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Ausgabe 131-3/2012

AM ENDE EINES VIEL ZU KURZEN TAGES

DEATH OF A SUPERHERO

Produktion: Bavaria Pictures / Grand Pictures; Deutschland / Irland 2011 – Regie: Ian FitzGibbon – Buch: Anthony McCarten – Kamera: Tom Fährmann – Schnitt: Tony Cranstoun – Musik: Marius Ruhland – Darsteller: Andy Serkis (Dr. Adrian King), Thomas Brodie-Sangster (Donald Clarke), Aisling Loftus (Shelly), Sharon Horgan (Renata Clarke), Michael McElhatton (James Clarke), Jessica Schwarz (Tanya) u. a. – Länge: 97 Min. – Farbe – FSK: ab 12 – FBW: besonders wertvoll – Verleih: NFP marketing & distribution – Altersempfehlung: ab 14 J.

Kann die Liebe den Tod besiegen? Das ist eine ewige Frage, die dieser Adoleszenzfilm auf originelle Weise stellt. Der 15-jährige Donald unterzieht sich gerade einer strapaziösen Krebstherapie. Seine Eltern indes halten ihm ständig vor, dass er sich offensichtlich schon aufgegeben habe, und schleppen ihn von einem Psychologen zum nächsten, um seinen Kampfwillen zu wecken. Derweil stößt der Junge nur alle vor den Kopf. Bis ihn eines Tages der ein wenig altmodisch daherkommende Kunsttherapeut Adrian, der sich unumwunden als Spezialist in Sachen Tod ausgibt, aus der Reserve lockt. Er stellt sich der Konfrontation mit Donalds möglichem Tod, statt ihr, wie alle anderen mit großer Geschäftigkeit, auszuweichen. In dieser Plotführung des Drehbuchautors Anthony McCarten, die auf seinem eigenen, übrigens sehr empfehlenswerten Roman "Superhero" basiert, liegt eine große Stärke des Films, die aber bedauerlicherweise zum Ende hin – im Gegensatz zum Roman – hier rührselig verwässert wird.

Der Regisseur hat den Plot mit einer ausdrucksstarken Mise en Scène unterstrichen. Die Mitte in Adrians Zimmer, das in einem dunklen Braunton gehalten ist, nimmt ein hohes rechteckiges Fensterkreuz ein; es ist mit weißem Licht hinterlegt, dahinter liegt die hellblaue See. Das Fenster löst die Sehnsucht nach der Ferne aus, während man gleichsam mit Adrian und Donald im dunklen Innenraum verweilen muss. Im Gegenlicht wirken die beiden, die sich gegenübersitzen, bereits wie Schatten des Totenreichs, sie werden während ihres Dialogs nur schwach von der Seite in warmes Licht getaucht.

Wie es in ihm nun wirklich aussieht, das hält McCartens Protagonist in Zeichnungen im Stil von Superheldencomics fest. Sein innerer Horrorfilm wird durch Animationen virtuos belebt, sie sind mit den realistischen Sequenzen, gestützt durch Musik und Sound, meisterlich verwoben. Vor leuchtenden gelb-rot-braunen oder blau-grauen Hintergrund-Aquarellen rettet der mit wenigen dicken schwarzen Strichen treffend charakterisierte selbstlose "Miracleman" wehrlose Mädchen vor dem nahen Tod, oder er muss sich des Fieslings "The Glove" erwehren, der, angetan mit einem Handschuh aus Dolchklingen, den Kampf mit dem Krebstod symbolisiert. Es ist zugleich ein Kampf gegen sein pubertäres Begehren, das monströs-brillant inszeniert wird: sich von einer dumpfen, obszönen 'Schlampe' verführen zu lassen, die er sich als The Glove’s Assistentin stilgerecht prallbrüstig und in schwarzen Dessous imaginiert.

Diese Phantasie, die Donald im Akt des Zeichnens auslebt, soll nun auch in der Realität wahr werden: Seine Freunde engagieren mit Adrians Hilfe eine Edelprostituierte. Als er sich so mit der Personifizierung seiner erotischen (Alb-)Träume konfrontiert sieht, wird ihm klar, dass er in Wahrheit nur seine Klassenkameradin Shelly begehrt, die ihm in vielen Dingen geistesverwandt ist. Er löst sich von seiner trashigen, schwülen Jungenphantasie und entscheidet sich für ein wirkliches Mädchen aus Fleisch und Blut. Nur leider wird dieser famose Bruch mit dem Rollenklischee von da an durch den weiteren Plot unterlaufen. Es erklingt, im Gegensatz zum Roman, ein kitschiges, hohes Lied romantischer Liebe. Donald führt Shelly an die Stelle am Meer, wo Adrian seine Ehefrau zum ersten Mal küsste. Eine spektakuläre Panoramaeinstellung mit den beiden zeigt: Die Unendlichkeit ist zu erringen, wenn man geistig verbunden bleibt.

Heidi Strobel

 

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KJK-Ausgabe 131/2012

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