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Ausgabe 82-2/2000

SPUK IM REICH DER SCHATTEN

Produktion: ANTEUS / ORB / NDR / SWF / Der Kinderkanal; Deutschland 1999 – Regie: Günter Meyer – Buch: Günter Meyer, Hans-Georg Struck, nach Motiven des Films "Spuk aus der Gruft" – Kamera: Dieter Chill – Schnitt: Matthias Behrens – Musik: Martin Todsharow – Darsteller: Saskia Grasemann (Maja), Matthias Schweighöfer (Torsten), Ilja Richter (Müller Wadenstedt), Nina Hoger (Renate), Gudrun Ritter (Hanne), u. a. – Länge: 93 Min. – Farbe – FSK: ab 6 – Verleih: Progress – Altersempfehlung: ab 8 J.

Als Günter Meyer 1979 seinen "Spuk unterm Riesenrad" vorstellte, ahnte er vermutlich nicht, dass ihn das Genre des heiter-ironischen Gruselfilms auch noch zwanzig Jahre später beschäftigen würde. Doch der Erfolg seiner DDR-Fernsehserie und der daraus geschnittenen Kinofassung, einer Mixtur aus Scherz, Satire und tieferer Bedeutung, verlangte geradezu nach Fortsetzungen: So drehte er "Spuk im Hochhaus" (1983) und "Spuk von draußen" (1987) und legte 1997, nunmehr im vereinten Deutschland, mit "Spuk aus der Gruft" noch einmal nach. Die gesellschaftskritische Satire, die in den DDR-Produktionen immer wieder aufgeleuchtet hatte, verflüchtigte sich im Laufe der Zeit zwar zum unverbindlichen Klamauk; die tiefere Bedeutung aber nahm in den Filmen trotz aller Leichtigkeit eher zu. Immer brachte Meyer, der in den Monaten vor "Spuk aus der Gruft" nach einem schweren Verkehrsunfall lange um sein Leben rang, das Problem des Sterbens, des 'Was kommt danach?' in die Geschichten ein. Zugleich kreiste er um Themen wie den Sinn des Daseins und die Kraft der Liebe – moralische Fragen also, die er seinem jungen Publikum unaufdringlich nahe zu bringen weiß.

Nun setzt "Spuk im Reich der Schatten" die Fabel des "Spuks aus der Gruft" fort. Wieder ist das Mädchen Maja auf der Suche nach dem Glück und der großen Liebe: Es hatte in einem brandenburgischen Dorf den Ritter Friedrich von seinem Fluch, nicht zu verwesen und als Mumie weiter zu existieren, erlöst. Friedrich ist tatsächlich zur Ruhe gekommen und ins Reich der Schatten eingetaucht. Sein mörderischer Bruder freilich gönnt ihm diese Ruhe nicht und verführt Maja, ins Totenreich hinab zu steigen. Schließlich geht alles gut: Der Bösewicht bekommt seine Strafe – und Maja entdeckt, das es auch unter den Lebenden, ganz in ihrer Nähe, einen Jungen gibt, dem sie ihr Vertrauen schenken und den sie lieben könnte ...

Zugegeben: Die Handlung ist weniger konsequent und übersichtlich als in "Spuk aus der Gruft" und es bedurfte schon etlicher Verrenkungen, um die Verwicklungen und Verwandlungen einigermaßen logisch über die Bühne zu bringen. Dennoch mangelt es auch diesem Film nicht an Fantasie, die sich vor allem in den Sequenzen im Reich der Schatten ausdrückt. Meyer und sein Kameramann Dieter Chill fanden die "morbide" Szenerie in einem stillgelegten Kalkbergwerk und in einem Tagebau bei Leipzig, über den sie eine Art gotisch gewölbter Kuppel setzen. Hier bewegen sich die Verstorbenen in langen Kutten, mit Fackeln in den Händen – ganz so wie in einem Mittelalter-Spektakel, in das nun plötzlich ein leibhaftiges, sehr romantisches Mädchen aus der Gegenwart einbricht. Saskia Grasemann spielte diese Maja in einer Mischung aus Konsequenz, Kraft und Naivität

Das Ambiente des Dorfes entbehrt nicht einer gewissen Skurrilität; dazu trägt vor allem die großartige Gudrun Ritter als verquere Greisin Hanne bei. Daneben fallen die heiteren Passagen leider ins fast Bodenlose ab: Sorgten Jaecki Schwarz als falscher britischer Lord und Reiner Heise als sein Fahrer in "Spuk aus der Gruft" für einen Anflug von schwarzem britischen Humor, geht es diesmal ganz deutsch zu: Ilja Richter als derb-deftiger Schmierenkomödiant Müller-Wadenstedt, der den Gespensterboom zur Aufbesserung seiner pekuniären Lage ausnutzen will, erinnert fatal an die Witzigkeit der drei singenden Landstreicher aus "Grün ist die Heide". Das war ein Heimatfilm aus den frühen 50er-Jahren – eine Nähe, die Meyers Geisterspektakel trotz mancher betulicher Momente nun wirklich nicht verdient hat.

Ralf Schenk

 

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