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Ausgabe 85-1/2001

AUSLANDSTOURNEE

Produktion: MIRA Filmproduktion Bremen GmbH, Wielandstr. 27, 28203 Bremen in Koproduktion mit dem ZDF; Deutschland 1999 – Regie: Ayse Polat – Buch: Basri Polat, Ayse Polat – Kamera: Martin Gressmann – Schnitt: Margot Neuber-Maric – Musik: – Darsteller: Hilmi Sözer (Zeki), Özlem Blume (Senay), Martin Glade, Özay Fecht, Birol Ünel u. a. – Länge: 91 Min. – Farbe – Altersempfehlung: ab 12 J.

In einer Amsterdamer Bar erhält der homosexuelle türkische Sänger Zeki die Nachricht vom tödlichen Verkehrsunfall eines früheren Kollegen, der wie er 1982 auf eine Auslandstournee für türkische Gastarbeiter geschickt wurde und in der Fremde blieb. Aus alter Verbundenheit fährt der 42-jährige Zeki nach Hamburg zur Beerdigung Mahmuts, der früher Schattenspieler war. Dort trifft er auf neugierige Nachbarn und auf Mahmuts elfjährige Tochter Senay, die ohne Mutter aufgewachsen ist und nun Waise ist. Zeki soll sie zu Verwandten bringen. Er erzählt ihr von der Tante Cicek, die als Bauchtänzerin damals in der gleichen Künstlergruppe mitwirkte. Doch ihre Adresse ist unbekannt. Eine erste Spur führt nach Paris, wo Zeki die Gelegenheit ergreift, in der Bar eines Freundes aufzutreten. Senay, die ihm auf Schritt und Tritt folgt, lernt eine fremde Welt kennen. Auf der Suche nach Cicek fahren beide mit Mahmuts Auto weiter nach Wuppertal. Auch dort finden sie die Tante nicht, dafür kann der Sänger erneut in einem Lokal auftreten. Als drei Männer ihn danach zusammenschlagen, ruft Senay einen Krankenwagen. Schließlich wird ihnen auch noch das Auto gestohlen. Nachdem sich Zeki erholt hat, reisen sie mit dem Zug weiter. Erst in Istanbul treffen beide Cicek. Doch anders als erhofft, flieht diese in Panik, als sie das Mädchen sieht. Senay verkraftet das alles nicht mehr und wird krank. Zeki besucht noch einmal seine alte Mutter, die er 15 Jahre lang nicht gesehen hat. Sie ist unzufrieden mit seiner Entwicklung und verabschiedet sich für immer von ihm. Schließlich fahren Zeki und Senay gemeinsam nach Deutschland zurück.

Der türkischstämmigen Regisseurin Ayse Polat, 1970 in Malatya geboren und mit acht Jahren nach Hamburg gekommen, ist ein eindringliches Sozialdrama über eine außergewöhnliche Freundschaft gelungen. Ihr zweiter langer Spielfilm nach "Gräfin Sophia Hatun" (1997) entstand in Zusammenarbeit mit dem Kleinen Fernsehspiel des ZDF. Wie aus der anfänglichen Reserviertheit der beiden Außenseiter allmählich Verständnis und endlich Zuneigung wird, das hat sie facettenreich und einfühlsam inszeniert. Scheinbar beiläufig lockert Polat das unspektakuläre Geschehen mit humoristischen Miniaturen auf, etwa wenn Zeki und Senay in einem tristen Hotelzimmer zu türkischer Musik einen gemeinsamen Karaoke-Auftritt hinlegen. Dabei rührt vor allem an, wie der kapriziöse Künstler und das widerspenstige Mädchen während der unfreiwillig verlängerten Reise aus ihrer Vereinsamung herausfinden. Auch hier braucht die Regisseurin keine großen Worte zu machen, da genügt schon mal das Angebot Zekis an Senay, ihre verknoteten langen Haare auszubürsten. Für Zeki wird die Fahrt zu einem Trip in die Vergangenheit, in der ein dunkles Geheimnis ruht. Am Ende bekennt sich der kulturell Entwurzelte zu seiner Verantwortung für seinen ebenfalls entwurzelten Schützling. Beide haben noch keine Heimat gefunden, aber sie können sich nun wenigstens gegenseitig eine Stütze sein.

In der Hauptrolle zeigt der türkischstämmige Schauspieler Hilmi Sözer, der als Tom Gerhardts italienischer Kumpel in den Klamaukfilmen "Voll normaal" und "Ballermann 6" bekannt wurde und kürzlich in Lars Beckers Kinofilm "Kanack Attack" auftrat, sein Können im dramatischen Fach. Eine beachtliche Leistung bietet auch Özlem Blume in der Rolle der Senay. Auch wenn das Roadmovie einige Längen aufweist und der Musikeinsatz zuweilen etwas abrupt wirkt, so bietet das gemächlich erzählte Filmdrama doch genug Identifikationsmöglichkeiten auch für junge Zuschauer. Allerdings sollte der Film, der im Fernsehen zum Teil mit deutschen Untertiteln lief, zum besseren Verständnis bei Kinovorführungen eingesprochen werden.

Reinhard Kleber

 

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