Produktion: DreamWorks; USA 2004 – Regie: Andrew Adamson, Kelly Asbury, Conrad Vernon – Buch: Joe Stillman, J. David Stem, David N. Weiss, basierend auf den Charakteren von William Steig – Schnitt: Michael Andrew, Sim Evan-Jones – Musik: Harry Gregson-Williams – Länge: 92 Min. – Farbe – FSK: o. A. – Verleih: UIP – Altersempfehlung: ab 10 J.
Vor drei Jahren hat der digitale Animationsfilm "Shrek" um einen rülpsenden grünen Sumpfbewohner weltweit rund 480 Millionen Dollar eingebracht und Disney den ersten Oscar in der neu geschaffenen Kategorie "Bester animierter Spielfilm" weggeschnappt. Mit dem ebenso fantasievollen Nachfolgefilm "Shrek 2" gelang dem Studio DreamWorks ein Kino-Knaller, der seine Uraufführung auf dem Filmfestival in Cannes feierte und in nur 26 Tagen in den USA mit einem Einspiel von 353 Millionen Dollar zum erfolgreichsten Animationsfilm aller Zeiten aufstieg. "Shrek 2" muss zwar auf Überraschungseffekte und ein Stück Magie des Originals verzichten, ist dafür aber erwachsener, pointenreicher und noch cooler geworden. Mit dem Happy Ending für den netten grünen Monster-Oger Shrek und die liebliche Prinzessin Fiona hatten sich die Filmemacher im ersten Teil in eine Sackgasse manövriert. Das dramaturgische Dilemma haben sie in der Fortsetzung clever gelöst, indem sie die Familie Fionas erweiterten und neue Gegenspieler einbrachten.
Kaum von der Hochzeitsreise zurückgekehrt, müssen die Jungvermählten zum Königreich Weit-Weit-Weg aufbrechen. Dort haben Fionas Eltern Harold und Lillian ein Fest organisiert, bei dem sie den Schwiegersohn kennen lernen möchten – ohne zu ahnen, wie er aussieht und die einstmals so schöne Fiona inzwischen auch. Begleitet vom geschwätzigen Esel Donkey gerät das Paar bald in aufregende Abenteuer. Denn der Schwiegerpapa und die intrigante Gute Fee haben den Gestiefelten Kater, einen berüchtigten Oger-Killer, beauftragt, Shrek auszuschalten. Schließlich hatte Harold die Hand seiner Tochter dem adretten Prinz Charming versprochen, den eitlen Sohn der Guten Fee.
Während im Original Mike Meyers, Cameron Diaz und Eddie Murphy Shrek, Fiona und Donkey abermals ihre Stimmen leihen, begaben sich in der Synchronfassung erneut Sascha Hehn, Esther Schweins und Randolf Kronberg vor die Mikrofone. Prominente Sprecher wurden in beiden Fassungen auch für neue Figuren wie Lillian (Julie Andrews/Marie-Luise Marjan) und den Kater (Antonio Banderas/Benno Fürmann) engagiert. Den größten humoristischen Beitrag leistet dabei der putzig-großmäulige Kater, der sich als Mini-Zorro-Ausgabe erst mit Macho-Killer-Sprüchen brüstet und dann kleinlaut mit Shrek verbündet. Natürlich begegnet der geschwätzige Esel dem neuen Rivalen um die Gunst Shreks mit Misstrauen, was neben den bewährten Wortgefechten mit dem gutmütigen Oger für jede Menge Lacher sorgt.
Bezog schon der erste Teil einen Großteil seines Witzes aus der respektlosen Persiflierung populärer Märchen von Grimm bis Andersen, bekannter Filmklassiker und aktueller Entertainment-Stars, so setzt "Shrek 2" diesen subversiven Kurs mit leicht erhöhtem Tempo fort. Dabei ziehen Adamson & Co auch jede Menge Filme von "Alien" über "Zorro" bis "Mission Impossible" durch den Kakao. Während erwachsene Zuschauer bei derlei politisch inkorrekten Satiren allemal auf ihre Kosten kommen, wird die spürbar gesteigerte Gag- und Slapstick-Dichte die jungen Kinobesucher erfreuen. Sie amüsieren sich gewiss am meisten bei der Verballhornung von Figuren wie Pinocchio, dem Wolf aus dem "Rotkäppchen", dem Gestiefelten Kater und der Guten Fee, die alsbald ihre dunkle Seite offenbart. Dafür ist das Figurenarsenal diesmal so umfangreich und vielfältig geraten, dass gerade kleine Kinder sicher nicht alle bei der ersten Sichtung einordnen können.
Dass der zweite "Shrek" (und nicht erst der geplante dritte oder gar der vierte) schon etwas 'erwachsener' geworden ist, lässt sich nicht zuletzt an der Story-Entwicklung ablesen, die typische Erwachsenen-Themen wie Probleme mit den Schwiegereltern und Ehe-Zwistigkeiten aufgreifen. An alle Altersklassen richtet sich dagegen der geschickt verpackte Toleranz-Appell, müssen doch vor allem Fionas Eltern und der Hofstaat ihre Vorurteile gegen die Oger-Fremdlinge überwinden.
Reinhard Kleber
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