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Ausgabe 101-1/2005

FIA!

FIA OG KLOVNENE

Produktion: Norwegian Film Institute; Norwegen 2003 – Regie: Elsa Kvamme – Buch: Elsa Kvamme, nach dem Roman "Fia Barnet" von Gunn Bohmann – Kamera: Kjell Vassdal – Musik: Geir Bøhren, Bent Åserud – Darsteller: Klara Døving (Fia), Sergio Bini (Zauberer), Hanne Lindbæck (Fias Mutter), Stig Henrik Hoff, Anne Ryg, Minken Fosheim u. a. – Länge: 95 Min. – Farbe – Dt. Erstaufführung: Nordische Filmtage Lübeck 2003 – Altersempfehlung: ab 8 J.

Die achtjährige Fia macht alles Mögliche, damit ihre Mutter nicht traurig ist, sie stiehlt, unterschlägt die Briefe des Sozialamts und begibt sich sogar in Lebensgefahr, als sie im dritten Stock aus dem Fenster klettert, während die Polizei wieder einmal anrückt. Die Nachbarn haben sich beschwert, denn die alleinerziehende Mutter feiert mit ihrem Freund übermütig bei voller Lautstärke. Für Fia hingegen gibt es wenig zu feiern, sie war trotz ihrer acht Jahre noch nie in der Schule, sie kennt auch ihren Vater nicht und die Mutter ist trotz bester Absichten bereits hoffnungslos mit sich selbst überfordert und bekommt ihr Leben nicht in den Griff. Irgendwann reicht es dem Sozialamt, die Mutter soll in Therapie, Fia derweil zu Pflegeeltern kommen.

Nanna und Siggen haben keine eigenen Kinder. Liebevoll bemüht, aber mangels Erfahrung auch etwas unsicher, kümmern sie sich um die widerborstige Fia, die nur den einen Wunsch hat, wieder bei ihrer Mutter zu sein. Die wenigen Besuche der Mutter stürzen sie in einen tiefen Konflikt. Sie merkt, dass ihr die neuen Pflegeeltern ein liebevolles und geordnetes Zuhause geben können, wozu die Mutter bisher nicht in der Lage gewesen ist, aber soll sie deshalb ihre eigene Mutter verraten, muss sie sich wirklich zwischen den beiden entscheiden? In ihrer Not, die noch verstärkt wird, weil sie in der Schule als Außenseiterin gilt, bekommt sie unerwartet Hilfe von ihrem ehemaligen Wohnungsnachbarn Bustric. Dieser ist Clown und Zauberer, er bringt mit seiner Magie ihre Welt wieder in Ordnung und hilft ihr auch, in der Schule und von der Klassenlehrerin anerkannt zu werden. Ihre Entscheidung aber, ob sie bereit ist, die Liebe der Pflegeeltern anzunehmen, ohne das Gefühl zu haben, dabei ihre Mutter zu verraten, muss sie ganz alleine treffen.

Elsa Kvamme arbeitete bisher vorwiegend als Drehbuchautorin und Theaterregisseurin. In ihrem Spielfilmdebüt nach einer Vorlage der norwegischen Kinderbuchautorin Gunn Bohmann wagte sie sich an ein Thema, das für viele Kinder längst kein extremes Einzelbeispiel fern ihrer Alltagsrealität mehr ist, im Kinderfilm aber nur selten aufgegriffen wird, zumindest nicht in dieser Deutlichkeit und Eindringlichkeit. Der die Grundfesten ihrer Existenz erschütternde Konflikt des zwischen zwei Müttern stehenden Kindes wurde von Hauptdarstellerin Klara Døving rundum überzeugend vermittelt. Auf dem Chemnitzer Kinder- und Jugendfilmfestival "Schlingel" 2004, das den Film im Kinderfilmwettbewerb präsentierte, bekam sie für ihre Leistung den dort von der Kinderjury verliehenen Preis als beste Kinderdarstellerin.

Der Preis zeigt, dass auch Kindern diese streckenweise harte Kost durchaus zugemutet werden darf, zumal Elsa Kvamme die Geschichte sehr einfühlsam in Szene setzte und durchaus kindgerecht darauf achtete, dass die positiven Aspekte überwiegen. Sowohl die Konflikte wie die kindliche Magie bzw. Fias fester Glaube an Wunder und Zauberei werden aus der Perspektive des Kindes gezeigt. Während es für Kinder also genügend Identifikationsmöglichkeiten gibt, dürften Erwachsene eher ein Problem mit dem Film haben, denn er stellt das (krankhafte) Verhalten von Fias Mutter ohne soziale Hintergründe als gegeben dar und gängige Klischeevorstellungen von perfekten Pflegefamilien mitsamt pädagogischer Idealvorstellungen im Schulbereich kräftig in Frage.

Holger Twele

Zu diesem Film siehe auch:
KJK 101-1/2005 - Interview - "Für Kinder darf diese Geschichte nicht tragisch enden"

 

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