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Ausgabe 131-3/2012

WEST IS WEST

Produktion: Assassin Films / BBC; Großbritannien 2010 – Regie: Andy DeEmmony – Buch: Ayub Khan-Din – Kamera: Peter Robertson – Schnitt: JonGregory, Stephen O'Connell – Musik: Robert Lane, Shankar Mahadevan – Darsteller: Om Puri (George / Jahangir Khan), Aqib Khan (Sajid Khan), Linda Bassett (Ella Khan), Ila Arun (Basheera) – Länge:103 Min. – Farbe – FSK: ab 6 – Verleih: Kool Filmdistribution – Altersempfehlung: ab 12 J.

Mit "East is East" schrieben Autor Ayub Khan-Din (nach seinem autobiographischen Theaterstück) und Regisseur Damien O´Donnell Multikulti-Filmgeschichte. Ihre Komödie entführte uns in eine britisch-pakistanische Großfamilie mit sieben Kindern (sechs Söhne und eine Tochter) im Norden Englands Anfang der 70er-Jahre, in der der Konflikt zwischen den beiden Kulturen aufbricht, als sich zwei Söhne weigern, die vom Vater ausgesuchten Frauen zu heiraten. Das wiederum von Ayub Khan-Din verfasste Sequel "West is West" spielt nur einige Jahre später und bringt nun den jüngsten Spross der Familie gegen den Vater auf. Der 12-jährige Sajid fühlt sich zwar als Engländer, wird aber dennoch in der Schule als Ausländer betrachtet und gemobbt. Er reagiert mit Ladendiebstählen, was wiederum seinen traditionsbewussten Vater George auf die Palme bringt, der schließlich keinen anderen Rat mehr weiß, als mit Sajid nach Pakistan zu reisen, damit er dort die guten alten Werte seiner Vorfahren kennen lernt. Dumm nur, dass sie dort sofort auf Georges erste Frau Basheera treffen, die er vor 30 Jahren mit zwei Töchtern hat sitzen lassen, um dann in England mit der irisch-stämmigen Ella eine neue Familie zu gründen. Während George die Vergangenheit einholt und er sich einigen unangenehmen Fragen von Seiten der Verwandtschaft ausgesetzt sieht, akklimatisiert sich Sajid erstaunlich schnell. Er freundet sich mit Zaid an und gemeinsam versuchen sie, eine Braut für Sajids schüchternen, älteren Bruder Maneer zu finden, der gerade in Pakistan auf Brautschau ist. Als dann aber Ella mit ihrer besten Freundin auftaucht, um klar Schiff zu machen und Sajid zurück nach England zu holen, nimmt die Geschichte noch einmal Fahrt auf.

War "East Is East" mehr den Konflikten im damals noch rassistisch geprägten England verpflichtet, so konzentriert sich die Fortsetzung auf die innerfamiliären Bindungen der Protagonisten. Aus der Tragikomödie wurde so eine Burleske, die nicht immer der Gefahr entgeht, dass hier über die zwischen den Kulturen aufgeriebenen Menschen gelacht wird, statt mit ihnen. Aber die Liebe zu den Charakteren mit all ihren Widersprüchlichkeiten ist auch hier zu spüren, was von einem großartigen Darsteller-Ensemble spielfreudig umgesetzt wird. Besonders jugendlichen Zuschauern (ab 12) hilft der Film auf unterhaltsame Art, den Begriff des "Cultur Clash" mit (prallem) Leben zu füllen, ein fremdes Land zu entdecken und auch mal bei dem ungewohnt klingenden Pakistanisch-Indischen Volksmusik-Soundtrack hinzuhören. Am Ende überwiegen die versöhnlichen Töne. Das Märchen triumphiert über die Realität.

Rolf-Ruediger Hamacher

 

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Ausgabe 131-3/2012

 

Inhalt der Print-Ausgabe 131-3/2012|

Filmbesprechungen

17 MÄDCHEN| ALS HÄTTE ICH DICH GEHÖRT| AM ENDE EINES VIEL ZU KURZEN TAGES| ATTENBERG| DAS GEMÄLDE| HAVANNA STATION| INKLUSION – GEMEINSAM ANDERS| EIN JAHR NACH MORGEN| KNERTEN| DAS MEER AM MORGEN| MES – LAUF!| MOONRISE KINGDOM| NONO| POMMES ESSEN| PUNCH| SIMON| SONS OF NORWAY| EIN TICK ANDERS| TOM UND HACKE| WEST IS WEST|

Interviews

Imaizumi, Kaori - Mut brauchen wir – für uns selbst und für unser Land| Lechner, Norbert - Der Dialekt im Film ist ein Alleinstellungsmerkmal, das ist etwas wert| Steyer, Christian - Es gibt nichts Berührenderes als Einfachheit| Tolentino, Rommel - Du musst zu dem stehen, was du bist, und was draus machen – so wie Nono| von Traben, Tina - Schade, dass nicht mehr Originaldrehbücher im Kinder- und Jugendbereich verfilmt werden|

Hintergrundartikel

Unsere Erinnerung an Helmut Dziuba .,.| Freiräume zum Nachdenken und zum Widerspruch|

Kinder-Film-Kritiken

MORGEN WIRD ALLES BESSER| TOM UND HACKE|


KJK-Ausgabe 131/2012

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