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Ausgabe 85-1/2001

EIN TOLLER SOMMER

DEN BÄSTA SOMMAREN

Produktion: Memfis Films AB / Zentropa / Film i Väst / SVT Göteborg mit Förderung von Svenska Filminstitutet, Det Danske Filminstitut, Nordisk Film- & TV-Fond; Schweden / Dänemark 2000 – Regie: Ulf Malmros – Buch: Ulf Malmros, Lars Johansson – Kamera: Mats Olofsson – Schnitt: Michael Leszczylowski, Fredrik Abrahamsen – Musik: Dan Sundquist – Darsteller: Kjell Berqvist (Yngve Johansson), Rebecca Scheja (Annika), Stasse Soulis (Mårten), Cecilia Nilsson (Frl.Svanström), Brasse Brännström (Sven) u. a. – Länge: 90 Min. – Farbe – 35 mm – Weltvertrieb: Trust Film Sales, Upplandsg. 35, S-113 28 Stockholm, Tel.: 0046 – 8 33 55 76, Fax 0046 – 8 30 99 34 – Altersempfehlung: ab 8 J.

Sommer 1958 irgendwo in Südschweden: Annika und Mårten, zwei elfjährige Waisenkinder, finden mitten auf dem platten Land Aufnahme bei dem etwas merkwürdigen Herrn Johansson, dem örtlichen Bestatter. Johansson hat genaue Vorstellungen, wie die Ferien der beiden aussehen sollen: geregelter Tagesablauf, Nachsitzen für die Schule und vor allem keinen Ärger machen. Warum dieser Zwangsneurotiker überhaupt Kinder aufnimmt, ist den beiden so wenig klar wie dem Publikum. Doch Annika und Mårten werden sein Leben gründlich umkrempeln: Zunächst einmal wird die Standuhr stillgelegt, nach der Herr Johansson seinen (und ihren) Tag zu regeln gedenkt.

Das ist nur die erste von vielen Maßnahmen, die die zwei unternehmen, um aus ihrem merkwürdigen, aber auch einsamen Pflegevater wieder einen richtigen Menschen zu machen. Dabei sollen ihnen Annikas Zauberdosen helfen: Damit wollen sie nicht nur seinem Erzfeind, einem rassistischen und verbitterten alten Mann, eine Krankheit anhexen; nein, sie wollen mit ihrer Hilfe auch den einsamen Herrn Johansson mit der Dorflehrerin zusammenbringen. Und obwohl Herr Johansson es zunächst gar nicht so gerne sieht, dass die Kinder einander näher kommen, werden die beiden dicke Freunde, ja es keimen sogar zarte Gefühle einer ersten Liebe. Doch vor das Happy End ist noch so manche Hürde gestellt. Und erst als Herr Johansson am Ende über seinen Schatten springt und in einem dramatischen Showdown die Kinder einfach dem Zugriff der Behörden entzieht, ist der Weg für eine neue Familie frei.

Ähnlich wie Kjell-Åke Anderssons "Mein großer starker Vater" aus dem Jahre 1992 präsentiert Malmros eine Reihe skurriler Figuren und Situationen, wie sie so wohl nur in Schweden vorstellbar sind, wo die Leute – wie Andersson mal sagte – schon immer ein bisschen verrückter waren als sonst wo auf der Welt: Da ist etwa der schwarze Pianist, der einfach aus dem Nichts auftaucht und für so manchen Gag, aber auch für manchen Konflikt in der heilen Dorfwelt sorgt. Im Zentrum dieses gelungenen Sommerfilms stehen zwei miteinander verknüpfte Liebesgeschichten, die beide einige Hindernisse zu überwinden haben. Denn so wenig wie sich Annika und Mårten von Beginn an verstehen, so schwer fällt es den Erwachsenen, ihre Gefühle füreinander zu entdecken und dann auch dazu zu stehen. Besonders Herrn Johansson, der sich in seinem Leben eingerichtet hat und mit einer Fülle von Ritualen vor dem Rest der Welt schützt und sein Leben lang versucht hat, sich aus allem herauszuhalten. Wenn es dann am Ende aus ihm heraus bricht und er die Kinder einfach an sich reißt, den Polizisten niederschlägt und mit der Lehrerin und seinen Kindern gen Horizont schreitet, ist wohl niemand überraschter über diese Entwicklung als er selbst.

Malmros nimmt dabei seine Figuren immer ernst, auch wenn er mit ihnen oder gar über sie lacht, ohne sie dabei Hohn und Spott preiszugeben. Natürlich sind Herrn Johanssons Rituale zunächst einmal enorm komisch, aber bald schon blicken wir hinter die Fassade und sehen einen sehr einsamen Menschen, der nicht nur wegen seines Berufes im Dorf isoliert ist. Da stehen die zuweilen geradezu idyllischen Sommerbilder im harten Kontrast zu den Abgründen in so mancher Figur. Getragen von einem natürlich aufspielenden Ensemble ist das ein weiteres Beispiel dafür, dass man anspruchsvolles Kinderkino machen kann, ohne dass dabei der Unterhaltungswert verloren geht. Aber vielleicht geht so etwas mit dieser selbstverständlichen Leichtigkeit nur in Skandinavien und nicht hierzulande. Könnte es daran liegen, dass in den dortigen Gesellschaften Kinder einen größeren Stellenwert genießen und insgesamt ernster genommen werden?

Lutz Gräfe

Zu diesem Film siehe auch:
KJK 87-1/2001 - Kinder-Film-Kritik - Ein toller Sommer

 

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