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Ausgabe 52-4/1992

RABI

Produktion: Cinecom / BBC Television / WDR, Burkina Faso 1992 – Regie und Buch: Gaston J. M. Kaboré – Kamera: Jean-Noel Ferragut – Musik: Rene B. Guirma, Wally Badarou – Darsteller: Yacouba Kaboré (Rabi), Joseph Nikiema (Noufou, Rabis Vater), Colette Kaboré (Koudpoko, Rabis Mutter), Tinfissi Yerbanga (Pusga), Josephine Kaboré (Tusma) u. a. -Länge: 60 Min. Farbe – Vertrieb: Adria Scope, Gaston Kaboré, 16, Bd. Jules Ferry, F-75011 Paris – Altersempfehlung: ab 8 J.

In einem kleinen Dorf in dem afrikanischen Staat Burkina Faso folgt das Leben seinem eigenen, ungetrübten Rhythmus. Die Bewohner dieser autarken Siedlung gehen in stoischer, beinahe statischer Gelassenheit ihrem Handwerk, ihren Aufgaben nach. Rabi ist der Sohn eines Schmiedes. Der Beruf des Vaters, den auch er erben wird, interessiert ihn jedoch nicht. In Rabi scheint eine nicht zu definierende Unrast zu wohnen. Eines Tages bringt der Vater ihm von seinem Marktgang eine Schildkröte mit. Sie wird zum Mittelpunkt von Rabis Leben.

In beinahe dokumentarischer Beharrlichkeit und Muße bewegt sich der Film von Gaston Kaboré. Oberflächlich wirkt der Film wie eine detailversessene Bestandsaufnahme vom afrikanischen Leben auf dem Land. Man sieht, wie Töpfe geformt, wie der Schmied arbeitet oder wie Produkte zum Markt gebracht werden. Wie Sturm aufkommt, wie Regen von den Ästen tropft. Der Film lässt dem Zuschauer die Möglichkeit, behutsam und nicht überstürzt in die stille Aura der erzählten Geschichte einzutauchen. Und man braucht tatsächlich Zeit, sich an den Erzählton in "Rabi" zu gewöhnen. Die einzelnen Szenen sind selten bis zum Ende ausgelebt. Sie wirken wie Kurz-Spots, wie Teil-Skizzen einer großen Geschichte.

Doch der Film nimmt sich eigentlich gar nicht das Alltagsleben seiner vielen Akteure zum Ziel. Hinter der sachlichen Anmut verbirgt sich eine viel schönere Geschichte: Sie handelt von einer Versöhnung – von Rabis Versöhnung mit der Natur: Als Rabi nur noch an die Schildkröte denkt und versucht, sie in ihrem Käfig zu dressieren, bringt der Vater sie zurück. Doch der Großvater findet für den verzweifelten Jungen eine neue, größere Schildkröte. Nach einiger Zeit merkt Rabi jedoch, dass er sie in seiner Gefangenschaft nur quält. So wandert er stundenlang, um sie auf dem "Großen Hügel" frei zu lassen. Kurz bevor sich die beiden trennen, beginnt das Tier zu sprechen – von dem großen Frevel, den die Menschen an den Schildkröten und an der Natur begehen, und vom großen Glück der Freiheit. Diese Wende des Films ins Phantastische kommt ganz unaufdringlich und beinahe schon zwingend. Plötzlich laufen alle Erzählstränge an genau diesem Punkt zusammen, als die Schildkröte erklärt: "Die Natur ist dein wahrer Lehrer."

Der Film erzählt in einem Nebensatz auch von zwei alten Menschen aus dem Dorf, die sich immer noch lieben, sich aber aus verletztem Stolz heraus gegenseitig meiden. Rabi unternimmt alles, damit die beiden sich wieder sehen. – Ein Film der Versöhnungen. Ein Film über die Essenzen des Lebens. Selten spricht ein Film so angenehm unspektakulär über die Mächte der Natur und der Liebe. Erst am Schluss erkennt man, was für eine große Geschichte der Regisseur – mit ruhiger Kamera, klaren und naturnahen Farben und einem hervorragenden Hauptdarsteller (Yacouba Kaboré in der Rolle des Rabi) – wirklich eingefangen hat. Allerdings eine eigenwillig erzählte Geschichte, für die das (jüngere) Publikum Geduld und Offenheit braucht.

Katja Nele Bode

 

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KJK-Ausgabe 52/1992

 

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