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Ausgabe 132-4/2012

DIE ABENTEUER DES HUCK FINN

Produktion: Neue Schönhauser Filmproduktion; Deutschland 2012 – Regie: Hermine Huntgeburth – Buch: Sascha Arango, nach dem Roman von Mark Twain – Kamera: Sebastian Edschmidt – Schnitt: Eva Schnare – Musik: Niki Reiser – Darsteller: Leon Seidel (Huck), Louis Hofmann (Tom), Jacky Ido (Jim), August Diehl (der alte Finn), Henry Hübchen (Sklavenjäger Packard), Milan Peschel (Sklavenjäger Turner), Andreas Schmidt (Sklavenjäger Bill), Michael Gwisdek (König), Margit Bendokat (Witwe Douglas), Rosa Enskat (Miss Watson), Heike Makatsch (Tante Polly), Peter Lohmeyer (Richter Thatcher), Christian Steyer (Mark Twain) u. a. – Länge: 99 Min. – Farbe – FSK: ab 6 – Verleih: Majestic – Alterseignung: ab 8 J.

"Der Schatz von Indianer Joe hat mir kein Glück gebracht. Jetzt, wo ich reich bin, bin ich nicht mehr frei, sei froh, dass du nicht reich bist", das sagt der weiße Junge Huck Finn ausgerechnet dem schwarzen Haus-Sklaven Jim, der von Reichtum und Freiheit nur träumen kann.

Das wohlanständige Leben bei der gutmütigen Witwe Douglas und ihrer gestrengen Schwester Miss Watson gefällt dem Lausbuben Huck überhaupt nicht. Draußen pfeift Tom, Huck entwischt, rennt mit seinem Freund zum Hafen, wo ein großes Schiff anlegt mit lebendiger Fracht an Bord: in Ketten gelegte Neger-Sklaven. Ein finsterer, hinkender Mann drückt sich in der Gegend herum. Jim wird auf die Suche nach Huck geschickt. Als er unter den Gefangenen seine Frau mit ihrem Baby entdeckt, rastet er aus, nietet mit unbändiger Stärke jede Menge Kerle um. Was wiederum drei Sklavenhändler auf den Plan ruft. So einen wollen sie haben, mit dem kann man Geld verdienen, und sei es im Zirkus. Der Preis, den sie Miss Watson für Jim bieten, ist verlockend. Inzwischen ist der unheimliche Fremde fündig geworden, hat in der Menge seinen Sohn Huck entdeckt. Er will nicht etwa seinem Kind ein guter Vater sein, sondern nur das Geld. Was er nicht weiß: Huck hat es für einen symbolischen Dollar an den Richter verkauft. Die dadurch gewonnene vermeintliche Freiheit ist nun massiv bedroht.

Der Alte entführt den Jungen, sperrt ihn ein, doch Huck befreit sich, legt eine blutige Spur, um ein Verbrechen vorzutäuschen. Eine folgenschwere Tat, denn nicht der böse Vater wird eines Mordes verdächtigt, sondern der entflohene Sklave. Im Dunkel der Nacht treffen die Flüchtenden aufeinander: Jim und Huck, Herr und Sklave, auf dessen Kopf eine Prämie ausgesetzt ist. Auf dem zusammengezimmerten Floß kommt ein Gefühl von Freiheit auf, zwei Männer, die ein selbstbestimmtes Leben ansteuern – den Mississippi runter, dann hoch nach Ohio, wo die Sklaverei abgeschafft ist, wo Jim arbeiten und Geld verdienen will, um ein Haus zu bauen – für Huck, seine Frau und Kind, die er zurückkaufen wird. Doch die skrupellosen Sklavenjäger sind ihnen dicht auf den Fersen. Wie sie das immer wieder schaffen, bleibt absolut rätselhaft wie vieles andere. Dann tauchen noch zwei scheinbar nette Gesellen auf, denen es fast gelingt, Huck gegen Jim aufzuwiegeln und die Belohnung zu kassieren. Doch die Freundschaft siegt. Und nach dramatischem Schusswechsel auch die Freiheit – für Jim und Huck, der am Ende des Films wieder im Ort auftaucht, wo alles seinen Anfang nahm – von seinem treuen Freund Tom erwartet.

Eine abenteuerliche Geschichte nach Mark Twain aus den Südstaaten Amerikas, in denen bis zum Ende des Jahres 1862 der Sklavenhandel blühte. Und so beginnt der Film von Hermine Huntgeburth mit einer an Kinder gerichteten, ironisch eingefärbten Einführung in dieses schwarze Kapitel Amerikas. Man muss den vorhergehenden Tom-Sawyer-Film gesehen haben, um zu verstehen, woher Hucks Reichtum kommt, warum er nicht mehr in seiner Tonne lebt, sondern in feinen Gewändern. Die finsteren Figuren, die den Film bevölkern, sind arg überzeichnet, besonders die drei Sklavenjäger, die so dumm sind, dass es brummt und kracht, und das tun sie auch, hinter den Büschen – grobe Kerle, grob inszeniert, dazu ein volltrunkener, stinkender Vater. Einziger Lichtblick ist Jim, der schwarze Sklave mit dem großen Herzen und der schönen Stimme, die er auch als kopfüber an einem Baum hängender Gefangener nicht verliert. Musiker und Filmkomponist Niki Reiser verleiht dem Film mit monumentaler Orchestermusik das Image eines Westerns für Kinder. Dass Hermine Huntgeburth auch anders kann, zeigt zum Beispiel die Szene mit dem Schriftsteller Mark Twain, Schöpfer von Huckleberry Finn und Tom Sawyer, der wie aus dem Nichts auf dem Mississippischiff auftaucht und Jim das Leben rettet, einer der raren liebevollen, poetischen Momente in dieser Filmfortsetzung, mit der das Frankfurter Kinderfilmfestival „Lucas“ eröffnet wurde. Einen Preis bekam dieser Film nicht.

Gudrun Lukasz-Aden

 

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