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Ausgabe 93-1/2003

"Die Grundstimmung ist lebensbejahend"

Aus einem Gespräch mit Elke Ried, Produzentin des Films "Der zehnte Sommer"

(Interview zum Film DER ZEHNTE SOMMER)

"Der zehnte Sommer" (Regie: Jörg Grünler, Drehbuch: Dieter Bongartz, nach seinem Roman "Der zehnte Sommer des Kalli Spielplatz") wurde für den Wettbewerb des Kinderfilmfestes Berlin 2003 ausgewählt und ist der erste Kino-Familienfilm der Produktionsfirma Zieglerfilm Köln.

KJK: Der Film wird weitgehend aus der Sicht des Kalli erzählt. Welche Motive stecken dahinter?
Elke Ried: "Im Vordergrund steht die Geschichte dieses Sommers, seines Sommers, in dem unser Held viel erlebt. Dabei geht es um Freundschaft, Liebe, Eros und Moral. Diese Dinge begegnen ihm auf verschiedenen Ebenen. Da gibt es einmal eine erste zarte kleine Liebe zwischen ihm und Franzi, einem Mädchen aus der Nachbarschaft. Dann eine Dame von zweifelhaftem Ruf, die im Nachbarhaus wohnt, 'Frau Hilfers und ihre Töchter'. Vor ihr soll sich Kalli in Acht nehmen. Aber er beobachtet auch, wie sein Vater mit Frau Hilfers spricht, das verunsichert ihn. Auch er knüpft Kontakt zu ihr und merkt, dass sie sehr nett ist und einfach eine andere Lebensweise hat als die übrige Bevölkerung zu dieser Zeit in dieser kleinen Provinzstadt. Insofern ist es auch ein Film gegen Vorurteile und für Offenheit. Das Ganze wird aus Kallis Perspektive erzählt und hier vermischen sich wie bei jedem Kind Phantasie und Realität. Es gibt zudem einen Erzähler, der eher heiter und ironisch Gedanken von und zu Kalli einbringt. Und nicht zu vergessen, Kalli bekommt einen Affen."

Welche Rolle spielt der Affe?
"Die dritte Ebene im Film ist die Liebe zu einem kleinen Affen, von dem sich Kalli am Ende auch wieder trennen muss. Das ist ein großer Schmerz für ihn. Aber er muss sich entscheiden, weil dieser Affe auf Dauer nicht in der Wohnung bleiben kann. Er muss versteckt werden. In Frau Hilfers finden die Kinder aber eine Verbündete. Auf der anderen Seite haben auch die Erwachsenen Geheimnisse, die für die Kinder obskur, aber auch faszinierend sind."

Wie wurden die jungen Darsteller gefunden?
"Wir haben mit der Casting-Agentur von Maria Schwarz zusammengearbeitet und sehr viele Bänder gesichtet und weitere Castings gemacht. Wenn die Kinder in so vielen Bildern wie in unserem Film spielen, müssen sie viel Talent mitbringen, denn sie prägen den Film wesentlich. Am Ende war entscheidend, ob die Kinder in den Rollen wirklich spielen konnten. Manche Kinder, die vom Theater kommen, sind viel zu theatralisch, denn beim Film muss man ja eher leise sein und sich wirklich in die Rolle hineinversetzen."

Haben die kleinen Hauptdarsteller schon Filmerfahrung?
"Martin Stührk als Kalli kommt aus München und hat bisher eine Rolle als einziges Kind in einem Film gespielt. Michelle Bartl aus dem Münsterland verkörpert als Franzi ihre erste Rolle. Die anderen beiden Jungdarsteller sind aus Köln und haben schon Kameraerfahrung."

War es bei einem so großen Szenenanteil der Kinder schwierig, ihre Beschäftigungszeiten zu organisieren?
"Das Land NRW hat ja versucht, durch einen Erlass die Grenzen etwas weiter zu stecken, insofern als die Anwesenheit von Kindern am Drehort bei bestimmten Projekten länger sein darf. Wir haben alle diese Bedingungen erfüllt. Es gab eine medienpädagogische Fachberaterin am Set, die dafür speziell ausgebildet worden war. Sie hat mit unserer Herstellungsleitung auch die nötigen Genehmigungen eingeholt. Das Amt für Arbeitsschutz hat uns eine erfreuliche Ausnahmegenehmigung gegeben, so dass die Kinder sechs Stunden am Drehort sein durften. Im Gesetz sind nur drei Stunden Drehen erlaubt. Es ist aber Auslegungssache, wie lange sich die Kinder am Drehort aufhalten dürfen. In der Praxis wurden sie zwischendurch auch vom Set weggebracht. Außerdem ist es ja auch ein Unterschied, ob sie bei einem Familienfilm mitwirken oder zum Beispiel als Opfer in einem Krimi."

Kommen wir zurück auf die angesprochenen Vorurteile und andere soziale Spannungen. Wie werden die im Film thematisiert?
"Kalli lebt in einer intakten Familie. Natürlich sind da nicht alle immer nur fröhlich und es gibt auch Probleme, aber die stehen nicht im Mittelpunkt des Geschehens. Er bekommt die aber mit und das macht ihn im Lauf des Films auch ein Stück erwachsener. Sein Freund Polli zum Beispiel kommt aus einer zerbrochenen Familie, seine Mutter ist abgehauen, was er aber zunächst verschweigt. Insgesamt geht es in unserem Film um die Erfahrung von Freundschaft und Liebe, Toleranz und Verständnis, ohne dass soziale oder emotionale Probleme ausgeklammert werden. Es ist ein Film über die Lust am Leben.
Es gibt auch komische Momente, es ist aber keine Komödie. Der Film hat durchaus auch märchenhafte Elemente. Trotzdem bleibt es eine realistische Situation. Uns war wichtig, dass alles glaubwürdig ist, dass alles so sein könnte, wie wir es zeigen. Der Film heißt nicht nur 'Der zehnte Sommer', er soll auch viel Wärme ausstrahlen. Deshalb haben wir auch großen Wert auf ein sehr warmes Licht gelegt."

Welche Zielgruppe soll angesprochen werden?
"Die gesamte Familie von acht bis 80. Ich denke, dass der Film sowohl für Kinder interessant ist als auch für Eltern, weil er verschiedene Ebenen hat. Er soll für jeden verständlich, aber auch interessant sein."

Will sich Zieglerfilm Köln auf Familienfilme spezialisieren?
"Mein Herz schlägt immer noch für das junge Publikum. Wir wollen uns da aber nicht spezialisieren als Produktionsfirma, denn damit alleine kann man nicht existieren. Aber solche Filme sollen durchaus auch unser Firmenprofil prägen. Wir entwickeln auch schon weitere Projekte. Mein Wunsch wäre, dass es künftig jedes Jahr einen gibt. Wir haben bereits eine Drehbuch-Förderung vom Kuratorium junger deutscher Film für das Projekt 'Milo und das grünhaarige Mädchen' bekommen. Das Drehbuch schreibt Rudolf Herfurtner nach seinem Roman. Mit Unterstützung der Filmstiftung und des ZDF entwickeln wir die Kinder- und Jugendserie 'Das Schattenpferd', die als Koproduktion mit Kanada geplant ist. Es gibt also einige Projekte im Bereich Kinder und Jugend. Ich freue mich darauf."

Mit Elke Ried sprach Reinhard Kleber

 

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