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Ausgabe 82-2/2000

GALAXY QUEST – PLANLOS DURCHS WELTALL

GALAXY QUEST

Produktion: DreamWorks Pictures; USA 1999 – Regie: Dean Parsiot – Buch: David Howard und Robert Gordon – Kamera: Jerzy Zielinski – Musik: David Newman – Darsteller: Tim Allen (Jason Nesmith), Sigourney Weaver (Gwen DeMarco), Alan Rickman (Alexander Dane), Tony Shalhoub (Fred Kwan) u. a. – Länge: 102 Minuten – Farbe – FSK: ab 6 – Verleih: UIP – Altersempfehlung: ab 12 J.

Das Phänomen "Star Trek" (Raumschiff Enterprise) und seine seit knapp 35 Jahren aktive Fan-Gemeinde ist weithin bekannt. Aus einer nur drei Jahre lang produzierten Fernsehserie sind inzwischen drei Folgeserien und über ein halbes Dutzend Spielfilme geworden. Ganz zu schweigen davon, dass sich Fans regelmäßig bei "Conventions" treffen, häufig als die einstigen Helden oder ihre Gegner verkleidet, und dass es alles mögliche Spielzeug sowie Comics und Bücher zur Serie gibt. Es war also höchste Zeit, dass dieses Phänomen einmal filmisch aufgearbeitet wird. "Galaxy Quest" – Galaxissuche – ist die recht eindeutige parodistische Umdeutung von "Star Trek".

Es beginnt mit dramatischen Szenen, die der Betrachter mühelos als Fernsehbilder erkennt, zumal sie sehr geschickt auf den Stil der alten "Enterprise"-Fernsehserie getrimmt sind. Rasch wird deutlich, dass es sich um ein großes Treffen von "Galaxy Quest"-Fans handelt, die Ausschnitte aus den alten TV-Filmen sehen, während sie auf den Live-Auftritt der alten Stars warten. Die warten hinter der Bühne, weil sie nicht komplett sind. Ausgerechnet Jason Nesmith, der damals den Raumschiffkapitän Peter Quincy Taggart verkörperte, ist noch nicht anwesend. Bis er kommt, erfährt man schon eine Menge über die Spannungen, die immer schon zwischen den Akteuren existierten. Schließlich lassen sich die Stars feiern, wobei sich vor allem Nesmith als Ekel entpuppt. Als ein begeisterter Fan fragt, wie man sich denn die technischen Details einer in der Serie erwähnten Apparatur und deren Wirkung vorstellen solle, faucht er ihn an, dass das alles doch nur erfunden war.

Auch die Thermianer, die eine dreiköpfige Delegation zu der "Galaxy Quest"-Tagung geschickt haben, wissen nicht, dass "Galaxy Quest" nur erfunden ist. Diese merkwürdig steifen Aliens aus dem Klatu Nebel (eine Anspielung auf den Science-Fiction-Film "Der Tag, an dem die Erde stillstand" von 1951 und an die "Nebula" Awards für Science-Fiction-Autoren) haben die alten Fernsehsendungen für historische Dokumente gehalten. Da sie von einem galaktischen Krieg bedroht werden, den sie alleine nicht gewinnen können, wollen sie ihre Vorbilder zu Hilfe holen. Während sich Nesmith anfangs gegen die vermeintlichen Fans wehrt, glaubt er irgendwann, sie wollten ihn und seine Kollegen für einen Auftritt gewinnen. Sie treffen sich mit den Aliens und kommen auf deren Raumschiff an.

Anfangs finden sie das alles noch ganz witzig, als sie aber aus der Kulisse treten wollen, weil die Sache ernst wird, stellen sie fest, dass sie in der Wirklichkeit gefangen sind. Nun heißt es beweisen, dass auch bloße Fernsehstars in echten Weltraumabenteuern überstehen können. Und der auf die Reise mitgenommene Kleindarsteller, der in Folge 6 der alten Serie auftrat um darin alsbald zu "sterben", befürchtet für die Realität, es könnte ihn ein ähnliches Schicksal ereilen. Aber – kurz gesagt – nach zahlreichen spannenden und witzigen Verwicklungen scheint der Sieg errungen. Doch der Bösewicht hat überlebt und ist im Raumschiff. Nun kann nur noch der Apparat helfen, von dem keiner weiß, was er bewirkt. Nesmith/Taggart nimmt Kontakt mit dem technisch interessierten Serien-Fan auf. Mit Hilfe der Fans kann Nesmith die Zeit einige Sekunden zurückdrehen und den Schurken rechtzeitig besiegen. Während die Thermianer weiter durchs All fliegen, kehren die siegreichen TV-Darsteller mit einer Fähre des echten Raumschiffs zur Erde zurück. Die Fans weisen sie mit Hilfe von Silvesterraketen auf eine Landebahn ein, die schnurstracks mitten durch die Hausmauer in eine "Galaxy Quest"-Tagungshalle führt. Als die Stars aussteigen und sich feiern lassen, kommt der Schurke noch einmal zu sich, bedroht alle und verpufft beim Beschuss mit einer echten Waffe. Jeder im Saal denkt, was für ein toller Special Effect, und applaudiert. Aber die Stars und einige (eingeweihte) Fans wissen es besser. Und das Ende? Die Helden haben sich versöhnt, die TV-Stars aus ihrer Zusammenarbeit gelernt. Sie sind nun ein echtes Team, das wieder – nach zwanzig Jahren Pause – in neuen Folgen ins TV-Weltall jettet.

Diese Parodie auf das "Star Trek"-Phänomen schafft das Kunststück, eine hervorragende Veralberung des Originals zu sein und zugleich eine spannende und obendrein witzige Geschichte zu erzählen. Wem der Rummel um Fernsehserien dieser Art suspekt ist, der kommt hier ebenso auf seine Kosten wie der Fan dieser alten Serien, denn dies ist eine derjenigen Parodien, die zwar die Schwächen des Vorbilds kennt und aufdeckt, zugleich aber deren positive Aspekte nicht negiert. So wird hier "Star Trek" liebevoll auf die Schippe genommen von einem glänzend gelaunten Darsteller-Team unter guter Regie und mit hervorragenden Spezialeffekten. Und wer hinter den Fernsehserien mehr vermutet als nur den schönen Schein, dem wird augenzwinkernd bestätigt, dass der "Eingeweihte" vielleicht weniger irrt als der olle Kritiker.

Irgendetwas ist eben doch dran an den alten Serien, selbst wenn die Geschäftemacherei manchmal arge Blüten treibt. So handelt dieser Film nicht nur davon, dass die Wirklichkeit seltsamer ist als die Fiktion, sondern dass die Fiktion die Wirklichkeit prägen und beeinflussen kann. Und dabei ist dieser Film sowohl für den witzig, der das Fan-Phänomen nicht kennt oder nicht mag, als auch für den, der filmgeschichtlich und fernsehgeschichtlich versiert ist. Spannungs-, Humor- und Action-Fans kommen bei diesem Film auf ihre Kosten, der Spaß bereitet und auf humorige Weise sein Sujet doch sehr ernst nimmt. Ein gelungenes Kinovergnügen.

Wolfgang J. Fuchs

 

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