Produktion: Sacher Film / Bac Films / StudioCanal / Rai Cinema / Tele+; Italien 2001 – Regie: Nanni Moretti – Buch: Linda Ferri, Nanni Moretti, Heidrun Schleef – Kamera: Giuseppe Lanci – Schnitt: Esmeralda Calabria – Musik: Nicola Piovani – Darsteller: Nanni Moretti (Giovanni), Laura Morante (Paola), Jasmine Trinca (Irene), Giuseppe Sanfelice (Andrea) u. a. – Länge: 99 Min. – Farbe – Verleih: Prokino (35mm) – Altersempfehlung: ab 14 J.
Er hat den wohl schönsten und emotionalsten Film über Trauerarbeit in der Familie gemacht und dafür in Cannes die Goldene Palme bekommen: Nanni Moretti, seit Jahren enfant terrible unter den italienischen Filmemachern mit besonderer Abneigung gegen Berlusconi, scheint besonnener geworden zu sein. Diesmal erzählt er vom tödlichen Tauchunfall eines Sohnes und den Schwierigkeiten, den Schmerzen des Verlustes in der Familie. Der Vater Giovanni (Moretti spielt ihn selbst), Psychoanalytiker, kommt von den eigenen Schuldzuweisungen nicht los: Wäre er nicht plötzlich zu einem Patienten gefahren, wäre der Unfall sicher nicht passiert. Die Mutter und die heranwachsende Tochter öffnen sich ihren Gefühlen und finden vitaler als der hadernde Vater die Kraft, das Leben nach all der Todestrauer wieder zuzulassen.
Moretti, der nicht nur sein eigener Hauptdarsteller und Regisseur ist, sondern auch Drehbuch-Koautor und Koproduzent, hat sich bisher in keinem seiner Filme so absolut den Gefühlen hingegeben: "Ich war mir nicht so genau klar, worauf ich mich da einlasse, als ich beim Schreiben des Drehbuchs wie immer den Ton und den Stil der Geschichte festlegte." Es ist ein zärtlicher aber auch vitaler Film geworden, der die Verhaltensweisen der betroffenen Angehörigen nach dem Tod eines geliebten Menschen sehr behutsam, genau und mit großem Respekt vor den Emotionen auslotet.
In Italien ist Nanni Moretti derzeit der persönlichste Filmemacher, dessen Geschichten auch immer viel mit ihm selbst und seiner Person zu tun haben. Böswillige Kritiker werfen ihm gern Narzissmus vor, aber auf so einfache Termini lässt sich der widerborstige, anarchisch intellektuelle, phantasievoll witzige Künstler nicht festlegen. Filme wie "Caro Diario" (Liebes Tagebuch) und "Aprile" sind römische Balladen des Existenzialismus der Jahrtausendwende. Politisch sind seine Filme allemal, wenn auch nicht direkt polemisch agitatorisch. Nur einmal hat er mit Freunden eine Montage von Sketchen und Impressionen gegen Berlusconi zu dem Kurzfilm "L'unico paese al mondo" (1994) zusammengestellt. Heute, da sein "bester Freund" bereits wieder an der Regierung ist, denkt er darüber anders, traut solchen filmischen Spots nicht mehr viel oppositionelle Kraft zu.
Und so ist es vielleicht auch kein Zufall, dass "Das Zimmer meines Sohnes" der melancholischste und nachdenklichste Film in der bisherigen Karriere von Nanni Moretti ist. Satirische Töne finden sich hier nur andeutungsweise in der Zeichnung der Figur des Psychoanalytikers und in vielen kleinen Momenten, in denen Moretti Augenblicke aus seinen früheren Filmen zitiert. Und es gehört nicht nur eine große Sensibilität, sondern auch sehr viel Mut dazu, sich so auf die Darstellung von Gefühlen einzulassen, sich ihnen gleichzeitig auszuliefern und zu konfrontieren. Nanni Moretti gelingt das bravourös, und wenn man im Kino den Eindruck hat, jetzt sei es allmählich genug mit der Trauer, hat er den genialen Einfall, die Rückkehr zum Leben durch einen ganz normalen Telefonanruf einzuleiten – der allerdings mit dem absoluten Überraschungsmoment dreifacher Ahnungslosigkeit arbeitet: auf Seiten der Angerufenen, der Anruferin und der Kinozuschauer. Eine Freundin des tödlich verunglückten Sohnes meldet sich – und alles bekommt wieder einen neuen, anderen, lebendigen Sinn. Es geht weiter, Bewegung löst die Erstarrung ab und am Ende gibt der mediterrane Morgen am Strand den Blick frei auf einen neuen wunderbaren Anfang. Und man wird verdammt neugierig auf den nächsten Film von Nanni Moretti.
Frauke Hanck
Zu diesem Film siehe auch:
KJK 89-1/2002 - Interview - "Ich finde private Geschichten einfach spannender zu erzählen"
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