Produktion: Kinderfilm GmbH / MDR; Deutschland 2003 – Regie: Karola Hattop – Buch: Michael Demuth – Kamera: Konstantin Kroenig – Musik: Moritz Denis, Eike Hosenfeld – Darsteller: Michael von Au, Justine del Corte, Frederick Lau, Antje Westermann, Sven Lubeck, Carina Hinzen, Dirk Schoedon, Lion Kramer – Länge: 89 Min. – Farbe – Altersempfehlung: ab 10 J.
Wir alle kennen den 13-jährigen Tobias aus der Sozialstatistik: als Kind einer alleinerziehenden – Vater unbekannt –, erziehungs- und rechtschreibschwachen, arbeitslosen Mutter, die einen Hang zu brutal machohaften Lebensgefährten hat, ein Kind, das im ostdeutschen Plattenbau an der Armutsgrenze lebt, das in der Hierarchie der Schulklasse ganz unten steht und vom aufgemotzten Platzhirsch unterdrückt und "bloß" von einer Molligen unterstützt wird, das fern von Cash, Computern und coolen Klamotten mit geringen Bildungschancen aufwächst usw. usw. Warum wurde der Film beim Chemnitzer "Schlingel" mehrfach ausgezeichnet? Ein Thüringer Kollege meinte, die Identifikationsmerkmale seien so tief gesetzt, dass sie auch bei sehr schlecht Gestellten noch funktionierten. Sie funktionierten offenbar auch bei besser Gestellten, auch wenn Drehbuch und Regie den Tod der geliebten Mutter noch "draufsetzten" und Tobias als mittellose Vollwaise in der wunderschön gefilmten Plattenbaulandschaft Jenas – zunächst – stranden ließen ...
Tobias bleibt aber – scheinbar – nicht ganz allein zurück, denn nebenan lebt seit kurzem und nur vorübergehend der nette Max (Michael von Au) mit schickem Cabrio und mit einem Leguan. Tobias "leiht" sich diesen aus, um seinen bodenlosen Sozialstatus in der Klasse aufzuwerten. Dann hangelt er sich von einer Notlüge zur nächsten, zieht den gutmütigen Max immer tiefer mit hinein. Diesem eröffnet sich erst allmählich das ganze Ausmaß von Tobias psychosozialem Elend. Und Max "spielt" vor der Klasse und der Schule den guten, interessanten, liebenswürdigen, jahrelang "verschollenen" Vater. Erst als die Situation durch den Tod der Mutter zur Entscheidung drängt, trennen sich beider Wege: Tobias hatte trotz der Warnung "gewöhn' dich nicht zu sehr an mich" gehofft, dass ihn Max bei sich behalten würde; Max aber hatte grade seine Freundin verlassen, weil die eine Familie gründen wollte. Und so geht Tobias ins Kinderheim.
Der Film mutet dem Zuschauer zu, eineinhalb Stunden lang darauf zu verzichten, dass Sehnsüchte nach Geborgenheit und Harmonie erfüllt werden. Sozusagen auf den letzten Metern fällt die hoffentlich (!) endgültige Entscheidung: Tobias schickt Max ein seinerzeit hart erkämpftes Video als Weihnachtsgeschenk, das Max Einblick in die Ernsthaftigkeit des Vater-Sohn-Spiels gibt. Beide sind gereift. Denn Max war keineswegs nur gutmütig. Als Autor der beliebten Soap "Mitten im Leben" war er auf einem Tiefpunkt angekommen. Das Schicksal von Tobias gibt ihm einen entscheidenden Kick, er schlachtet die Beziehung erfolgreich aus – bis hin zu wörtlichen Zitaten aus Gesprächen, die für das Kind existenzielle Bedeutung hatten. Das verspätete gegenseitige Annehmen verweist auf die Brüchigkeit der Voraussetzungen, aber auch auf die Tragfähigkeit einer ungewöhnlichen Partnerschaft.
Der Erfolg des Films beim Chemnitzer Schlingel mag damit zu tun haben, dass er die ostdeutsche Realität trifft. Es wäre allerdings eine Illusion, seine Gültigkeit auf die neuen Länder zu begrenzen. Längst sind auch in den Schulen im Westen gefährliche "Hierarchien" entstanden, vor denen die Lehrkräfte kapitulieren – und wegschauen. Der Film sollte möglichst weite Verbreitung finden, damit alle wieder hinschauen. Durch die geschickte Dialektik seiner Dramaturgie stellt er niemanden bloß und macht jeden betroffen. Er ist Zeitdokument und "Pflichtlektüre".
Christl Grunwald-Merz
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