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Ausgabe 50-2/1992

"Das Kino ist eine phantastische Faszination"

Gespräch mit Hans W. Geissendörfer anlässlich der Premiere des Films "Gudrun"

(Interview zum Film GUDRUN)

KJK: Viele Ihrer Kollegen gehen ins Ausland, drehen in Englisch. Sie gehen in die Provinz und drehen in Fränkisch?
Hans W. Geissendörfer: "Man kann da keine Regeln aufstellen. Jeder soll das tun, was er meint tun zu müssen. Ich habe mich entschlossen, an die Wurzeln zu gehen, an die Stätten meiner Kindheit."

Und warum gerade jetzt, im Jahre 1992?
"Das hat was mit meinem Privatleben zu tun. Ich lebe ja in England. Und im Augenblick interessiert es mich, mal wieder mit den Leuten zu sein, zu denken, zu arbeiten, die so etwas wie Heimat für mich repräsentieren. Einen Teil meiner Vergangenheit."

Hat das was mit Nostalgie zu tun?
"Nein, aber ich möchte meinen Kindern auch irgendwann mal sagen können, schaut, da komme ich her, da bin ich aufgewachsen."

Vor der "Lindenstraße" führten Sie Regie bei internationalen Großproduktionen wie bei der Thomas-Mann-Adaption "Der Zauberberg" mit 16 Millionen, ist "Gudrun" mit einem Drei-Millionen-Budget eine effizientere Art, deutsche Filme zu machen?
"Die Gelder richten sich nach dem Sujet. Ich würde jederzeit wieder eine Großproduktion wagen, wenn der Stoff und die Glaubwürdigkeit stimmen. Wenn dem nicht so ist, sage ich mir, mein Gott, dieser Haufen Geld für einen Film. Da wäre es gescheiter, einen Kindergarten oder ein Krankenhaus zu finanzieren. 'Zauberberg' und 'Gudrun', das sind zwei verschiedene Richtungen."

In puncto Fernsehen haben Sie 1972 einmal kritisch geäußert: "Wenn das noch fünf Jahre so weitergeht, dann verlernt man überhaupt fürs Kino zu arbeiten." Verdirbt die ständige Fernseh-Arbeit nicht auch das Gespür für Kinodramaturgie?
"Das sind so Behauptungen, die die deutsche Kritik völlig unberechtigt formuliert."

Ich habe Sie zitiert, nicht die Kritik.
"Ich habe das anders gemeint. Es besteht die Gefahr, dass man vergisst, dass das Kino ein Platz der Einmaligkeit, der Sensation ist, Fernsehen dagegen alltäglich. Von daher bestimmen sich die unterschiedlichen Gesetze für beide Medien. Wenn man sich nur aufs Fernsehen konzentriert, könnte man vergessen, dramaturgisch, ästhetisch fürs Kino zu denken. Aber ich sehe das umgekehrt. Erst bei der 'Lindenstraße' habe ich das kapiert. Früher habe ich auch versucht, den amphibischen Film zu machen."

Wenn Sie die beiden Medien vergleichen, ist dann mehr das Kino Ihr "Lieblingskind" oder das Fernsehen, sprich "Lindenstraße"?
"Nehmen Sie mir das nicht übel, aber diese Frage kann ich so nicht beantworten. Ich habe meine Kinder alle lieb. Ich habe drei richtige mit zwei Beinen und ich mag auch meine Filmkinder. Das Kino ist eine phantastische Faszination, es ist die große Leinwand, die andere Dramaturgie, die Sensation. Das Fernsehen hat auch seine phantastische Dimension, allein durch die Zuschauerzahl. Das garantiert Ihnen zehn Millionen Zuschauer, wenn Sie vernünftig arbeiten. Warum soll man immer den anderen das Feld der Unterhaltung überlassen? Fellini hat ja auch irgendwann mal eingesehen: Was bin ich für ein Narr, das Fernsehen zu ignorieren und damit das Publikum."

Vor ca. 20 Jahren äußerten Sie mal, das Fernsehen habe mehr Verständnis für die Stoffe der Filmemacher und ihre Ideen als die Kinoproduzenten. Inzwischen sind Sie selbst Kino- und Fernseh-Produzent, nicht nur bei der "Lindenstraße". Wie fühlen Sie sich in dieser Rolle?
"Recht wohl. Nachdem mir der 'Zauberberg' damals im Fernsehen zerschnitten worden ist, habe ich mir gesagt, jetzt werde ich mein eigener Produzent. Ich könnte es natürlich so machen wie viele andere, am Schreibtisch warten, bis das Telefon klingelt und mir jemand 500.000 Mark gibt. Der typisch deutsche Produzent, ich meine jetzt nicht die Handvoll wirklich relevanter Produzenten, der hat ein Wohnzimmerbüro und wartet. Der wartet, dass ihm jemand das Buch hinlegt, möglichst mit einer Fernsehanstalt im Hintergrund. Dann kommt die stereotype Frage 'Haben Sie einen Fernsehsender dafür? Ja? Dann her damit!' oder aber 'Was, Sie haben noch nicht mal einen Fernseh-Sender? Was ist denn das?' – Aber ich muss arbeiten, mit meiner Firma Umsatz machen. Und kontinuierliche Arbeit geht in Deutschland eigentlich nur im Fernsehen. Das macht mich unabhängig. Durch die 'Lindenstraße' kann ich alle paar Jahre einen Film finanzieren."

Mit Hans W. Geissendörfer sprach Margret Köhler

 

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