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Ausgabe 84-4/2000

VERGISS AMERIKA

Produktion: Avista / WDR; Deutschland 2000 – Regie: Vanessa Jopp – Buch: Maggie Peren – Kamera: Judith Kaufmann – Schnitt: Martina Matuschewski – Musik: Michael Beckmann – Darsteller: Marek Harloff (David), Roman Knizka (Benno), Franziska Petri (Anna) u. a. – Länge: 90 Min. – Farbe – FSK: ab 12, ffr. – FBW: wertvoll – Verleih: Arthaus (35 mm) – Altersempfehlung: ab 14 J.

Genau wie es Kinderfilme gibt, die auch Erwachsenen Spaß machen, gibt es Erwachsenenfilme, die auch Jugendliche mit Gewinn sehen können. Vor allem weil es sich einfach um einen guten Film handelt. Und wenn er dann auch noch Probleme des Erwachsenwerdens auf eine besonders emotionale Art und Weise aufgreift, die jeden jungen Menschen (und auch die Erinnerung der älteren) berühren, dann gibt man sich gerne dieser "klassischen" Geschichten-Konstellation hin: Die beiden unzertrennlichen Freunde David und Benno aus dem ostdeutschen Städtchen Aschleben verlieben sich in das gleiche Mädchen. Die Pfarrerstochter Anna, die gerne Schauspielerin werden möchte, entscheidet sich für den draufgängerischen Benno, der davon träumt, ein Autohaus mit amerikanischen Straßenkreuzern zu eröffnen. Der introvertierte Romantiker David fühlt sich zur Fotografie hingezogen. Aber zuerst einmal trennen sich die Wege der Drei: Anna geht auf eine Schauspielschule nach Berlin, Benno macht seinen Wehrdienst und David wird Zivildienstleistender. Nach der Ausbildung trifft man sich in Aschleben wieder: David, weil er wegen des Unfalls seines Vaters die Familie versorgen muss, Benno weil er seinen Traum wahr macht und Anna, weil sie kein Engagement bekommt und in ihrer Beziehung zu Benno ihre Lebensperspektive sieht. Aber David liebt Anna noch immer und so kommt es immer häufiger zu Spannungen zwischen den Dreien, zumal Benno sich auch in kriminelle Geschäfte mit der polnischen Auto-Mafia einlässt ...

Der Titel des Films kann durchaus programmatisch verstanden werden. Denn "Vergiss Amerika" beweist wieder einmal, dass der deutsche Film immer dann am stärksten ist, wenn er sich auf seine eigenen kleinen (regionalen) Geschichten besinnt. Erstaunlich ist vor allem, dass dieser erste abendfüllende Film der Münchner Filmhochschul-Absolventin Vanessa Joop so völlig unangestrengt daherkommt und in der Schilderung des Kleinstadtlebens eine fast dokumentarische Dichte erreicht, wie sie dem DDR-Abziehbild-Filmchen "Sonnenallee" zum Beispiel völlig abgeht. Und mit der gleichen Genauigkeit zeichnen Buch und Regie die Charaktere ihrer Protagonisten, die uns gerade durch ihre kleinen Schwächen schnell ans Herz wachsen.

Die Glaubhaftigkeit, mit der Marek Harloff, Roman Knizka und Franziska Petri hier ihre Figuren zum Leben erwachen lassen, verwischt in manchen Augenblicken die Grenzen zwischen Schauspielkunst und wahrhaftigem Leben. Und wenn man sich in der Darstellung realistischer Selbstfindungsprobleme manchmal an Peter Bogdanovichs "Die letzte Vorstellung" und in ihrer poetischen Überhöhung an Truffauts "Jules und Jim" erinnert fühlt, dann empfindet man das nicht als Plagiat, sondern als eine verinnerlichte und irgendwie neugeborene Liebe der Regisseurin zum Kino und seinen Figuren. Wenn sie uns nur immer so berühren würden wie Anna, David und Benno – wir würden Hollywood häufiger vergessen.

Rolf-Ruediger Hamacher

 

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