Produktion: Palm Pictures / Coffee Stain; Bhutan / Australien 1999 – Regie und Buch: Khyentse Norbu – Kamera: Paul Warren – Schnitt: John Scott – Darsteller: Orgyen Tobgyal (Geko), Neten Chokling (Lodo), Jamyang Lodro (Orgyen), Kunsang Nyima (Palden), Pema Tshundup (Nyima), Lama Chonjor (Abt) – Länge: 93 Min. – Farbe – FSK: ab 6 – Verleih: Advanced – Altersempfehlung: ab 10 J.
Der Film lief als deutsche. Erstaufführung beim Filmfest München 1999 unter dem Titel "Weltmeisterschaft" mit großem Publikumserfolg. Es ist die Geschichte der tibetanischen Waisenjungen Palden und Nyima, die in ein buddhistisches Kloster am Fuße des Himalaja geschickt werden, wo sie sich an die strenge Ordnung gewöhnen und zu Mönchen geweiht werden sollen. Ihre Ausbildung fällt in die Zeit der Fußball-Weltmeisterschaft in Frankreich 1998, die vornehmlich den jüngeren Mönchen den Kopf verdreht. Vor allem der 13-jährige Orgyen gerät immer wieder in Konflikt mit der Klosterordnung, weil er sich lieber mit Fußball beschäftigt als die heiligen Schriften zu studieren. Schließlich gelingt es mit Zustimmung des verständnisvollen Abts, einen Fernseher zu organisieren und die Übertragung des Endspiels im Kloster zu verfolgen. Nur Orgyen wird nicht Zeuge von Frankreichs Weltmeisterschaft, doch kommt er – ganz im Sinne der buddhistischen Tugenden – in diesen Tagen für sich selbst ein Stück weiter.
Vieles an diesem Film ist außergewöhnlich. Der Regisseur Norbu (Jahrgang 1961) ist einer der ranghöchsten Personen des tibetanischen Buddhismus, der unter seinem geistlichen Titel Dzongzsar Jamyng Khentse Rinpoche als Reinkarnation eines bedeutenden buddhistischen Reformers des 19. Jahrhunderts verehrt wird. Als Regisseur ist er Autodidakt, er besuchte nie eine Filmschule. Grundlage war seine Filmbegeisterung, vor allem für die Filme von Yasujiro Ozu, Andrej Tarkowsky und Satyajit Ray. Seine ersten konkreten Filmerfahrungen sammelte er als Volontär bei den Dreharbeiten zu Bernardo Bertoluccis "Little Buddha". "Spiel der Götter" ist Norbus Spielfilmdebüt und gleichzeitig der erste abendfüllende Spielfilm in tibetischer Sprache. Norbu's Credo lautet: "Einen guten Film zu drehen ist etwa so wie eine gute buddhistische Praxis zu absolvieren und meine Geschichten sollen alltägliche Dramen widerspiegeln." Jeder Arbeitsschritt war von Ritualen und Gebeten begleitet. Die Darsteller wurden zum überwiegenden Teil unter den Mönchen gefunden, die über keine Schauspielerfahrungen verfügen.
Mit seinem amüsanten "Spiel der Götter" leistet Norbu einen Beitrag, den tibetischen Buddhismus für die Außenwelt zugänglicher zu machen, gewährt Einblick in eine geschlossene Welt. Glaubensfragen werden dabei nicht angetastet. Sein Film ist in erster Linie ein Bekenntnis zu buddhistischer Frömmigkeit und zur tibetischen Identität. Ganz im Geiste seiner Vorfahren bemüht er sich, Brücken zwischen Gegenwart und Vergangenheit, zwischen Ost und West zu schlagen. Mit Weisheit, Humor und Menschlichkeit zeigt "Spiel der Götter", wie sich zwei Welten begegnen und ein profanes Ereignis wie die Fußballweltmeisterschaft vor den Toren eines Klosters nicht Halt macht.
Hans Strobel
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