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Ausgabe 89-1/2002

HARRY POTTER UND DER STEIN DER WEISEN

HARRY POTTER AND THE PHILOSOPHER'S STONE

HARRY POTTER UND DER STEIN DER WEISEN

Produktion: Heyday Films / 1492 Pictures / Duncan Henderson Prod. / Warner Bros.; USA / Großbritannien 2001 – Regie: Chris Columbus – Buch: Steven Kloves, nach dem gleichnamigen Roman von Joanne K. Rowling – Kamera: John Seale – Schnitt: Richard Francis Bruce – Musik: John Williams – Darsteller: Daniel Radcliffe (Harry Potter), Rupert Grint (Ron Weasley), Emma Watson (Hermine Granger), Robbie Coltrane (Rubeus Hagrid), Richard Harris (Albus Dumbledore), Alan Rickman (Prof. Severus Snape), Maggie Smith (Prof. Minerva McGonagall), Ian Hart (Prof. Quirrell), John Cleese (Sir Nicholas de Mimsy-Porpington, der "Kopflose Nick") u. a. – Länge: 152 Min. – Farbe – FSK: ab 6 – Verleih: Warner (35mm)- Altersempfehlung: ab 10 J.

1997 erblickte mit Joanne K. Rowlings Zauberlehrling Harry Potter eine Romanfigur das Licht der Welt, die sich innerhalb kürzester Zeit zu einem nie dagewesenen Phänomen entwickeln sollte: Nicht nur, dass Harry Potter mit insgesamt über hundert Millionen verkauften, in 46 Sprachen übersetzten Buchexemplaren die Kassen der Buchhändler klingeln lässt und seine schottische Schöpferin zur reichsten Frau Großbritanniens machte – der Junge mit der Zackennarbe auf der Stirn und dem Faible für fliegende Turbobesen begeistert Leser aller Altersklassen gleichermaßen.

Kein Wunder, dass es nicht lange dauerte, bis Hollywood seine Finger nach dem Gewinn versprechenden Stoff ausstreckte. Rowling gab dem britischen, aber Hollywood-erfahrenen Produzenten David Heyman den Zuschlag und bedingte sich aus, dass nur ein englischer Junge als Darsteller ihres fiktiven Schützlings in Frage kam. Erste Schreckensschreie gingen durch die Fangemeinde, als bekannt wurde, dass als Regisseur ein Amerikaner verpflichtet wurde, und zwar ausgerechnet Chris Columbus, Schöpfer handwerklich zwar ordentlicher, inhaltlich aber stets aalglatter Massenware wie "Kevin – allein zu Haus" oder "Mrs. Doubtfire". Hoffnungen dagegen weckte die Wahl des Drehbuchautors, hatte Steven Kloves doch 1989 mit der Verfilmung seines eigenen Scripts "Die fabelhaften Baker Boys" begeistert und mit "Die Wonder Boys" bewiesen, dass er in der Lage ist, das Wesentliche eines komplexen Romans auf die Leinwand zu transportieren.

Entweder hat ihn sein "magischer Touch" bei der ersten Adaption eines Potter-Romans im Stich gelassen – oder er hat dem Erwartungsdruck nicht Stand gehalten, der nun einmal nicht ausbleibt, wenn Millionen von Fans bei aller Skepsis schließlich doch darauf brennen, ihren Liebling auf der Leinwand zu bewundern: "Harry Potter und der Stein der Weisen" ist eine wenig inspirierte, reich bebilderte Inhaltsangabe, die dem Handlungsfaden des Romans geradezu sklavisch folgt, ohne jedoch unter seine Oberfläche vorzudringen.

Erzählt wird die Geschichte des zehnjährigen Harry, dessen Eltern unter ebenso dramatischen wie mysteriösen Umständen zu Tode gekommen sind, als er noch ein Baby war. Als ungeliebtes Stiefkind wächst er bei den fanatisch auf Normalität bedachten Dursleys auf, Verwandten seiner Mutter, bei denen er in der Besenkammer unter der Treppe schlafen muss. An seinem elften Geburtstag erhält er einen Brief, der ihn auffordert, sich zur Einschulung im Zauberer- und Hexeninternat Hogwarts einzufinden; der Überbringer des Briefes, ein Hüne namens Hagrid, weist ihm den Weg. Zu seiner Verblüffung scheint Harry in Hogwarts bekannt zu sein wie ein bunter Hund und mit wenigen Ausnahmen blicken seine Mitschüler ehrfürchtig zu ihm auf. Allmählich kommt nun Licht in Harrys von den Dursleys sorgsam geheim gehaltene Vergangenheit: Seine Eltern waren bedeutende Zauberer, die bei dem Versuch ums Leben kamen, dem finsteren Lord Voldemort zu trotzen. Allein Harry überlebte, weil seine Mutter ihn mit Liebe schützte – einer Liebe, die so stark war, dass Voldemort sich bis heute nicht von ihrer Kraft erholt hat. Doch Voldemort, so müssen Harry und seine besten Freunde Ron und Hermine erfahren, ist wieder auf dem Vormarsch; er scheint zu wissen, dass Harry sich in Hogwarts befindet – und er sinnt auf Rache.

So weit haben die Filmemacher den Roman unangetastet gelassen und finden perfekte Bilder für die magische Innenausstattung der Burg von Hogwarts, für das ebenso populäre wie rasante, auf fliegenden Besen ausgetragene Ballspiel Quidditch, perfekte Gesichter für Harry (Daniel Radcliffe, der zuvor in einer BBC-Verfilmung den David Copperfield gab) und seine Freunde Ron Weasley (Rupert Grint ist die große Entdeckung des Films) sowie Hermine Granger (Emma Watson). Doch das Wesentliche bleibt wie so oft den Augen unsichtbar und so versucht der ganz auf Augenschmaus gemachte Film erst gar nicht an das zu rühren, was das Besondere an den Harry-Potter-Romanen ist: Denn Harry erlebt zwar fantastische Abenteuer in einer fantastischen Welt, aber die Probleme, mit denen er zu kämpfen hat, die Ängste, die er erlebt, und die Dinge, die ihm wirklich wichtig sind, kennt jedes normale Kind. Da Harry kein besonders guter Zauberschüler ist, hilft ihm in brenzligen Situationen letztlich vor allem sein eigener Grips weiter. Das – und nicht waghalsige Loopings auf fliegenden Besen – macht Harry Potter zur Identifikationsfigur für so viele Leser. Das – und nicht die fliegenden Kerzen im Speisesaal von Hogwarts – macht die Qualität der Romane aus. Das – und nicht (nur) aufwändige Ausstattung, zauberhafte Kostüme und perfekte Tricks – hätte man gern auch im Kino gesehen.

Es gibt Kulturen, in denen der Glaube herrscht, die fotografische Verewigung einer Person raube dieser die Seele. "Harry Potter und der Stein der Weisen" zeigt mit 48 bewegten Fotos pro Sekunde, dass dieser Aberglaube ganz und gar nicht unbegründet ist.

Bärbel Schnell

Zu diesem Film siehe auch:
KJK 89-1/2002 - Kinder-Film-Kritik - Harry Potter und der Stein der Weisen

 

Bundesverband Jugend und Film e.V.HARRY POTTER UND DER STEIN DER WEISEN im Katalog der BJF-Clubfilmothek unseres Online-Partners Bundesverband Jugend und Film e.V.

 

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