe 122-2/2010

DAS CHAMÄLEON SCHLÄGT ZURÜCK

LASSEMAJAS DETEKTIVBYRÅ – KAMELEONTENS HÄMND

Produktion: AB Svensk Filmindustri; Schweden 2008 – Regie: Henrik Georgsson – Buch: Sarah Heldt – Kamera: Aril Wretblad – Schnitt: Petra Ahlin – Musik: Niklas Fransson, Ulf Turesson – Darsteller: Mathilda Grahn (Maja), Teodor Runsiö (Lasse), Anna Björk (Katja Örn), Tomas Norström (Polizeichef; der echte und der falsche), Jacob Ericsson (Conny, das Chamäleon) – Länge: 97 Min. – Farbe – Weltvertrieb: AB Svensk Filmindustri, Stockholm, e-mail: international@sf.se – Internet: www.sfinternational.se  – Altersempfehlung: ab 8 J.

Das fiktive Örtchen Valleby ist der Ort dieser Geschichte um zwei Kinder, die im Alleingang einen verzwickten Kriminalfall lösen: Vor mehreren hundert Jahren ließ sich Valle, der Herzog von Valleby, mit seinem Goldschatz unter der Erde einschließen und sprach einen Fluch aus: Jeder, der versucht, sich seines Goldes zu bemächtigen, wird sein Leben verlieren. Jungdetektiv Lasse ist sehr zum Ärger seiner Mitdetektivin Maja mehr als fasziniert von dieser alten Sage. Doch bald schon beansprucht die beiden das Hier und Jetzt mehr als Geschichten aus alter Zeit. Denn zum großen Stadtfest soll dem örtlichen Polizeichef eine große Ehre zuteil werden: eine Statue auf dem Marktplatz. Aber merkwürdige Dinge geschehen in Valleby: Die Statue verschwindet spurlos; an ihrer Stelle steht ein Skelett. Plötzlich beginnt sich der Polizeichef merkwürdig zu verhalten. Er scheint manchmal so gar nicht mehr er selbst zu sein, was vor allem seine neue Sekretärin Katja Örn verwirrt, hatte sie doch den Eindruck, zwischen ihnen beiden bahne sich etwas an. Wer steckt hinter diesen merkwürdigen Begebenheiten?

Im Gegensatz zu den Beteiligten erfahren wir schon früh, was wirklich geschieht: Verbrecher Conny ist aus dem Knast entlassen worden und heimlich nach Valleby zurückgekehrt, um mit dem Polizeichef eine Rechnung zu begleichen. Seinen Spitznamen "Chamäleon" hat sich Conny redlich verdient, ist er doch der Meister der Masken und der Verstellung. Mittels der gestohlenen Statue fertigt er eine Gesichtsmaske des Polizeichefs und schlüpft mit Hilfe einer gestohlenen Uniform nun in dessen Rolle. Sein Plan: Den armen Mann langsam in den Wahnsinn zu treiben und ihn so aus dem Weg zu räumen. Denn er glaubt zu wissen, wo sich der Schatz des Herzogs befindet. Er hat aber nicht mit den gewitzten Kinderdetektiven gerechnet.

Inspiriert von einer in Schweden erfolgreichen Kinderbuch-Reihe, die dem Regisseur Georgsson schon als Vorlage für den Adventskalender des schwedischen Fernsehens diente, schuf er hier zusammen mit der versierten Drehbuchautorin Sara Heldt ("Selma und Johanna",  KJK 73-1/1998) einen Kinderkrimi in bester skandinavischer Tradition. Der über weite Strecken in dunklen Braun- und Blautönen gehaltene Film spielt in einem zeitlosen Dorf, in dem unsere beiden Detektive wie Erwachsene agieren dürfen. Dabei mischt Georgsson geschickt Krimi-Spannung mit zuweilen fast absurdem Slapstick inklusive so manch gelungenem Running-Gag: Da dient die Drehtür im Polizeirevier dem Verbrecher ein ums andere Mal als gutes Mittel, genau in dem Moment zu verschwinden, wenn der Polizeichef erscheint. Was bei Sekretärin Katja Örn zusehends für Verwirrung sorgt, zeigt uns dagegen immer klar und deutlich, wer da nun gerade agiert. Natürlich hat diese Geschichte um den Doppelgänger, der den Ruf eines integren Mannes ruiniert, auch eine – ganz unaufdringliche – Botschaft: Nämlich nicht dem bloßen Augenschein, dem was in der Zeitung steht oder über jemand behauptet wird, blind zu vertrauen, sondern auf die eigene Erkenntnis zu setzen.

Mittendrin die zwei Kinder, die ihre Sache mehr als gut machen; wobei sie sicherlich von ihrer Erfahrung in der Fernsehserie profitieren. Ein gut fotografierter und mit genau der richtigen Mischung aus Spannung und Humor versehener Kinderkrimi, der auch Erwachsene unterhalten kann. So man denn bereit ist, sich auf das bewusst unrealistische Setting der Geschichte einzulassen.

Lutz Gräfe

Zu diesem Film siehe auch:
KJK 123-2/2010 - Interview - "Das ist meine Vorstellung vom Filmemachen: dass wir zusammen etwas Besseres hervorbringen als ich es allein könnte"

 

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Ausgabe 122-2/2010

 

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