(Kinder-Film-Kritik zum Film MORGEN WIRD ALLES BESSER)
Polen/Japan 2010 – Regie und Buch: Dorota K?dzierzawska
In diesem Film geht es um russische Kinder auf der Straße, die versuchen, nach Polen zu fliehen, um dort ein besseres Leben zu führen. Der kleine Petya und sein großer Bruder Vasya haben keine Eltern und müssen als Straßenkinder herumstrolchen. Irgendwann haben sie ein Ziel: Über die Grenze nach Polen zu kommen, wo sie sich eine schönere Zukunft erhoffen. Zusammen mit Lyapa, einem Jungen, der auch auf der Straße haust und mit 12 Jahren etwas älter ist als Vasya, nehmen sie eine lange und gefährliche Reise auf sich, in der es zum Teil auch größere innere Konflikte gibt. Als sie es schließlich, nach vielen Mühen, über die Grenze schaffen, sind sie unglaublich froh und erleichtert. Doch die polnischen Kinder beschimpfen sie. Und trotz des netten und einfühlsamen Polizisten, der ihnen helfen will, werden die drei nach allem, was sie erlebt haben, wieder nach Russland geschickt.
"Morgen wird alles besser" ist ein wunderbarer Film. Das muss man ehrlich sagen. Anfangs gibt der Film viel Hoffnung. Man baut eine enge und sehr gefühlvolle Beziehung zu den Charakteren auf, vor allem zu dem niedlichen Petya. Der Film ist so gut gespielt, er geht so gut mit den Gefühlen um, dass man schon fast anfängt zu weinen, wenn die Älteren beginnen, Petya zu ärgern und ihm seinen Teddy wegzunehmen, der das einzige Geschöpf ist, das Petya von ganzem Herzen liebt und um das sich der Kleine liebevoll kümmert. Alle drei Kinder haben keine Familie, keine Personen, die ihnen Liebe geben. Doch Vasya und Petya haben sich. Aber Lyapa, der Ältere, hat wirklich niemanden. Und deshalb kann er es meistens nicht verstehen, wenn Vasya versucht, Petya wie eine Mutter zu lieben und sich um ihn zu sorgen, vor allem, wenn dieser schläft.
Was ich auch ganz toll und rührend fand, war die Szene, als das Trio gerade nach Polen gekommen ist und die polnischen Kinder verspotten es. Aber ein kleines Mädchen lächelt Petya schüchtern an. Petya ist auch verlegen, doch das Mädchen möchte ihm ihr Brot geben. Ein großer Junge jedoch, der fast am meisten spottet, schlägt ihr das Brot weg, das sie Petya gerade hinstreckte, Und der Polizist, der den drei helfen möchte, der hat Petya so gern. Man kann sich ihn so gut als netten Vater vorstellen.
Doch alles kommt anders. Und das ist auch das einzig Schlechte an diesem wundervollen Film. Petya, Vasya und Lyapa werden zurück nach Russland transportiert, Petya hat seinen geliebten Teddy auf der Polizeistation verloren, das kleine Mädchen wollte Petya doch noch ein Brot bringen, kommt aber zu spät, und der liebe Polizist ist selber ganz aufgelöst, denn eigentlich hat er ja helfen wollen. Und jetzt ist der kleine niedliche Petya, um den er sich so gern kümmern würde, der ist unglaublich wütend auf ihn, beleidigt den armen Polizisten, der verstanden hat, dass das Gesetz nicht immer das Wichtigste ist. Für die drei bricht eine Welt zusammen, der Rest Hoffnung ist zerstört, alles, das sie mühevoll und unter großer Gefahr erreicht hatten, alles war umsonst. Aber wenigstens lachen sie auf dem Rückweg, lachen im Laster über die irrwitzige Vorstellung, die sie hatten: als Könige zurückzukehren.
Nora Spieles, 13 J.
Inhalt der Print-Ausgabe 131-3/2012
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