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Ausgabe 56-4/1993

ALADDIN

ALADDIN

Produktion: Walt Disney Company, USA 1992 – Regie: Jon Musker, Ron Clements – Buch: Ron Clements, Jon Musker, Ted Elliott, Terry Rossio – Animationsleitung: Glen Kean (Aladdin), Eric Goldberg (Dschinni), Mark Henn (Jasmin), Andreas Deja (Dschafar), Duncan Marjoribanks (Abu), Randy Cartwright (Fliegender Teppich) u. a. – Musik: Alan Menken – Deutsche Sprecher: Michael Deffert (Aladdin; Gesangsstimme: Peter Fessler), Peer Augustinski (Dschinni), Maud Ackermann (Jasmin; Gesangsstimme: Sabine Hettlich), Joachim Kemmer (Dschafar), Gary Wolff (Sultan), Jürgen Kluckert (Verkäufer/Erzähler; Gesangsstimme: Bernd Klinsmann) – Länge: 90 Minuten – Farbe – Verleih: Buena Vista (35mm) – Altersempfehlung: ab 8 J.

Er kommt mit jeder Menge Vorschusslorbeeren, begeistertem Kritikerlob, zwei Oscars und mit dem Titel 'bislang erfolgreichster Zeichentrickfilm aller Zeiten' (200 Millionen Dollar Einspielergebnis!) nun auch in die deutschen Kinos: "Aladdin", die Disney-Version des altbewährten Märchenstoffes aus 1001 Nacht.

Aber das ist kein Märchen, das betulich mit aufgeschlagenem Märchenbuch beginnt. Es ist ein Märchen für die Disco-Zeit. Das zeigt sich schon bei der Einleitung, als der Erzähler dem Zuschauer in Fernsehanbieter-Manier allen möglichen Klimbim aufschwatzen will, ehe er mit der eigentlichen Geschichte beginnt, zu der er den Zuschauer zunächst näherbittet. Folge: Ein Schnellzoom auf sein Gesicht, so dass die Erzähler-Trickfigur aussieht, als würde sie gegen eine Glasscheibe gedrückt. Dann ein kleiner Zoom zurück und es geht los.

Aladdin, der freche kleine Dieb mit dem goldenen Herzen, wird vorgestellt, ebenfalls die Sultanstochter Jasmin, die keinen der langweiligen Prinzen heiraten will, dann der verspielte Sultan und sein böser Großwesir Dschafar, der mit Hilfe einer in der Wüste verborgenen Zauberlampe selbst Sultan werden will. Aber die Lampe kann ihm nur ein "ungeschliffener Diamant" holen, und das ist Aladdin. Und der begegnet zuvor der Prinzessin, die sich aus dem Palast geschlichen hat. Und er holt natürlich die Lampe. Und er wird Herr über den Flaschengeist. Und es gibt zahlreiche Verwicklungen und einen ultimativen Showdown, bei dem nicht die Gewalt, sondern die Intelligenz den Sieg davonträgt. Und das Happy End ist dann natürlich auch nicht mehr weit.

Es gibt keinerlei Langatmigkeit in diesem Film. Obwohl die Charaktere in ihrer karikierenden Zeichnung eindeutig sind, zeigen sie im Verlauf der Handlung noch so viele, immer wieder neue Facetten, dass stete Kurzweil garantiert ist. Aladdin macht im Verlauf der Handlung zudem eine eindeutige Wandlung durch. Er meint, ein gegebenes Versprechen brechen zu müssen und gewinnt die Hand der schönen Jasmin erst dann, als er das Versprechen doch noch einlöst, obwohl ihn dieser Akt der Nächstenliebe eigentlich das Happy End kosten müsste. Womit wieder bewiesen wäre, dass jeder seines eigenen Glückes Schmied und gar nicht auf den Zauber eines Dschinns angewiesen ist.

Doch halt! Natürlich ist jemand auf den Zauber des Dschinns (namens Dschinni) angewiesen. Der Zuschauer nämlich. Obwohl der Film "Aladdin" heißt, ist nämlich Dschinni die eigentliche Hauptfigur. Der Flaschengeist, im Original genial gesprochen von Robin Williams, in der deutschen Fassung kongenial und facettenreich nachgemimt von Peer Augustinski, ist die Seele des ganzen. Er sorgt für 1001 Gag, indem er die Gegenwart in die Märchenwelt von anno dazumal einbezieht und den Betrachter mit 1001 Persönlichkeiten und Bild- wie Textzitaten konfrontiert.

Man kann in diesem Film mit Sicherheit einen tieferen Sinn finden. Man kann ihn aber auch als das nehmen, was er ganz ohne Zweifel ist: Handwerklich perfektes Unterhaltungskino, das genüsslich alt und neu mischt und so ein modernes Märchen erzählt, in dem alles, aber auch wirklich alles getan wurde, um die Lovestory nicht süßlich wirken zu lassen, und – ein Novum selbst für die Disney-Studios – 90 Minuten Trickfilm so kurzweilig zu gestalten, dass man auch als Erwachsener seinen genussvollen Spaß an diesem Familienfilm haben kann.

Wolfgang J. Fuchs

 

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