Produktion: SamFilm, Deutschland 2004 – Regie und Buch: Joachim Masannek – Kamera: Sonja Rom – Schnitt: Dunja Campregher – Musik: Peter Horn, Andrej Melita – Songs: Bananafishbones – Darsteller: Jimi Blue Ochsenknecht (Leon), Sarah Kim Gries (Vanessa), Raban Bieling (Raban), Wilson Gonzales Ochsenknecht (Marlon), Lennard Bertzbach (Gonzo Gonzales), Tim Wilde (Leons+Marlons Vater), Uwe Ochsenknecht (Maxis Vater) – Länge: 86 Min. – Farbe – FSK: o. A. – Verleih: Buena Vista – Altersempfehlung: ab 6 J.
Der Teufelstopf wird zum Hexenkessel. Wieder einmal steht ein entscheidendes Spiel bevor, das gewonnen werden muss. Nur so kann sich der große Traum der wilden Fußballkerle erfüllen: einmal gegen die Nationalmannschaft antreten! Besonders für Vanessa, dem einzigen Mädchen in der Mannschaft, das inzwischen die wildesten Tore schießt, wäre das ein riesiges Erfolgserlebnis. Doch als Gonzo Gonzales auftaucht, der 15-jährige coole Anführer einer Skatergang, und seine Glutaugen in ihre versenkt, gehen Vanessas Träume ins Abseits. Kalten Herzens verlässt sie Leon, den Zwölfjährigen, und die Wilde-Kerle-Fußballmannschaft. Vergessen ist der Treueschwur, Vanessa ist eine Verräterin, aber niemand will sich damit abfinden, am wenigstens Leon, der zwölfjährige Mannschaftskapitän. Die Jungs entwerfen kindlich verwegene Pläne, wie sie Vanessa zurückholen können. Leons Vater will sich zwar nicht einmischen, aber zu diesem Punkt hat er doch etwas zu sagen. Schließlich befolgen die Jungen seinen Rat und schreiben dem Mädchen einen Brief, in dem sie ihre Gefühle offenbaren, was Leon am besten gelingt, weil er auf sein Herz hört. Auch die anderen Herzen beginnen zu glühen. Bis zum siegreichen Finale passiert in diesem zweiten Wilde-Kerle-Film jede Menge Unwahrscheinliches, Turbulentes, Phantasievolles, Magisches.
Joachim Masannek, 44 Jahre jung, Erfinder der Wilden Fußballkerle, hat sich wieder einen Traum erfüllt und den zweiten Film nach seinen erfolgreichen Büchern in Szene gesetzt, und zwar so, wie er sich das beim Schreiben ausgemalt hat. Er entwirft freie, wilde Kinderwelten außerhalb genormter Kinderzimmer und Spielplätze, frei von Markenprodukten und Unterhaltungselektronik. Er kreiert selbst eine Marke, die der "Wilden Kerle", für die Schwarz die beste Farbe ist, dagegen setzt er das dekadent Farbige der Skatergang "Flammenmützen". Die Spielhandlung findet auf Schau-Plätzen fernab jeden bestimmbaren Ortes statt, da ist einmal der Bolzplatz "Teufelstopf" in freier Landschaft, das luftige Wilde-Kerle-Quartier – ein Baumhaus im Nirgendwo, und die mystische Nebelburg der "Flammenmützen" in einem verlassenen Fabrikgelände. Die Inszenierung konzentriert sich auf die rivalisierenden Kindercliquen. Erwachsene fungieren in diesem zweiten Film nur noch als Randfiguren. Die Handlung gleitet bisweilen ins märchenhaft Magische, visuell verkörpert durch die Figur des Gonzo Gonzales mit seinem Spleen. In all diesem überbordenden Einfallsreichtum drückt der Regisseur erste zarte Gefühle aber in ruhigen Schwarzweiß-Bildern mit rot glühenden Herzen aus, die unter den schwarzen T-Shirts der wilden Fußballjünglinge aufleuchten – ein Ausflug in die Poesie. Auch der erste Kuss wird gefühlvoll aus der Sicht der Jungen inszeniert und vom Kinderpublikum als echtes Gefühl akzeptiert. Die gut platzierten Songs der Bananafishbones – die schon im ersten Film für die Musik zeichneten – verstärken auch hier die Emotionen.
"Alles ist gut, solange du wild bist" – das ist das Motto der Wilden Kerle und das Markenzeichen ihres Schöpfers Joachim Masannek, der eine eigene Welt erschaffen hat und damit in einer Reihe steht mit "Harry Potter", "Bibi Blocksberg", "Sams" oder wie einst "Pippi Langstrumpf", das heißt die Bücher ebnen den Zugang zu den Filmen.
Gudrun Lukasz-Aden / Christel Strobel
Zu diesem Film siehe auch:
KJK 104-1/2005 - Interview - "Filme an die man glaubt, letztendlich möglich zu machen – darum geht es ja"
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