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Ausgabe 50-2/1992

DIE ABENTEUER VON PICO UND COLUMBUS

Produktion: MS Michael Schoemann-Film-Produktion, in Zusammenarbeit mit ZDF und Bavaria-Film, Bundesrepublik Deutschland 1992 – Regie: Michael Schoemann – Idee und Story: Ute Koll – Drehbuch: Scott Santoro, David Reilly – Animation: Phil Nibbelink, Kevin Richardson u. a. – Special Effects: Scott Santoro – Musik: Sam Spence – Laufzeit: 79 Minuten – Farbe -FSK: o. A., ffr. – Verleih: atlasfilm (35mm) – Altersempfehlung: ab 6 J.

Rechtzeitig zum Columbus-Jahr haben die MS-Studios die teuerste Zeichentrickfilmproduktion Deutschlands abgeliefert: 14,5 Millionen Mark kostete der Film "Die Abenteuer von Pico und Columbus", "die einzig wahre Geschichte über die Entdeckung Amerikas", wie der Verleih ankündigt.

Christopher Columbus ist davon überzeugt, dass die Erde ein Würfel ist. Ohne die Hilfe des pfiffigen wie klugen Holzwurms Pico, der sich durch viele Bücher gefressen hat, wäre er niemals auf die Idee gekommen, den Seeweg nach Indien anzusteuern. Der weitere Verlauf ist bekannt, bekommt im Film jedoch durch den kleinen Pico eine bis dato unbekannte Variante. Das spanische Königspaar Ferdinand und Isabella finanziert die aus drei Segelschiffen bestehende Flotte, um in Besitz von Gold und Gewürzen zu kommen, während Pico die vom Hornissenkönig übers Meer entführte Prinzessin Marilyn aus dem Lichtmottenparadies wiedersehen und befreien möchte. Was als Märchen beginnt, endet auch märchenhaft. Nach vielerlei Unbill, mancherlei Gefahr und einem Unwetter stranden sie unter Palmen. Gold blinkt in der Ferne und zieht Columbus samt Gefolge magisch an. Am Ende haben alle, was sie sich wünschen. Das Schlussbild weist in die Gegenwart. Aus dem Wasser erhebt sich wie eine farbige Vision die Skyline von New York: "Eine neue Stadt für eine neue Welt."

Über die Intentionen seines Films sagt Regisseur Michael Schoemann: "Wir sind die Entdeckung Amerikas aus einer eher satirischen Sichtweise angegangen, um uns ganz deutlich von den hehren Geschichtsbetrachtungen unterscheiden zu können. Darüber hinaus wollten wir uns über Columbus als dem Eroberer und kühnen Seefahrer auch lustig machen können. Wir wollen ihn als liebenswerten, charmanten und vertrottelten Gelehrten vorstellen." Das ist gelungen. Columbus, im Rechnen eine Niete, ist ein ziemlich einfältiger Mensch, andererseits aber durchaus in der Lage, seine Grenzen zu erkennen. Deshalb kommt ihm Pico gerade recht, der wesentlich intelligenter ist als er, mutiger und vor allem ein wahrer Freund. Über das Glück, einen Freund zu haben, stimmen auch beide gleich ein Lied an. Ein heiteres, eingängiges Lied, das genauso zum Ohrwurm wird wie die anderen Songs.

Die Begegnung von Isabella, der drallen blonden spanischen Königin, und Columbus mit seinem Sonntagshut und den dünnen Beinen, ist ein amüsanter Höhepunkt des Zeichentrickfilms. Isabella, ganz offensichtlich frustriert von ihrem kleinen dicken Ferdinand, sieht in Columbus den kühnen Eroberer, den Ritter ihres Glücks.

Mit Unterstützung erfahrener Trickfilmspezialisten aus dem Disney-Studio wie Phil Nibbelink und Kevin Richardson (verantwortlich u. a. für "Roger Rabbit") hat das deutsche Team drei Jahre lang an den Abenteuern von Pico und Columbus gearbeitet. Die Figuren sind trefflich gezeichnet, ihre Charaktereigenschaften spiegeln sich wider in Mimik und Gestik. Die deutsche Synchronisation bemüht sich, die Disney-Devise "Macht es so witzig wie möglich" zu erfüllen, was allerdings nicht immer überzeugt. Anfangs war das Projekt mit Pico (dem Holzwurm aus Wolfgang Urchs' Trickfilm "In der Arche ist der Wurm drin", ebenfalls von MS-Film produziert) und Columbus etwas bescheidener angelegt. Doch als sich die amerikanischen Partner für die Film-Idee begeisterten und zusätzlich investierten, entstand eine Produktion für den internationalen Markt. Dazu wurde in München ein neues Studio aufgebaut, neue Maschinen entwickelt, "das modernste Equipment, das es derzeit in Europa gibt" (M. Schoemann).

"Pico und Columbus" ist ein echter Kinofilm, der nicht zuletzt zeigt, dass hinter den großen Abenteuern meist ganz banale menschliche Beweggründe stehen. Columbus zum Beispiel möchte lsabella imponieren, Pico nur seine Marilyn wiederfinden. Die Liebe ist es also gewesen, die die Schiffe übers Meer getrieben, die Weltgeschichte gemacht hat. Ein schönes Märchen.

Gudrun Lukasz-Aden / Christel Strobel

 

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