Produktion: Nordisk Film A/S / A.Film / TV2; Dänemark 2004 – Regie: Stefan Fjeldmark, Kresten Vestbjerg Andersen, Thorbjørn Christoffersen – Buch: Mette Heeno nach einer Idee von Anders Matthesen – Schnitt: Martin Wichmann Andersen, Per Risager, Mikael R. Ryelund – Musik: Bossy Bo – Stimmen: Anders Matthesen (alle) – Länge: 78 Min. – Farbe – Weltvertrieb: Nordisk Film International Sales, Kopenhagen, e-mail: contact@nordiskfilm.com – Alterseignung: ab 14 J.
Die Erlebnisse von Terkel, 11, hat sich dieser 3-D Animationsfilm – basierend auf einer dänischen Radio-Serie des Stand-up Comedian Anders Matthesen, der im Film als Erzähler fungiert und zudem alle Stimmen spricht – auf drastische Weise vorgenommen. Terkel hat auf der ganzen Linie Probleme – mit seinen Klassenkameraden Steen und Saki, mit seiner Kette rauchenden Mutter und dem stets in eine Zeitung vertieften Vater, und schließlich erhält er auch noch anonyme Drohungen und ein Stein fliegt durch Terkels Schlafzimmerfenster. Wer hat es auf ihn abgesehen?
Die Vorführung von "Terkel in Trouble" bei den Nordischen Filmtagen in Lübeck 2004 provozierte die unterschiedlichsten Reaktionen. Die meisten der erwachsenen Zuschauer, aber auch einige Jugendliche fanden den Film für Kinder viel zu brutal und die Erwachsenen empörten sich, dass "so ein Film" nichts auf einem Filmfest zu suchen habe. Ein wirklich dankbares Objekt, um sich über Brutalität im (Kinder-)Film auszutauschen und allein darum war "Terkel" auf den Filmtagen richtig platziert. Denn wo sonst wenn nicht hier in der Kinder- und Jugendfilmsektion kann man mit jungen Zuschauern und Fachleuten gleichzeitig diskutieren? Und Terkel rief vor allem darum so heftige Reaktionen hervor, weil er in seiner 3-D Animation so perfekt gemacht ist. Auf der Metaebene behauptet der Film, der Gewalt gegenüber subversiv Stellung zu beziehen, indem er sie überzeichnet. Genau darum drehte sich auch die hitzige Diskussion: Verstehen Kinder – in Dänemark ab 6 Jahren freigegeben – diesen kritischen Unterton oder finden sie einfach nur die Darstellung von Gewalt und die coolen Sprüche gut? Die erwachsenen Kinogänger erkennen Filmzitate aus Psychothrillern wie z. B. aus "Shining" oder aus Horrorfilmen, dem jungen Publikum bleibt dies aber verborgen.
Der Film beginnt zunächst harmlos, ganz allmählich steigert sich die Brutalität: So springt das dicke Mädchen aus dem Fenster, schlägt aufs ekligste unten auf dem Pflaster auf und die umstehenden Kinder werden mit ihrem Blut bespritzt, oder: Die kleine Schwester von Terkel ist so tollpatschig, dass sie sich beim Essen erst das eine Auge aussticht, später das andere – mit der Gabel im Auge und einem Blindenstock wankt sie durchs Zimmer. Und Terkel wird einerseits durch zwei schlagende Jungs in seiner Klasse drangsaliert, andererseits ist er einer diffusen Bedrohung ausgesetzt und weder er noch die Zuschauer wissen zunächst, durch wen sie ausgeübt wird.
Interessant ist die Figur des Erzählers, der immer in andere Rollen schlüpft und die Geschichte kommentiert. Diese beobachtende Funktion hat zunächst etwas Beruhigendes, als könne es nicht ganz so schlimm kommen wie es dann aber tatsächlich im rasanten Show Down geschieht. Und hier liegt auch der kritische Punkt des Films: Die Gewalt, die Terkel angetan wird, kann er nur mit Gegengewalt lösen, indem er seinen Angreifer tötet, ja der zurückhaltende Junge muss lernen sich zu wehren, sonst stirbt er. Ist das die kritisch überdachte Lösung der Filmemacher, die sie dem Publikum anbieten? Oder hat es ihnen nicht einfach Spaß gemacht einen Splatter-Animationsfilm in der Tradition von "South Park" zu drehen mit immer neuen absurden Gewaltorgien? Das sollte vielleicht als Provokation dienen und zum Nachdenken animieren, aber ich bezweifle, dass das von den jungen Zuschauern so aufgenommen wird.
Am bedrohlichsten ist dabei, dass Terkel ganz allein ist bzw. immer einsamer wird, weil er sich mit seinem einzigen Freund überwirft. Er versucht in verschiedenen Phasen, sich den Erwachsenen anzuvertrauen, aber scheitert immer an deren Desinteresse, Zeitmangel usw. Das war auch ein ganz wesentliches Argument der Kinder im Kino, dass nicht einmal die Eltern ihren Sohn ernst nehmen und das hat die Kinder sehr beunruhigt.
Katrin Hoffmann
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